Die Sterblichkeitsrate von am Coronavirus erkrankter Patienten scheint doch niedriger als gedacht. Während die WHO vor kurzem noch von etwa 3,4 Prozent ausging, sind laut einer neuen Studie in der chinesischen Stadt Wuhan etwa 1,4 Prozent der Infizierten an dem Virus gestorben.

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Im Ausgangspunkt der Coronavirus-Pandemie, der zentralchinesischen Metropole Wuhan, sind laut einer neuen Studie 1,4 Prozent aller Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus tödlich verlaufen. Die am Donnerstag in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlichte Studie chinesischer Wissenschaftler geht damit von einer deutlich niedrigeren Sterblichkeit aus als die Weltgesundheitsorganisation WHO, die bislang eine Mortalität durch das Coronavirus von 3,4 Prozent angenommen hat.

Dunkelziffer mutmaßlich höher

Die Studienautoren um den Epidemiologen Joseph Wu von der University of Hongkong argumentieren, dass sich die von der WHO angenommene Sterberate nur auf die von den Behörden bestätigten Infektionsfälle bezieht. Die Dunkelziffer bei den Infektionsfällen sei aber angesichts begrenzter Test-Möglichkeiten mutmaßlich sehr hoch.

Die Schätzung der tatsächlichen Zahl an Infektionsfällen sei eine "Herausforderung", heißt es in der Studie. Ein "überfordertes Gesundheitssystem" sei nicht in der Lage, Infektionen effektiv festzustellen. Um eine realistische Sterberate zu ermitteln, sei es jedoch wichtig, die Gesamtzahl an Infektionsfällen zu kennen.

Die Studienautoren werteten nun Daten aus zu bestätigten Infektionsfällen ohne Zusammenhang zu dem Wuhaner Tier- und Fischmarkt, auf dem das Virus seinen Ausgang genommen haben soll, zu nachgewiesenen Infektionsfällen bei Flugpassagieren, Daten zur Altersverteilung bei den bestätigten Infektions- und Todesfällen sowie zum Zeitraum zwischen den ersten Symptomen und dem Eintreten des Todes. Auf dieser Datengrundlage kamen sie zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Coronavirus-Infektion zu sterben, in Wuhan bei 1,4 Prozent lag.

Alter der Patienten ist entscheidend

Offiziell hatten sich in Festland-China bis Ende Februar knapp 80.000 Menschen mit dem neuartigen Erreger Sars-Cov-2 infiziert, mehr als 2.800 Menschen starben. Nach diesen Zahlen würde die Sterberate durch das Coronavirus in China bei 3,5 Prozent liegen. Wu und seine Kollegen argumentieren jedoch, dass ihre Schätzungen aussagekräftiger seien, um die Sterberate zu bestimmen.

Ob ein Infektionsfall besonders schwer oder gar tödlich verlaufe, hänge vor allem davon ab, wie stark die Krankheitssymptome des Infizierten seien, schreiben die Autoren. Zentral sei dabei auch die Frage des Alters des Patienten.

In der Gruppe der Über-59-Jährigen sei die Wahrscheinlichkeit, an einer Coronavirus-Infektion zu sterben mehr als fünf Mal so hoch wie bei den 30-59-Jährigen, heißt es in der Studie weiter. Bei den Unter-30-Jährigen liegt die Sterberate demnach sogar um 60 Prozent niedriger als in der mittleren Altersgruppe.

Seit dem ersten Auftreten des neuartigen Coronavirus im Dezember ist die Zahl der Neuinfektionen in China nach offiziellen Angaben drastisch zurückgegangen. Während die Zahl der Neuinfektionen pro Tag auf dem Höhepunkt der Krise im Januar bei rund tausend lag, meldeten die chinesischen Behörden am Mittwoch nur noch eine im Inland erworbene Neuinfektion. Die meisten Neuinfektionen in China werden demnach inzwischen aus dem Ausland eingeschleppt.  © AFP

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