Spanische Einsatzkräfte haben innerhalb weniger Stunden Hunderte Migranten gerettet, die vor den Kanarischen Inseln in Seenot geraten waren. Die insgesamt 516 Flüchtlinge seien auf fünf Booten unterwegs gewesen, teilte der spanische Seerettungsdienst am Donnerstag mit. Die Hilfsteams hätten die ganze Nacht zum Donnerstag gearbeitet, um alle Menschen zu bergen, hieß es. Die Migranten, darunter zahlreiche Frauen, Minderjährige und Babys, stammten vorwiegend aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Sie seien unter anderem auf die Inseln Teneriffa, Gran Canaria und El Hierro gebracht worden. Viele von ihnen seien in kritischem Zustand.
Nach Angaben von Insassen eines der Boote starben während der Überfahrt im Atlantik mindestens zehn bis zwölf Menschen. Die Leichen seien über Bord geworfen worden. Eine Frau habe auf der Überfahrt ein Kind auf die Welt gebracht, berichteten die Regionalzeitung "La Provincia" und andere Medien unter Berufung auf die Rettungsteams.
Auf der Inselgruppe der Kanaren rund 100 Kilometer vor der Nordwestküste Afrikas kommen schon seit längerer Zeit mehr Flüchtlingsboote an. Die Migration auf der Route hat seit vergangenem Herbst weiter zugenommen. Es wird vermutet, dass dies unter anderem mit der politischen und sozialen Krise im Senegal zusammenhängt. Nach der jüngsten Erhebung des Innenministeriums in Madrid kamen in den ersten fünf Monaten des Jahres in Spanien knapp 21 000 Migranten auf dem Seeweg an. Das sind 136 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Der regionale Ministerpräsident Fernando Clavijo forderte erneut dringende Maßnahmen von Spanien und von Europa. Die Situation sei "nicht gerecht", beklagte er. "Weder für die Menschen, die vor Hunger und Tod fliehen, noch für die Kanarischen Inseln", die "diesen ganzen Druck an der Südgrenze Europas alleine tragen müssen".
Nach Angaben der angesehenen und in Afrika sehr gut vernetzten spanischen Hilfsorganisation Caminando Fronteras sind im vorigen Jahr mindestens 6618 Migranten bei dem Versuch ums Leben gekommen, Spanien auf dem Seeweg zu erreichen. Das waren 177 Prozent mehr als im Jahr 2022, als mindestens 2390 Todesfälle registriert worden seien. Den größten Teil der Todesopfer, und zwar 6007, gab es demnach im vorigen Jahr auf der Route von Westafrika zu den Kanaren. Auf der sogenannten Mittelmeer-Route sowie an der Straße von Gibraltar wurden laut der Organisation insgesamt 611 Todesfälle registriert. © dpa
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