Rund 3.400 Todesfälle in Verbindung mit einem Medikament, das auch in Deutschland häufig verschrieben wird: Die Schlagzeilen zu Pregabalin, das auch gegen Angststörungen zum Einsatz kommt, verunsichern gerade viele Menschen. Wir klären auf, was es damit auf sich hat.
Aktuell sorgt das Medikament Pregabalin für alarmierende Schlagzeilen. Mehrere Medien beziehen sich auf Recherchen der britischen Zeitung "Sunday Times", laut denen Pregabalin in Großbritannien in Verbindung mit rund 3.400 Todesfällen in den letzten fünf Jahren stehe. Zahlen, die auf den ersten Blick beunruhigen. Zur Einordnung braucht es einen genaueren Blick auf das Medikament.
Was ist Pregabalin - und was Gabapentinoide?
- Eigentlich wurde das Medikament Pregabalin, das flüssig, in Kapsel- und Tablettenform erhältlich ist, für die Behandlung von Epilepsie entwickelt.
- Es kann bei Epilepsie und Angststörungen verschrieben werden sowie bei Schmerzen, die aufgrund von Nervenschäden entstehen.
- Medikamente wie Pregabalin, die bei diesen sogenannten neuropathischen Schmerzen zum Einsatz kommen, nennt man auch Gabapentinoide.
- Auch in Deutschland wird das Medikament häufig verschrieben. Laut Website der Bundesärztekammer stieg die Zahl der Pregabalin-Verordnungen in den letzten 15 Jahren massiv an – weltweit und auch in Deutschland.
Pregabalin kann abhängig machen
Die Arzneimittelkommission der Ärzteschaft schreibt 2020, dass Studien, Fallberichte und Fallserien mit Pregabalin wiederholt über ein Abhängigkeitspotenzial berichten – insbesondere bei Menschen, die eine substanzgebundene Suchterkrankung haben. Aber auch Menschen mit chronischen Schmerzen und psychiatrischen Erkrankungen könnten laut Website der Bundesärztekammer gefährdeter sein, von Pregabalin abhängig zu werden. Eindeutige Forschungsbelege gibt es derzeit aber nicht.
Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen wies zudem 2021 darauf hin, dass Pregabalin immer häufiger missbräuchlich zum Einsatz kommt – häufig in Verbindung mit Opiaten, Alkohol oder Kokain. Außerdem heißt es dort: "Dies kann zu lebensbedrohlichen Mischintoxikationen bis hin zu Todesfällen führen."
Frühere Studie: Wechselwirkung mit anderen Substanzen entscheidend
Das zeigt auch eine englische Studie aus dem Jahr 2022. Untersucht wurden damals Todesfälle im Zusammenhang mit sogenannten Gabapentinoide, wozu auch Pregabalin zählt. In 92 Prozent der Todesfälle wurden nicht nur Gabapentinoide, sondern auch Opioide nachgewiesen.
Was sind Opioide?
- Dabei handelt es sich um verschreibungspflichtige Schmerzmittel.
- Darunter fallen etwa Codein, Tramadol, Morphin oder Fentanyl.
Oder anders ausgedrückt: Bei lediglich 2 von 3.051 Todesfällen wurde ein Gabapentinoid allein eingenommen und als unmittelbare und zugrunde liegende Todesursache angegeben. Das heißt: Lebensbedrohlich und tödlich ist Pregabalin vor allem in Wechselwirkung mit Opioiden.
Wer selbst Pregabalin nimmt und dennoch verunsichert ist, sollte sich laut einer Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. an Apotheker oder Apothekerinnen vor Ort wenden. Eine Auswertung aus Deutschland zu Pregabalin liege dem Verband allerdings nicht vor. Die Sprecherin verweist in Bezug auf das Medikament auf einen Artikel der "Pharmazeutischen Zeitung". Darin heißt es unter anderem: "Bei einer ordnungsgemäßen Anwendung besteht kein Anlass zur Sorge." (tar)
Redaktioneller Hinweis
- Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.
Verwendete Quellen
- Schriftliche Anfrage Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V.
- Philips Universität Marburg: Forschungsteam mahnt bei Schmerztherapie zur Vorsicht
- Bundesärztekammer: Gabapentinoide (Gabapentin, Pregabalin)
- Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Abhängigkeitspotenzial von Pregabalin
- Nicola J. Kalk et. al.: Fatalities associated with gabapentinoids in England (2004–2020).
- Pharmazeutische Zeitung: Vermehrt Pregabalin-assoziierte Todesfälle
- Kassenärztliche Vereinigung Bremen: Warnhinweis zur Verordnung von Pregabalin.
- Gesundheitsinformation: Opioide
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.