In Neuseeland hat eine amtliche Untersuchung zur Aufarbeitung der tödlichen Terroranschläge auf zwei Moscheen in Christchurch begonnen. Ein rechtsextremer Australier hatte im März 2019 in der Stadt auf der Südinsel 51 Menschen erschossen und 50 weitere verletzt. Seine Tat übertrug der damals 28 Jahre alte Brenton Tarrant per Helmkamera im Internet. Das Attentat war das Gewaltverbrechen mit den meisten Opfern in der jüngeren Geschichte des Pazifikstaates. Der Täter war im August 2020 zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung verurteilt worden.

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Bei der so genannten "coronial inquiry" wird seit Dienstag unter anderem die Reaktion der Rettungsdienste und des Krankenhauspersonals geprüft, ebenso wie die Frage, ob der Täter direkte Hilfe von einer anderen Person erhielt. Insgesamt werden einer offiziellen Mitteilung der Justizbehörde zufolge zehn Punkte untersucht. Die erste Phase der Aufarbeitung soll sechs Wochen dauern. Bei der Untersuchung handelt es sich um einen nach neuseeländischem Recht vorgeschriebenen rechtlichen Prozess, zu dem medizinische Gutachter, Polizei, Ersthelfer und Zeugen beitragen.

Das Beweismaterial umfasst Tausende Fotos und Audiodateien sowie mehr als 80 Stunden Videoaufzeichnungen. Geprüft wird auch, ob in einer der Moscheen eine Notausgangstür nicht funktionierte. Zudem soll die genaue Todesursache der Opfer ermittelt werden und auch, ob einige der Todesfälle durch eine andere medizinische Reaktion hätten verhindert werden können. Ziel sei es, Antworten auf noch offene Fragen trauernder Familien zu geben und zu prüfen, ob noch mehr getan werden kann, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern, sagte die Leiterin der Untersuchung, Brigitte Windley, zum Auftakt.

Bereits im Dezember 2020 war ein erster offizieller Untersuchungsbericht zu dem Verbrechen mit Empfehlungen für die Regierung unter der damaligen Ministerpräsidentin Jacinda Ardern veröffentlicht worden. Eine eigens eingesetzte Königliche Kommission hatte umfassend untersucht, wie die Attacken überhaupt möglich waren, wie der Täter seine Waffen bekam und welche Rolle Sicherheits- und Geheimdienste spielten. Die Anschläge führten zu einer umfassenden Waffenreform und zur Gründung des Christchurch Call, einer Initiative zur Bekämpfung terroristischer und extremistischer Online-Inhalte.  © dpa

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