Nach dem Corona-Ausbruch in einer Fleischfabrik reißt der nordrhein-westfälische Kreis Coesfeld weiterhin die von Bund und Ländern vereinbarte Obergrenze für Corona-Neuinfektionen. Inzwischen wurden über 200 Arbeiter der Fleischfabrik positiv auf Sars-CoV-2 getestet.
Die Zahl der Neuinfektionen im Kreis Coesfeld liegt nach dem Corona-Ausbruch in einer Fleischfabrik weiterhin deutlich über der vereinbarten Obergrenze. Laut einer Übersicht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag lag der Wert bei rund 85 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche (Stand 10. Mai, 0 Uhr).
Nach Angaben des RKI vom Samstag hatte dieser Durchschnittswert noch 76 betragen (Stand 9. Mai, 0 Uhr). Das RKI weist aber darauf hin, dass es unter anderem durch einen Verzug bei Datenübermittlungen zu Diskrepanzen zwischen seinen Angaben und den tatsächlichen lokalen Zahlen kommen kann.
Außer dem Kreis Coesfeld lagen alle anderen Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen deutlich unter dem Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Diese Schwelle, ab der neue konsequente Beschränkungen in der Coronakrise greifen sollen, hatten Bund und Länder am vergangenen Mittwoch vereinbart.
Über 200 Arbeiter der Fleischfabrik positiv getestet
Die Zahl der positiv auf das Virus getesteten Arbeiter der Fleischfabrik ist bis Sonntagmittag auf 205 gestiegen. Nach Angaben des Kreises lag knapp die Hälfte der Ergebnisse von bisher rund 950 Corona-Tests vor.
Erneut seien am Sonntag Teams des Gesundheitsamtes vor Ort, um die Arbeiter des betroffenen Betriebes der Firma Westfleisch in ihren verstreut im Kreis Coesfeld liegenden Unterkünften zu testen und über die Quarantäne zu belehren, sagte ein Sprecher. Dabei unterstützten sie Dolmetscher. Die Arbeiter würden "engmaschig betreut". Insgesamt hat der betroffene Betrieb rund 1.200 Beschäftigte.
Die Arbeiter sind nach Angaben von Westfleisch mehrheitlich in Wohnungen mit drei, vier oder fünf Personen untergebracht. Viele Arbeiter in der Fleischbranche kommen aus Osteuropa.
Coesfeld: Geplante Lockerungen um eine Woche verschoben
Der Kreis Coesfeld hat in Abstimmung mit der NRW-Landesregierung als Konsequenz bereits einen Großteil der eigentlich von Montag an landesweit geplanten Lockerungen der Corona-Auflagen um eine Woche verschoben. Außerdem sollen die bis zu 20.000 Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen auf das Corona-Virus getestet werden.
Der Grünen-Ortsverband in Dülmen im Kreis Coesfeld warf der Verwaltung vor, zu spät auf den Corona-Ausbruch reagiert zu haben. Schon zu Beginn der vergangenen Woche sei bekannt gewesen, dass sich in der Fleischfabrik ein Hotspot der Pandemie gebildet habe. Der Betrieb sei aber noch bis Freitag weitergelaufen. (jwo/dpa)
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