Estland, Lettland und Litauen haben am 35. Jahrestag des "Baltischen Weges" die Bedeutung der 600 Kilometer langen Menschenkette durch die damaligen drei Sowjetrepubliken gewürdigt. "Der Baltische Weg war ein für die ganze Welt sichtbarer Ausdruck der Einheit unserer unterworfenen Nationen und unserer Sehnsucht nach Unabhängigkeit und Freiheit", sagte Estlands Staatspräsident Alar Karis bei einer von vielen Gedenkveranstaltungen in den drei Staaten, die seit 2004 der EU und Nato angehören.
Lettlands Staatspräsident Edgars Rinkevics sprach von einer "einzigartigen und bis heute unübertroffenen Aktion in der Weltgeschichte". Sein litauischer Kollege Gitanas Nauseda sagte: "Jeder, der damals die Menschenkette von Vilnius nach Tallinn bildete, verspürte einen außergewöhnlichen Hoffnungs- und Energieschub. Das stagnierende, verfallende Sowjetsystem konnte einer solchen Herausforderung nicht standhalten."
Zwei Millionen Menschen, 600 Kilometer Länge
Am 23. August 1989 hatten rund zwei Millionen Esten, Letten und Litauer mit einer 600 Kilometer langen Menschenkette von Tallinn (Estland) über Riga (Lettland) bis nach Vilnius (Litauen) für ihre Freiheit und Unabhängigkeit demonstriert. Damit erinnerten sie an den 50. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts. Das geheime Zusatzprotokoll des sogenannten Hitler-Stalin-Paktes gab der Sowjetunion freie Hand für die Eroberung der baltischen Staaten, die erst 1991 wieder unabhängig wurden.
In allen drei Ländern erinnerten 35 Jahre später die Menschen mit Konzerten, Ausstellungen und Feierstunden an die friedliche Protestaktion, die damals die Blicke der Weltöffentlichkeit auf die Unabhängigkeitsbestrebungen der baltischen Staaten lenkte und der Freiheitsbewegung gewaltigen Auftrieb gab. Der "Baltische Weg" war eine entscheidende Weichenstellung in der sogenannten "Singenden Revolution", die im Herbst 1991 in der Unabhängigkeit der baltischen Staaten und dem Zerfall der Sowjetunion mündete.
Alle drei Staatsoberhäupter betonten, dass Estland, Lettland und Litauen an der Seite der Nationen und Staaten stünden, die für ihre Unabhängigkeit und Freiheit kämpfen. © dpa
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