Neue Entwicklung im Fall des vom WDR freigestellten "Tatort-Chefs" Gebhard Henke: Sechs Frauen, darunter auch Schauspielerin und Autorin Charlotte Roche, werfen dem WDR-Mitarbeiter vor, sie sexuell belästigt zu haben. Das berichtet das Magazin "Spiegel" in seiner Print-Ausgabe.
Neue Vorwürfe gegen den "Tatort-Chef" des WDR: Sechs Frauen, darunter auch
Roche schildert Übergriff im Jahr 2013
In einer vorab veröffentlichten Mitteilung des Magazins schildert Roche die Übergriffe aus dem Jahr 2013: "Er gab mir die rechte Hand und legte mir die linke gleichzeitig fest mitten auf den Po." Einem Ausweichen ihrerseits sei Henke gefolgt. "Das war schlimm und dauerte gefühlt ewig", erzählt die Autorin und Schauspielerin weiter. Bis heute mache sie sich Vorwürfe, damals nichts gesagt zu haben.
Wie der WDR am 30. April bestätigte, wurde Gebhard Henke freigestellt. Er selbst bestreitet alle Vorwürfe. Sein Anwalt Peter Raue teilte mit, dass sein Mandant freigestellt wurde, ohne ihm "einen einzigen konkreten Sachverhalt zu nennen". Der Anwalt hat den WDR nach eigenen Angaben aufgefordert, die Vorwürfe bis zum 10. Mai zu konkretisieren und Henke dazu Stellung nehmen zu lassen - oder die Freistellung aufzuheben.
16 Frauen verteidigen Henke in offenem Brief
Erst am Donnerstag solidarisierten sich 16 Frauen in einem offenen Brief mit Henke. Zu den Unterzeichnerinnen gehörten unter anderem die Schauspielerinnen Caroline Peters und Anna Schudt sowie die Regisseurinnen Feo Aladag und Isabel Kleefeld.
Sie schildern darin ihre Erfahrungen mit dem WDR-Programmbereichsleiter: "Wir haben in der Vergangenheit persönlich mit Gebhard Henke zusammengearbeitet. Durchaus nicht ohne Konflikte und Machtkämpfe. Auch nicht frei von unterschiedlichen Auffassungen über Männer- und Frauenbilder. Immer jedoch frei von Übergriffen jedweder Art und Schwere."
WDR kämpft seit einiger Zeit mit Vorwürfen sexueller Belästigung
Die Anschuldigungen gegen Henke sind bereits der zweite Fall von Vorwürfen sexueller Belästigung beim WDR binnen weniger Wochen. Damals war ein ehemaliger ARD-Auslandskorrespondent wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung vom WDR freigestellt worden.
Die WDR-Geschäftsleitung hatte Mitte April ein Maßnahmenpaket für eine bessere Vorbeugung beschlossen und eine dauerhafte externe Ombudsstelle angekündigt, an die sich Betroffene wenden können. Zudem soll die frühere Gewerkschaftschefin und EU-Kommissarin Monika Wulf-Mathies in "völliger Unabhängigkeit" prüfen, wie der WDR mit Hinweisen auf sexuelle Belästigung umgegangen sei. (mgb / dpa)
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