- Rauchen sorgt in Deutschland für zahlreiche Todesfälle: 2018 starben etwa 127.000 Menschen an den Folgen tabakbedingter Erkrankungen.
- Zur Bekämpfung empfiehlt der "Tabakatlas 2020" für Deutschland eine umfassende nationale Tabakkontrollstrategie mit konkreten Maßnahmen.
Trotz aller Aufklärung noch immer eine unterschätzte Gefahr: Allein im Jahr 2018 wurden hierzulande rund 85.000 Krebsfälle durch Tabakkonsum verursacht; etwa 127.000 Menschen starben an den Folgen tabakbedingter Erkrankungen.
Zum Vergleich: Stand 22.12.2020 sind laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) 27.006 Personen mit oder an einer COVID-19-Erkrankung verstorben.
Rauchen ist in Deutschland die Hauptursache für Lungenkrebs (Männer: 89 Prozent, Frauen: 83 Prozent). Insgesamt wird jeder fünfte Krebsfall durch Tabakkonsum verursacht. Auch für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen ist das Rauchen die Hauptursache.
Insbesondere Ältere sterben an Lungenkrebs. Das liegt vor allem daran, dass Menschen zwischen 50 und 70 Jahren überdurchschnittlich stark rauchen. In dieser Altersgruppe treten die Folgen des Rauchens auch stärker zu Tage.
Diese Zahlen gehen aus dem "Tabakatlas 2020" des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hervor.
Rauchen verursacht Krankheiten und Tod
Rauchen ist außerdem der bedeutendste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in Deutschland Todesursache Nummer eins sind. Im Vergleich zu Nichtrauchenden haben Raucher ein mehr als doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein doppelt so hohes Risiko für Schlaganfälle. Rauchen während der Schwangerschaft erhöht zudem das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen und schädigt das Ungeborene.
Auch Passivrauchen kann zahlreiche zum Teil schwere Erkrankungen verursachen. Betroffen sind auch hier in erster Linie die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System. Kinder sind durch Passivrauchen besonders gefährdet, da sie eine höhere Atemfrequenz und ein weniger effizientes Entgiftungssystem als Erwachsene haben.
Rauchen hat auch Folgen für Gesellschaft und Umwelt
Neben den gesundheitlichen Konsequenzen des Rauchens wirft der "Tabakatlas 2020" auch einen Blick auf die Folgen für Gesellschaft und Umwelt. Demzufolge belaufen sich die Kosten für das Gesundheitssystem, die das Rauchen verursacht, hierzulande auf jährlich 97 Milliarden Euro. Um diese Kosten über den Zigarettenpreis zu kompensieren, müsste eine Packung Zigaretten laut den Autoren der Studie 22,80 Euro kosten.
Die Tabakindustrie verletzt dem Bericht zufolge außerdem die Menschenrechte. Dies beginne beim Tabakanbau mit Kinderarbeit und ende bei der Vermarktung von Tabakerzeugnissen mit der Verletzung der Menschenrechte auf Gesundheit und Leben. Anbau, Produktion und Konsum verursachten außerdem klimaschädliche Emissionen von insgesamt 83,6 Millionen Tonnen CO2.
Darüber hinaus zählten Zigarettenkippen zu den häufigsten Müllobjekten. Im Jahr 2016 machten sie in Deutschland 35 Prozent der gesamten nicht sachgemäß entsorgten Abfälle aus. 2018 waren sie außerdem der am häufigste gefundene Gegenstand an allen Stränden in Deutschland und weltweit.
Handlungsbedarf trotz sinkender Zahlen
Dennoch raucht in Deutschland etwa jeder vierte Erwachsene – 26,4 Prozent der Männer und 18,6 Prozent der Frauen. Im Alter zwischen 15 bis 24 greift jeder Fünfte regelmäßig zur Zigarette. Allerdings sinkt der Anteil der Rauchenden in der Bevölkerung bereits seit einer Weile. Besonders Jugendliche und junge Erwachsenen rauchen deutlich weniger als noch vor ein paar Jahren.
Aktuell sind es 6 Prozent der Jungen und 5,2 Prozent der Mädchen, die regelmäßig zur Zigarette greifen. Vor der Jahrtausendwende zählte mehr als ein Viertel der Jugendlichen zu den Rauchern. 1995 rauchten noch 27,4 Prozent der Jungen und 28,9 Prozent der Mädchen.
Zudem gibt es auch immer mehr Menschen, die niemals geraucht haben und darüber hinaus auch deutlich weniger starke Raucher. Im europaweiten Vergleich ist Deutschland laut dem "Tabakatlas" dennoch eines der Länder mit dem größten Handlungsbedarf in der Tabakkontrolle.
So wurde Deutschland auf der europäischen Tabakkontrollskala, mit der sich die Tabakkontrollaktivitäten vieler europäischer Länder vergleichen lassen, seit 2007 kontinuierlich herabgestuft, da es seither keine erwähnenswerten Tabakkontrollmaßnahmen ergriffen hat. Im Jahr 2019 belegte Deutschland den letzten Platz.
Verpflichtende Strategien für die Politik
Deutschland brauche daher eine umfassende nationale Tabakkontrollstrategie mit konkreten Maßnahmen. Dafür empfehlen die Autoren des "Tabakatlas 2020" die Umsetzung des WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC). Das FCTC umfasst einen Katalog wissenschaftlich als wirksam erwiesener Maßnahmen zur Reduzierung des Tabakkonsums.
Dazu zählt unter anderem die regelmäßige Erhöhung der Tabaksteuern, denn seit der letzten deutlichen Zigarettensteuererhöhung im Jahr 2005 ist der Tabaksteueranteil am Preis einer Zigarette um rund 14 Prozent gesunken, während der Wirtschaftsanteil um fast 30 Prozent gestiegen ist.
Weitere Punkte sind ein umfassendes Werbeverbot, ein verbesserter Nichtraucherschutz, die Förderung des Rauchausstiegs sowie die Eindämmung der Einflussnahme der Tabakindustrie auf die Politik und die Bekämpfung des illegalen Handels.
"Einige Länder – etwa Finnland und Irland – haben dazu bereits verpflichtende Strategien entwickelt. Auch Deutschland sollte sich als strategisches Ziel setzen, bis 2040 rauchfrei zu werden, das heißt den Raucheranteil in der Bevölkerung auf unter fünf Prozent zu senken", so Katrin Schaller, kommissarische Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im DKFZ.
Verwendete Quellen:
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Tabakatlas 2020
- Idw-online.de: Neuer Tabakatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums erschienen – 13 Prozent aller Todesfälle als Folge des Rauchens
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