- Eine gewaltige Krankheitswelle durch das RS-Virus versetzte kürzlich Kinderkliniken in den Ausnahmezustand.
- Für wen RSV besonders gefährlich ist und in welcher Phase der Impfstoff steckt.
Überfüllte Kinderkrankenhäuser, alarmierte Ärzte — das respiratorische Synzytialvirus, kurz RSV, sorgte für eine "katastrophale Lage", wie die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) vor einigen Wochen warnte. Das Virus löst Infekte der oberen und unteren Atemwege aus.
In der Regel ähnelt ein Infekt mit RSV eher einer harmlosen Erkältung. Nur für bestimmte Risikogruppen trifft dieser Verlauf leider nicht zu.
Wer ist besonders gefährdet?
Besonders schwer bis lebensbedrohlich können Frühgeborene, Säuglinge und Kleinkinder bis zwei Jahren an einer Infektion mit RSV erkranken. Weniger bekannt ist, dass es auch bei Menschen mit schwachem oder unterdrücktem Immunsystem und Älteren zu gefährlichen Komplikationen kommen kann. Es existiert kein aktiver Impfstoff gegen RSV — bislang.
Gute Aussichten: Impfstoff gegen RSV kurz vor Zulassung
Schon bald jedoch können ältere Menschen als Risikogruppe aufatmen. Das US-amerikanische Pharmaunternehmen Moderna will noch in der ersten Jahreshälfte 2023 eine Zulassung für einen RSV-Impfstoff für Personen ab 60 Jahren mit dem Namen mRNA-1345 beantragen. Der Impfstoff befindet sich in der Phase-3-Studie und ist damit nur noch einen Schritt entfernt von der Zulassung.
"Wir fanden heraus, dass die Verwendung des Impfstoffs das Risiko einer bestätigten schweren RSV-Erkrankung um knapp 84 Prozent reduziert", sagte Paul Burton, Leiter der Medizin bei Moderna, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Untersucht wurde die Wirksamkeit des Impfstoffes gegen RSV-bedingte Erkrankungen der unteren Atemwege mit zwei oder mehr Symptomen. Das Sicherheitsprofil sei ebenfalls sehr gut gewesen. An der Studie nahmen laut Moderna etwa 37.000 Menschen ab 60 Jahren aus 22 Ländern teil.
Erfolgsrezeptur: Mit mRNA-Impfstoff erst gegen Covid und bald gegen RSV
"In diesem Impfstoff kapseln wir diese Boten-RNA in dasselbe Lipid ein, das wir auch für den Covid-Impfstoff verwenden, der weltweit bei hunderten Millionen Menschen eingesetzt wird", sagte Burton. Bei mRNA-Stoffen bildet der Körper das Antigen selbst, da nur die genetische Information als Bauplan dazu geimpft wird.
Für weitere Risikogruppen laufen bereits Studien. "Wir haben noch fünf weitere laufende Programme für Kleinkinder, schwangere Mütter und eine Reihe anderer Bevölkerungsgruppen. Diese Daten werden wir in den kommenden Monaten ebenfalls veröffentlichen", sagte Burton.
Wettstreit der Pharmakonzerne treibt Forschung an
Moderna ist nicht das einzige Unternehmen, das RSV den Kampf angesagt hat. Gleich mehrere Pharmakonzerne wie Pfizer, GlaxoSmithKline (GSK), Johnson & Johnson haben neben Moderna ihre Ergebnisse zu RSV-Impfstoffen mit ähnlich sehr guter Effektivität veröffentlicht.
Alle konkurrieren um eine schnelle Marktzulassung und erweitern wie Moderna in Studien die Impfstoff-Zielgruppe, etwa für Schwangere oder Kinder. Denn es geht um viel: um Milliardenumsätze, Ansehen und natürlich um den "besten und ersten" Schutz gegen RSV.
Wie kann man einer Infektion vorbeugen?
Lediglich Kleinkinder können passiv mit Palivizumab geimpft werden. Dafür müssen sie ein bestimmtes Risikoprofil (wie etwa frühgeboren) erfüllen. Das Medikament wird mehrfach verabreicht, bis es den maximalen Schutz bietet. Die Handhabung ist dadurch kostenintensiver und aufwendiger, als es eine aktive Impfung wäre — und einer ausgewählten Risikogruppe vorbehalten.
Infektionen mit RSV lassen sich kaum vermeiden
Prinzipiell lässt sich eine Infektion mit RSV kaum vermeiden, wie der Beinahe-Kollaps der Kinderkrankenhäuser in dieser Saison gezeigt hatte. Auch können durch RSV verursachte Erkrankungen der Atemwege wie eine Lungenentzündung nur symptomatisch behandelt werden.
RSV nutzt den Menschen als "Sprühdose", gefüllt mit ansteckender Flüssigkeit. Denn wenn eine infizierte Person niest oder hustet, können die Erreger über die ausgesprühten Tröpfchen direkt über Binde- und Nasenschleimhäute in einen anderen Menschen eindringen. Im respiratorischen Ausfluss können die Viren bis zu 20 Minuten auf Händen und bis zu 45 Minuten auf Papierhandtüchern oder Kleidung überleben.
Der beste Schutz ist, die durch Covid-19 bereits etablierten Hygieneregeln nach wie vor innerhalb der Familie und außer Haus so konsequent wie möglich einzuhalten. Konkret: regelmäßiges Händewaschen, sich beim Husten und Niesen wegdrehen, in die Armbeuge oder ein Taschentuch niesen, dieses sofort entsorgen und gründlich die Hände waschen.
Verwendete Quellen:
- Spektrum.de: RSV-Impfstoff für Ältere könnte bald kommen
- Deutsche Apotheker Zeitung: Wann kommt der erste RSV-Impfstoff?
- RKI.de: Häufig gestellte Fragen und Antworten zu RSV-Infektionen (Respiratorische Synzytial-Viren)
- Geo.de: Moderna will Zulassung für RSV-Impfstoff für Ältere
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