- Eine Untersuchung mit Ratten deutet darauf hin, dass die Pubertät früher einsetzt, wenn Kinder häufig mit Blaulicht in Kontakt sind.
- Außerdem beeinflusst die Nutzung von Smartphones oder Laptops wohl die zukünftige Fruchtbarkeit.
Schon länger ist es gang und gäbe, dass Kinder bereits ein eigenes Smartphone besitzen. Auch Tablets und Laptops stehen hoch im Kurs. Wie sich das Blaulicht der Bildschirme auf den Menschen auswirkt, dazu gibt es immer wieder Studien. Allerdings sind viele Bereiche, wie sich die Strahlen auf den Körper auswirken, noch unerforscht.
Ein Wissenschaftsteam aus der Türkei hat nun untersucht, wie sich Blaulicht auf den Hormonspiegel auswirkt. Die Ergebnisse wurden bei einem Treffen der European Society for Paediatric Endocrinology vorgestellt und von der Plattform Eurekalert veröffentlicht.
Studie an Ratten: Blaulicht kann zu früherem Einsetzen der Pubertät führen
Für die Studie untersuchten Dr. Aylin Kilinç Uğurlu und ihr Team in Ankara mithilfe von Ratten die Auswirkungen von Blaulichtexposition auf den Spiegel der Fortpflanzungshormone und den Zeitpunkt des Pubertätsbeginns. Die weiblichen Ratten wurden dafür in drei Gruppen mit je sechs Tieren aufgeteilt. Dann wurden sie entweder einem normalen Lichtzyklus, sechs Stunden oder zwölf Stunden lang blauem Licht ausgesetzt. Anzeichen der Pubertät zeigten sich bei den Ratten, die Blaulicht ausgesetzt waren, früher als bei jenen, die es nicht waren. Und je mehr Blaulicht die Tiere ausgesetzt waren, desto früher zeigten sich Anzeichen der Pubertät.
Außerdem stellte das Forschungsteam bei den mit Blaulicht bestrahlten Ratten verringerte Melatoninwerte, erhöhte Werte bestimmter Fortpflanzungshormone wie Östradiol und physische Veränderungen im Eierstockgewebe fest. Die Tiere, die dem Licht zwölf Stunden lang ausgesetzt waren, wiesen zudem Anzeichen von Zellschäden und Entzündungen in ihren Eierstöcken auf.
Eine Blaulichtexposition (das Ausgesetztsein von Blaulicht, Anm.d.Red.), die ausreiche, um den Melatoninspiegel zu verändern, sei auch in der Lage, den Spiegel der Fortpflanzungshormone zu verändern und einen früheren Beginn der Pubertät der Ratten zu verursachen, fasst Uğurlu zusammen.
Studienautorin: Daten deuten darauf hin, dass es sich bei Kindern ähnlich verhält
Bislang sei es eine logische Schlussfolgerung, dass sich Blaulicht ähnlich auf Menschen auswirkt wie auf Ratten, betont sie. "Aber diese Daten deuten darauf hin, dass Blaulichtexposition als Risikofaktor für ein früheres Einsetzen der Pubertät angesehen werden könnte." Denn der Zeitpunkt der Pubertät bei Ratten entspricht in etwa dem der Menschen – die geringere Lebenserwartung der Ratten berücksichtigt.
Das Forschungsteam betont, dass weitere Untersuchungen gesundheitlicher Auswirkungen von Blaulicht auf den Hormonspiegel und den Beginn der Pubertät bei Kindern nötig sind. Allerdings sagt Uğurlu: "Auch wenn die Ergebnisse nicht schlüssig sind, raten wir dazu, die Verwendung von Geräten, die blaues Licht aussenden, bei Kindern in der Vorpubertät zu minimieren, insbesondere am Abend, wenn die Exposition die größten hormonverändernden Auswirkungen haben kann."
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Pubertät beginnt immer früher
Kinder kommen mittlerweile immer früher in die Pubertät. Laut einer dänischen Studie aus dem Jahr 2018 bekommen Mädchen im Schnitt mit 13 Jahren ihre erste Menstruation, bei Jungen geht es mit dem Stimmbruch durchschnittlich ab 13,1 Jahren los. Das Alter der Pubertät sei damit gesunken, schreiben die Autoren.
Ein Grund dafür ist jedoch wohl nicht ausschließlich die Nutzung von Smartphone und anderen Geräten mit Blaulicht. So schreiben etwa Forscherinnen und Forscher der Universität Berkeley (USA) im Jahr 2018, Untersuchungen hätten gezeigt, dass Körperpflegeprodukte, in denen Phthalate, Parabene und anderen Phenole enthalten sind, den Zeitpunkt der Pubertät beeinflussen – vor allem bei Mädchen. Konsumierten die Mütter solche Produkte, trat bei ihren Töchtern die erste Menstruation im Schnitt sechs Monate früher auf als bei Töchtern, deren Mütter auf Kosmetika und Pflegeprodukte mit diesen Inhaltsstoffen verzichteten.
Die Pubertät ist ein komplexer Vorgang. Weshalb sie mittlerweile früher stattfindet, lässt sich nicht an einem einzigen bestimmten Verhalten festmachen.
Verwendete Quellen:
- eurekalert.org: "Excessive smartphone screen time linked to earlier puberty onset" (16. September 2022)
- academic.oup.com: "Association of phthalates, parabens and phenols found in personal care products with pubertal timing in girls and boys" (4. Dezember 2018)
- onlinelibrary.wiley.com: "Timing of puberty in boys and girls: A population-based study" (11. Oktober 2018)
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