Ein Schlauchboot-Rave in Berlin sorgt nicht nur im Internet für großen Unmut. Ein Pfleger kritisiert in einer Kolumne die Party-Aktion hart und fordert von der Politik mehr Taten statt Worte.

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Ein Rave im Urbanhafen von Kreuzberg hat Intensiv-Pfleger Ricardo Lange dazu bewogen, seinem Ärger Luft zu machen.

Die Aktion mag mit ihrem Ziel, zur Erhaltung der Berliner Club-Kultur beizutragen, eine gute Intention gehabt haben. Schwer daneben findet Lange das Ganze dennoch, wie er in einer Kolumne dem "Tagesspiegel" erklärt.

Pfleger fragt: "Kann man unsere Arbeit noch deutlicher verhöhnen?"

Lange verstehe, dass die jungen Leute Nachholbedarf hätten. "Aber muss eine solche Party ausgerechnet vor einem Krankenhaus stattfinden? Darin kämpfen Patienten und ihre Pfleger und Pflegerinnen um Leben", so der Pfleger. "Die Leute brauchen Ruhe."

Ricardo Lange stellt ernüchtert fest: "Schon ganz ohne Corona und die möglichen Folgen dieses Raves frage ich mich: Kann man unsere Arbeit noch deutlicher verhöhnen?"

Auch in der Politik sei eingetreten, was Lange befürchtet habe: Inzwischen sei das Thema Pflege aus den Talkshows wieder verschwunden. Lange zieht Bilanz: "Jens Spahns Versprechungen eines 'Corona-Bonus' haben nur einen Teil der 'Alltagshelden' erreicht, die ambulanten und Altenpflegenden, die es natürlich verdienen."

Bei ihm und den Kollegen auf der Intensivstation sei jedoch noch nichts angekommen. "Und das, obwohl wir zu denen gehören, die seit Wochen in engstem Kontakt mit COVID-19- Patienten stehen. […] Wir sind nach wie vor einem besonderen Risiko ausgesetzt."

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Lange fordert Unterstützung für Pflegeberufe

Der Staat unterstütze die Lufthansa mit neun Milliarden, der Autoindustrie solle eine Neukaufprämie helfen. "Und uns?", fragt sich der Pfleger. Lange wünscht sich unter anderem: "Dass das Rentenalter für Pflegekräfte in Schichtarbeit herabgesetzt wird." Auch bessere Bezahlung und mehr Personal seien unbedingt notwendig. "Und ich wünsche mir, dass die Schlauchboot-Orgie vom vergangenen Wochenende keine Folgen hat."  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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