Die Klimaschützer-Gruppe Letzte Generation will ihren Protest künftig auf eine andere Art und Weise kundtun - das Sich-Festkleben auf Straßen soll der Vergangenheit angehören. Aus Sicht eines Experten könnte dieser Verzicht den Aktivisten bei ihrem Ansinnen helfen.

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Das Ende der Klebeblockaden der Letzten Generation könnte nach Einschätzung des Protestforschers Dieter Rucht die öffentliche Meinung über die Klimaschützer-Gruppe verbessern. "Das wird dann unter Umständen auch als ein Lernschritt verzeichnet", sagte Rucht am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die neue Strategie zeige, dass die Aktivisten nicht stur mit dem Kopf durch die Wand wollten, sondern auf die oft negativen Reaktionen eingingen.

Die Letzte Generation hatte am Montag angekündigt, auf die vor zwei Jahren begonnenen Straßenblockaden mit festgeklebten Aktivisten künftig zu verzichten und auf andere Protestformen umzusteigen. Die Blockaden hatten oft wütende Reaktionen von Autofahrern ausgelöst. Polizei und Justiz begannen Tausende von Strafverfahren gegen Aktivisten wegen Delikten wie Nötigung. Kritiker warfen der Gruppe vor, sie schade dem Klimaschutz mehr, als sie ihm nützte.

Forscher: Wirkung des Protests lässt sich erst in einigen Jahren einschätzen

Protestforscher Rucht sagte, die Gruppe biete Spektakel. "Das Spektakel kann ja die Berichterstattung sichern, aber wenn die dann kombiniert wird mit überwiegender Ablehnung, dann hat man die Aufmerksamkeit zwar erzielt, aber man hat die politische Unterstützung verloren. Das ist dann unterm Strich dann eher negativ."

Die genaue Wirkung des Protests lasse sich wohl erst in einigen Jahren genauer einschätzen, fügte Rucht hinzu. "Ich glaube schon, dass die Proteste insgesamt den Druck auf die Politik erhöht haben. Aber dennoch ist eigentlich kein durchschlagender Erfolg zu verzeichnen. Das sehen auch die Akteure selbst so. Sonst würden sie gar nicht weitermachen müssen."

Die Letzte Generation hatte angekündigt, ab März zu "ungehorsamen Versammlungen im ganzen Land" aufzurufen. Was das genau sein wird, ist auch für Rucht vorerst unklar. Neu ist auch das Ziel der Proteste, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Einsatz für den Klimaschutz zu drängen.

In einer Erklärung der Letzten Generation hieß es: "Verknüpfen werden wir diesen Protest mit einem einfachen Appell an den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Wir werden ihn auffordern, öffentlich und ehrlich über die Klimazerstörung und das notwendige Umsteuern zu sprechen."  © dpa

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