Die Hände sind ständig feucht, die Füße scheinen in den Schuhen zu baden und unter den Achseln ziehen sich nasse Kreise im Hemd? Das ist typisch für übermäßiges Schwitzen. Die Erkrankung ist für Betroffene vor allem sozial unangenehm. Die Medizin kann in einigen Fällen aber helfen.
Wenn man sich immer erst die Hand abwischt, bevor man sie jemandem reicht, oder aber die Socken ständig von Schweiß durchweicht sind, dann klingt das nach übermäßigem Schwitzen. Die Erkrankung, die Mediziner Hyperhidrose nennen, führt dazu, dass die Betroffenen stark schwitzen – auch wenn es vielleicht gar nicht warm ist.
"Schwitzen an sich ist eine wichtige und gesunde Reaktion des Körpers", sagt Hautarzt Dr. Gerd Gauglitz vom Klinikum der Universität München. "Es wird für die Betroffenen erst zum Problem, wenn es übermäßig stark wird."
Ab wann jemand zu heftig schwitzt, ist medizinisch nicht genau festgelegt. "Das wird nicht allein anhand der Schweißmenge bestimmt", sagt Dr. Gerd Gauglitz. Ebenfalls gibt es kaum wissenschaftliche Erhebungen darüber, wie viele Menschen von einer Hyperhidrose betroffen sind.
Was zählt, ist der subjektive Krankheitswert, also wie sehr es jemanden stört. "Es ist vor allem ein soziales Thema", sagt der Mediziner. "Wenn jemand beispielsweise im Außendienst arbeitet und am Tag vielen Menschen die Hand reicht, ist es für ihn vermutlich ein Problem, wenn er an den Händen stark schwitzt."
Der Arzt ist der erste Ansprechpartner
Wen starkes Schwitzen stört, der sollte zum Arzt gehen, rät Dr. Gauglitz. "Der Arzt wird zunächst untersuchen, ob es eine klar benennbare Ursache für das Schwitzen gibt", sagt er. Dazu zählen zum Beispiel starke psychische Belastungen, aber auch eine Schilddrüsenüberfunktion, Parkinson oder Diabetes können die Schweißbildung beeinflussen.
Nicht zuletzt kann Nachtschweiß auch ein Symptom für andere Krankheiten sein, weshalb man ihn medizinisch abklären sollte. In vielen Fällen ist aber keine klare Ursache für die Schweißbildung auszumachen. Manche Menschen schwitzen am gesamten Körper stark, in vielen Fällen sind aber nur einzelne Bereiche betroffen.
"Oft sind das Achseln, Hände und Füße", sagt Hautarzt Gauglitz, "in manchen Fällen auch das Gesicht oder der Kopf."Wenn die Achseln das Problem sind, sei ein Anti-Transpirant sinnvoll, sagt der Mediziner. "Einmal aufgetragen, reicht das vielen Patienten für den ganzen Tag."
Auch Drogerien verkaufen oft Deodorants, die als Anti-Transpirant, also gegen das Schwitzen wirken sollen. "Die Konzentration der Wirkstoffe ist dort aber deutlich geringer als bei medizinischen Produkten. Meistens ist der Wirkstoff Aluminiumchlorid." Deshalb sei es wichtig, diese Produkte nicht auf frisch rasierte Achseln oder auf verletzte Haut auftragen.
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten
Viele Patienten kämen mit einem Anti-Transpirant gut zurecht, sagt Dr. Gauglitz. "Falls das nicht reicht, gibt es andere Möglichkeiten." Recht gängig sei eine Behandlung der Achseln mit Botulinumtoxin ("Botox"). "Das ist ein effektiver Ansatz, der seit vielen Jahren therapeutisch erprobt ist."Die Wirkung hält sechs bis neun Monate an.
Auch eine Entfernung der Schweißdrüsen ist möglich. "Allerdings ist ein solcher Eingriff nicht unproblematisch", sagt der Mediziner. "Wenn man alle Schweißdrüsen effektiv entfernen will, können Narben zurückbleiben. Geht man sanft vor, erwischt man nicht alle Drüsen – und das Problem bleibt zumindest teilweise bestehen."
Wenn man dagegen vor allem an Händen oder den Füßen stark schwitzt, sind zunächst andere Behandlungsmethoden das Mittel der Wahl. Dabei werden Hände und Füße mit Hilfe eines speziellen Geräts mit Gleich- oder Wechselstrom behandelt.
"Damit die Methode wirkt, muss man sie in den ersten Wochen aber mehrfach pro Woche durchführen", sagt Dr. Gauglitz. "Das halten nicht alle Patienten durch." Wenn die Therapie erfolgreich ist, kann die Zahl der Behandlungen allmählich verringert werden. "Man muss sie aber trotzdem langfristig durchführen."
Möglich ist eine Behandlung mit Botulinumtoxin auch an den Händen und Füßen. "In diesem Bereich des Körper ist sie aber recht schmerzhaft", sagt der Hautarzt. Daher empfehle es sich, Hände oder Füße vorher mit einer speziellen Creme zu betäuben.
Verzicht auf Kaffee und scharfes Essen können helfen
Eine andere Möglichkeit ist es, einen chirurgischen Eingriff an einem bestimmten Teil Nervensystem durchzuführen, um die Verbindungen zu den Schweißdrüsen an Hand und Fuß zu kappen. "Auch dieser Eingriff ist allerdings mit einigen Risiken verbunden", sagt der Hautarzt. Einige weitere Methoden werden aktuell noch erforscht.
Wer zu Hause etwas gegen übermäßiges Schwitzen machen möchte, kann versuchen, Stress zu reduzieren und auf seine Ernährung achten. "Scharfes Essen und Kaffee sollte man nach Möglichkeit weglassen", sagt der Arzt.
Auch Salbei wird eine Wirkung gegen die Schweißbildung zugeschrieben. "Das funktioniert allerdings vor allem dann, wenn das Problem nicht zu stark ausgeprägt ist." Wenn starkes Schwitzen plötzlich neu auftritt, sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen, rät Dr. Gauglitz. "Dann kann eine andere Krankheit dahinter stecken."
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Hautarzt Dr. Gerd Gauglitz vom Klinikum der Universität München
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