Auch bei Reisen mit der Bahn gilt grundsätzlich die Maskenpflicht. Doch viele Passagiere halten sich nicht an die Vorschrift. Die Bahn will nun strengere Kontrollen durchführen. Doch der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft Claus Weselsky glaubt nicht daran, dass das durchsetzbar ist. Die Schuld dafür sieht er bei der Bahn selbst.

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Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft (GdL) Claus Weselsky hat der Bahn vorgeworfen, ihre Angestellten bei der Durchsetzung der Maskenpflicht alleine zu lassen. "Die Führungskräfte sitzen im Homeoffice und entwickeln weitere Kopfgeburten", sagte Weselsky in einem Interview mit der Tagesschau. "Und die Leute tragen draußen ihre Haut zu Markte, indem sie den Eisenbahnverkehr aufrechthalten und erleben, wie ihnen immer wieder neue Aufgaben aufgedrückt werden."

Wie Weselsky erklärte, sei es für die Kontrolleure in den Zügen praktisch nicht möglich, den Maskenzwang durchzusetzen. Viele Fahrgäste würden beispielsweise Dokumente vorweisen, die sie angeblich vom Tragen einer Maske befreien.

Die Echtheit dieser Bescheide könnte die Mitarbeiter der Bahn allerdings nicht überprüfen. Auch würden notorische Maskenverweigerer ihren Mund-Nasen-Schutz "nur aufsetzen, wenn Zugpersonal in Sicht ist." Dagegen könnten das Bahnpersonal kaum etwas unternehmen.

Weselsky: Coronakrise verschärft Spannungen zwischen Zugbegleitern und Passagieren

Laut Weselsky hat die Coronakrise auch die Spannungen zwischen den Zugbegleitern und den Passagieren verschärft. In der Vergangenheit waren Zugbegleiter immer wieder Opfer von Übergriffen geworden. Die Maskenpflicht sorgt nun für neue Konflikte - auch zwischen den Reisenden.

"Wenn die Menschen sich ein Ticket kaufen und in den Zug steigen, dann erwarten sie zu Recht, dass sie sicher reisen können", so der Gewerkschaftler. Sobald ihnen dann jemand gegenübersitze, der seine Maske nicht aufsetzen will, "entstehen Konflikte, die das Zugpersonal nicht einfach lösen kann."

Zwar habe die Bahn angekündigt, Sicherheitspersonal einzustellen, dass die Kontrolleure unterstützen soll, "aber bislang bekommen die Kolleginnen und Kollegen in den Zügen davon nicht viel mit."

Bahnpersonal fehlt laut Weselsky Druckmittel gegen Maskenverweigerer

Um konsequent gegen Maskenverweigerer vorzugehen, fehlen dem Bahnpersonal nach Weselskys Ansicht zudem die Druckmittel. "Wir bräuchten zusätzliches Personal, das die Züge systematisch bestreift und damit ein klares Signal sendet."

Im Hinblick auf die Pläne des Bundes und der Länder, Bußgelder für das Missachten der Maskenpflicht zu erheben, forderte Weselsky die Regelung in die Beförderungsbedingungen der Bahn aufzunehmen.

"Das würde bedeuten, dass der rechtmäßige Erwerb eines Tickets an das Tragen einer Maske geknüpft ist", so der GdL-Chef. "Wer ohne Maske reist, hätte dann seinen Fahrschein verwirkt." Bislang stelle sich die Bahn diesbezüglich aber quer. (thp)

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