- Am Montagmorgen sind bei einer Kontrolle im Kreis Kusel in Rheinland-Pfalz zwei Polizisten erschossen worden.
- Die Tatverdächtigen befinden sich derzeit in U-Haft.
- Die Polizei hat die Fahndung nach weiteren Mittätern vorerst eingestellt.
Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in der Pfalz befinden sich die beiden Verdächtigen in Untersuchungshaft. Ein Richter am Amtsgericht Kaiserslautern habe einen Haftbefehl wegen gemeinschaftlicher Tötung erlassen, teilten die Ermittler am Dienstag mit.
Die beiden Tatverdächtigen sollen als Wilderer in die Polizeikontrolle geraten sein. In dem Laderaum ihres Kastenwagens hätten sich zahlreiche getötete Wildtiere befunden, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen auf einer Pressekonferenz in Kaiserslautern. Diese Tat hätten sie verdecken wollen.
Die Beamten gehen davon aus, dass beide Beschuldigte geschossen haben. Laut Staatsanwaltschaft hat der 32-Jährige die Wilderei eingeräumt und die Polizeikontrolle sowie die Schüsse geschildert. Er habe aber bestritten, selbst geschossen zu haben, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen.
"Im Moment gehen wir davon aus, dass mindestens zwei Waffen verwendet wurden", sagte Orthen. "Und wir gehen auch davon aus, dass diese zwei Waffen von den beiden Beschuldigten genutzt wurden, also, dass jeder geschossen hat." Bei den Verdächtigen wurde ein großes Waffenarsenal sichergestellt. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung im saarländischen Spiesen-Elversberg fünf Kurzwaffen, ein Repetiergewehr, zehn weitere Langwaffen, eine Armbrust sowie einen Schalldämpfer und Munition. Im Haus des zweiten Tatverdächtigen seien zwei Langwaffen entdeckt worden, hieß es.
Beide Polizisten starben noch am Tatort
Auf der Pressekonferenz wird nun auch klarer, was genau am frühen Montagmorgen geschah: Die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und der 29-jährige Oberkommissar waren als Zivilstreife unterwegs, um ein Eigentumsdelikt aufzuklären. Um kurz nach 4 Uhr teilten sie per Funk mit, unabhängig davon "dubiose Personen" festgestellt zu haben, deren ganzer Kofferraum eines Kastenwagens voller Wild sei. Kurz darauf gegen 4.20 Uhr hätten sie gefunkt: "Komm schnell, die schießen, die schießen, komm schnell." Bei diesem letzten Funkspruch sei auch ein Schuss zu hören gewesen.
Zehn Minuten später fanden die zur Verstärkung herbei geeilten Polizisten ihre junge Kollegin tot vor dem Auto. Sie sei mit einem Schuss in den Kopf getötet worden und habe selbst ihre Waffe nicht mehr ziehen können. Sie sei arglos gewesen, habe womöglich eine Taschenlampe und die Papiere in der Hand gehalten. Der Polizist lag schwerst verletzt und nicht mehr ansprechbar hinter dem Auto an einer Böschung. Er sei von vier Schüssen getroffen worden, einer davon in den Kopf. Der 29-Jährige habe noch 14 Mal geschossen, nach bisherigen Erkenntnissen sei aber keiner der beiden Verdächtigen getroffen worden.
Die Täter seien mit dem Auto geflüchtet. Neben der erschossenen Polizistin seien aber der Führerschein und der Personalausweis des 38 Jahre alten Verdächtigen gefunden worden. Daher habe sich die Suche auf das Saarland konzentriert. Der Mann, nachdem auch öffentlich mit Namen und Foto gefahndet worden war, sei nach Hinweisen in einem Haus in Sulzbach vermutet worden. Als er das Haus verlassen wollte, griffen die Ermittler zu und nahmen ihn widerstandslos fest.
In dem Haus sei dann der 32-Jährige ebenfalls widerstandslos festgenommen worden. Rund 200 Beamte der rheinland-pfälzischen und der saarländischen Polizei seien bei der Fahndung im Einsatz gewesen.
Beide Verdächtigen waren nicht rechtskräftig vorbestraft - kein Hinweis auf politisch motivierte Tat
Die beiden Tatverdächtigen waren laut Staatsanwaltschaft nicht rechtskräftig vorbestraft. Der 38-Jährige sei der Polizei aber früher bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht aufgefallen, sagte Kriminaldirektor Frank Gautsche auf der Pressekonferenz. Der 32-Jährige war der Polizei wegen Betrugsdelikten bekannt.
Nach Angaben der Ermittler gibt es keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat. Es gebe beispielsweise keine Indizien, dass die Verdächtigen Verbindungen in die sogenannte Reichsbürgerszene gehabt hätten.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hatte eine "sehr, sehr intensive Vernehmung" der Tatverdächtigen angekündigt. "Wir wollen lückenlos wissen, was dort geschehen ist", sagte der SPD-Politiker am Montagabend dem SWR. Ob es weitere Verdächtige gebe, würden Ermittlungen und Befragungen zeigen. "Wir gehen im Moment von den beiden aus, die wir in dem Gebäude dann auch festnehmen konnten." Es stehe der Vorwurf im Raum, dass die beiden Männer "sehr, sehr brutal zwei Polizeibeamten das Leben genommen" hätten. "Die Staatsanwaltschaft muss die konkrete Einschätzung vornehmen." (dpa/afp/mko/ank)
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