Wer mit seinem Körper nicht zufrieden ist, legt sich auch schon einmal unter das Messer. Manche Menschen lassen sich dann im Ausland operieren – dort kommt man manchmal leichter und günstiger an eine solche OP. Allerdings sind die Risiken auch höher, warnen Experten. Von Eingriffen wie bei Sophia Wollersheim, die sich vier Rippen hat entfernen lassen, raten sie generell ab.

Mehr zum Thema Gesundheit

Vier Rippen hat Sophia Wollersheim sich in Beverly Hills entfernen lassen, um eine schlankere Taille zu bekommen. Der Trash-TV-Star, unter anderem bekannt aus dem Dschungelcamp, hat sich bereits mehreren Schönheitsoperationen unterzogen.

Die letzte war allerdings eher ungewöhnlich – und nicht ungefährlich: "Wir lehnen einen solchen Eingriff ab", sagt Dr. Torsten Kantelhardt, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). "Das Risiko für den Körper ist recht groß, wenn man Rippen entfernt."

Bei einer solchen Operation besteht zum Beispiel die Gefahr, das Rippenfell zu verletzen. Dann gelangt Luft in das Lungenfell – mit dem Risiko, dass die Lunge kollabiert.

Unter dem Messer Würden Sie eine Schönheitsoperation machen lassen?
Ihre Anfrage konnte leider nicht bearbeitet werden.
  • A
    Ja klar, warum auch nicht?
  • B
    Nein, auf keinen Fall.
  • C
    Nur, wenn Sport und gesunde Ernährung nicht helfen. (Fett absaugen, Haut straffen)

Außerdem besteht immer die Gefahr, bei einem solchen Eingriff innere Organe zu verletzen oder starke Blutungen auszulösen. Nicht unterschätzen sollte man außerdem die Spätfolgen einer solchen OP, warnt der Experte: "Der Körper hat die Rippen nicht ohne Grund ausgebildet."

An ihnen sitzen die Ansätze vieler Muskeln, die den Rumpf stabilisieren. "Wenn man Rippen entfernt, kann das einen Effekt auf die gesamte Statik des Körpers haben."

Zudem schützen die Rippen die inneren Organe vor Stößen, wie sie beispielsweise bei einem Unfall oder einem Sturz vorkommen können.

Oft müssen Ärzte die Folgen einer OP im Ausland wieder ausbügeln

Später wieder einsetzen lassen sich Rippen nicht. "Ich würde einen solchen Eingriff niemals durchführen und rate stark davon ab", sagt Dr. Kantelhardt.

"Leider ist es bei Schönheitsoperationen aber so, dass die meisten Leute, die einen solchen Wunsch haben, irgendwo jemanden finden, der bereit ist, sie zu operieren." Oft werden solche Eingriffe dann im Ausland durchgeführt.

Nicht selten müssen Dr. Kantelhardt oder seine Kollegen dann die Folgen einer missglückten OP im Ausland ausbügeln, weil Patienten mit Beschwerden dann zu ihnen kommen.

"Oft es aber für viel schwieriger, die Komplikationen zu behandeln, als die eigentliche Operation durchzuführen", sagt der Experte. "Es bedeutet auch für den Patienten viel Aufwand, wenn bei einem Eingriff etwas schiefgegangen ist."

Beispiel Brust-OP: "Ich behandle immer wieder Patientinnen mit Wundheilungsproblemen, die sich im Ausland einer solchen OP unterzogen haben", sagt Dr. Kantelhardt. "Manchmal müssen wir die Implantate komplett wieder entfernen."

Bei einer OP kann vor allem im Ausland zu Komplikationen kommen

Beispiel Facelift: Arbeitet ein Chirurg im Ausland unsauber, kommt es vor, dass bei dem Eingriff Gesichtsnerven durchtrennt oder gereizt werden. Dann drohen Lähmungen, die eine langwierige Behandlung erfordern.

Viele Kliniken werben mit Internetseiten, die zunächst einen professionellen Eindruck machen. "Vielen Patienten ist nicht bewusst, dass eine Schönheitsoperation eine OP mit allen möglichen Komplikationen und Risiken ist", sagt Dr. Kantelhardt.

In Tschechien sei es zum Beispiel üblich, dass Patienten eine Klinik so schnell wie möglich wieder verlassen. Nach einem Facelift sei man oft schon zwei Tage nach dem Eingriff wieder zurück zu Hause.

"In dieser Zeit kann es zu starken Komplikationen kommen – die Wundheilung ist nicht abgeschlossen und müsste regelmäßig von einem Arzt kontrolliert werden."

Wichtig ist, sich einen qualifizierten Arzt zu suchen

Beispiel Geschlechtsumwandlung: Eine Operation, die einen Mann in eine Frau oder umgekehrt verwandelt, ist in Thailand vergleichsweise günstig und unkompliziert zu haben. "Das ist aber eine riesige OP", warnt der Experte.

Zum Beispiel in Deutschland gibt es für einen solchen Eingriff zudem große Hürden, beispielsweise muss dafür ein psychologisches Gutachten vorliegen.

Zudem weiß man nie, wie gut ein Arzt im Ausland wirklich für einen Eingriff qualifiziert ist. "Meistens werden solche Eingriffe dort von Ärzten durchgeführt, die nicht darauf spezialisiert sind", warnt der Experte.

"Man kann Glück haben und an einen erfahrenen Arzt geraten – oder auch an jemanden, der diesen Eingriff womöglich zum ersten Mal durchführt."

Risiko einer Schönheitsoperation überschaubar

In Deutschland sei eine Schönheitsoperation hingegen vergleichsweise risikoarm, sagt Dr. Kantelhardt. Das Risiko hänge aber natürlich auch davon ab, wie groß ein Eingriff sei und wie lange er dauert.

"Die Gefahr von Komplikationen steigt mit der Dauer und der Intensität eines Eingriffs überproportional an." Deshalb rät er beispielsweise dazu, nicht mehrere Eingriffe auf einmal durchzuführen.

Zudem ist es sehr wichtig, dass ein Patient bei einer Schönheits-OP absolut gesund ist. "Zum Glück kann man den Termin bei diesen Eingriffen frei wählen – es ist ja nicht wie bei einer Blinddarmoperation, die man möglichst schnell durchführen muss", sagt der Experte.

Wenn ein Patient vorher krank wird, lässt sich eine Schönheits-OP auf einen späteren Zeitpunkt verschieben – und das sollte man dann auch tun.

Die DGÄPC hat auf ihrer Internetseite einen Flyer mit Warnhinweisen zu OPs im Ausland veröffentlicht.

Darin wird beispielsweise geraten, eine OP nur dann durchzuführen, wenn man sich mit dem Arzt verständigen kann und er nachweisen kann, dass er Erfahrungen mit diesem Eingriff hat.

Außerdem warnt die DGÄPC darin vor Billigangeboten, bei denen beispielsweise am Material oder an der Ausstattung des OPs gespart wird.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.