Die Diakonie stuft die Lage in Pflegeheimen als dramatisch ein. "Die Versorgungssicherheit in der Langzeitpflege ist akut gefährdet", erklärte der Verband am Dienstag.

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72 Prozent der stationären Pflegeeinrichtungen der Diakonie hätten in den vergangenen sechs Monaten Leistungen aufgrund von Personalmangel sowie Erkrankungen von Mitarbeitenden einschränken müssen. Insbesondere hätten freie Betten nicht mit neuen Pflegebedürftigen belegt werden können.

In der ambulanten Pflege hätten in den vergangenen sechs Monaten sogar 89 Prozent der Dienstleister Neukunden und -kundinnen ablehnen müssen. 29 Prozent konnten Leistungen für Bestandskunden nicht aufstocken, wie die Diakonie unter Berufung auf eine interne Umfrage weiter mitteilte. Auch in der ambulanten Pflege sei Personalmangel das Hauptproblem.

"Die Zahlen zeigen es: Wir sind bereits mitten in einer akuten Pflegekrise", erklärte die Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Maria Loheide. "Nötig ist ein radikales Umdenken in der Politik, wenn wir die Pflege vor dem Kollaps bewahren wollen."

Der Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege, Wilfried Wesemann, erklärte, die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für eine Pflegereform "enthalten sinnvolle Bausteine, die allerdings auf einem sehr brüchigen finanziellen Fundament stehen". Die vorgesehene Erhöhung des Beitragssatzes auf 3,4 Prozent "reicht bei weitem nicht aus, um die notwendige Versorgung der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland hinreichend zu sichern".

Kritik an der geplanten Reform kam auch vom AOK-Bundesverband. "Die Pflegeversicherung steht vor dem finanziellen Kollaps - doch nachhaltige Lösungen jenseits kurzfristiger Beitragserhöhungen sucht man im aktuellen Gesetzesentwurf vergebens", erklärte die Vorstandsvorsitzende Carola Reimann. "Wir brauchen dringend zusätzliche Steuermittel für die Pflegeversicherung, insbesondere zur Finanzierung der versicherungsfremden Leistungen."

Mit Lauterbachs Plänen befasst sich am Mittwochnachmittag der Gesundheitsausschuss des Bundestags. Er befragt in einer öffentlichen Anhörung Expertinnen und Experten.  © AFP

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