Yoga zählt zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten in Deutschland. Dabei spielt es sicherlich eine Rolle, dass sich die Trendsportart nicht nur auf körperliche Übungen beschränkt, sondern auch meditative Aspekte beinhaltet. Doch wussten Sie, dass Yoga auch viel mit unserem Gehirn macht?

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Verschiedene neurowissenschaftliche Studien lassen darauf schließen, dass Yoga chronische Schmerzen lindert, den Blutdruck senkt und das Gedächtnis trainiert. Bereits im Jahr 1956 erschienen dazu erste Publikationen. Darin schrieb beispielsweise die Neurologin Mariella Fischer-Williams, dass chronische Schmerzen bei ihren Patienten durch das Praktizieren von Yoga verschwanden.

Im Jahr 1975 folgte die erste randomisierte Studie. Dabei wurden 34 Bluthochdruckpatienten per Zufallsprinzip entweder einer sechswöchigen Behandlung mit Yoga-Entspannungsmethoden oder allgemeinen Entspannungsmethoden zugewiesen. Beide Gruppen zeigten zwar eine Reduzierung des Blutdrucks, bei den Yoga praktizierenden Teilnehmern war die Senkung jedoch enorm. Als die Kontrollgruppe anschließend ebenfalls in Yoga-Entspannung geschult wurde, reduzierte sich ihr Blutdruck auf das Niveau der anderen Gruppe.

Mehr "graue Zellen" im Gehirn

Eine Studie um den Neurowissenschaftler Harris Eyre fand im Jahr 2016 heraus, dass Yoga zur Verbesserung einer Depression und der Gedächtnisleistung führen kann. Einen weiteren Effekt hat Yoga auf das Volumen unserer grauen Gehirnmasse: So zeigten die Forschungsergebnisse des Psychologen Brett Froeliger aus dem Jahr 2012, dass Menschen, die regelmäßig Jahre Hatha-Yoga praktizierten, in zahlreichen Regionen des Gehirns ein größeres Volumen an grauer Substanz aufwiesen als die Kontrollgruppe, die kein Yoga praktizierte.

Die sogenannte Substantia grisea ist Teil des Zentralnervensystems und soll zum Teil die Intelligenz eines Menschen bestimmen. Deshalb nennt man dieses Areal im Volksmund auch oft "graue Zellen". Im Laufe eines Lebens nimmt das Volumen der grauen Substanz altersbedingt ab. Dieser Abbau beeinträchtigt die Gedächtnisleistung und wird zudem mit einem erhöhten Risiko für Demenz in Verbindung gebracht. Yoga scheint diesen Prozess zu verlangsamen und ist möglicherweise sogar für die Bildung neuer Nervenzellkörper verantwortlich.

Positiver Einfluss von Yoga kurz erklärt

Woran der Einfluss von Yoga auf unser Gehirn liegen kann, erklärt der Psychologe und Meditationsforscher Ulrich Ott: "Yoga beinhaltet viele Elemente, die positiv auf das Gehirn einwirken. Da ist zum einen der Aspekt der Bewegung. Gerald Hüther spricht von der 'Gießkanne für das Gehirn', weil Bewegungen das Nervenwachstum stimulieren. Durch die bewusste, vertiefte Atmung bei der Ausführung der Haltungen wird Stress abgebaut – und wir wissen heute, dass Stress uns nicht nur äußerlich schneller altern lässt, sondern dass dauerhaft hohe Level des Stresshormons Cortisol auch den Präfrontalcortex und den Hippocampus schädigen."

Dadurch ließen sich auch die Effekte auf das Gedächtnis erklären, denn der Hippocampus spiele dafür eine entscheidende Rolle: "Schließlich wird durch die vielfältigen Übungen des Yoga auch die Aufmerksamkeit und die Körperwahrnehmung geschult, die entsprechenden Netzwerke im Gehirn werden trainiert und ausdifferenziert, was sich in Studien mit Hirnbildung als eine Zunahme der Dichte der grauen Substanz zeigt", so Ott.

Zur Person: Dr. Ulrich Ott ist Psychologe und Meditationsforscher. An der Universität Gießen forscht er unter anderem zu Wirkungen von Meditation auf Aufmerksamkeit, Emotionen und Selbst- und Realitätswahrnehmung.

Verwendete Quellen:

  • De.statista.com: Anzahl der Personen in Deutschland, die in der Freizeit Yoga machen, nach Häufigkeit in den Jahren 2017 bis 2021
  • Cbi.nlm.nih.gov: Treatment of Chronic Pain
  • National Library of Medicine: Randomised controlled trial of yoga and bio-feedback in management of hypertension
  • IOS Press: hanges in Neural Connectivity and Memory Following a Yoga Intervention for Older Adults: A Pilot Study
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