Auf einen Schlag macht eine Explosion ein Wohnhaus dem Erdboden gleich. Die Einsatzkräfte im Ostallgäu suchen bis in die Nacht verzweifelt nach drei Bewohnern. Zunächst kann nur eine Frau schwer verletzt gerettet werden.
Die Wohnstraße am Rande der 800-Seelen-Gemeinde ist nur noch ein Trümmerfeld. Als gegen 10.00 Uhr bei der Polizei die Meldung eingeht, dass es im Ostallgäu in Rettenbach eine Explosion gegeben hat, fährt sofort eine Streife in den Ort. Es bietet sich den Beamten ein erschütterndes Bild. "Das Dach des Hauses lag am Boden", erklärt Polizeisprecher Edmund Martin später. Die darüberliegenden Stockwerke sind quasi verschwunden.
Sieben Menschen - vier Erwachsende und drei Kinder - sind in dem Gebäude mit zwei Wohnungen gemeldet. Wie sich später herausstellt, lebten aber nur noch sechs Menschen in dem Haus - eine fünfköpfige Familie und eine alleinstehende Frau. Die Mieterin der Einliegerwohnung und die zwei Buben des Ehepaares waren glücklicherweise nicht zu Hause, die beiden Kinder werden von den Einsatzkräften auf einem Spielplatz entdeckt.
Vermisst werden ein Mann und seine fünf Jahre alte Tochter
Nach etwa zwei Stunden können die Retter ihre schwerst verletzte Mutter aus dem Bereich des Kellers bergen. Die 39-Jährige hatte mit Geräuschen auf sich aufmerksam gemacht. Sie sagt, dass noch ihr Mann und ein weiteres Kind, ein Mädchen, im Haus gewesen seien. Doch bis zum Abend gibt es kein Lebenszeichen des 42-Jährigen und seiner fünf Jahre alten Tochter. Die Retter richten sich darauf ein, die ganze Nacht weiter in den Trümmern zu suchen. Nachdem mit schwerem Gerät die Reste des Daches weggeräumt sind, müssen sich die Helfer mit ihren Händen weiter vorgraben.
Insgesamt bis zu 350 Einsatzkräfte von Feuerwehren aus der ganzen Region, Technischem Hilfswerk und Bayerischem Roten Kreuz suchen fieberhaft in den Resten des ehemaligen Wohnhauses nach den beiden Menschen. "Wir gehen davon aus, dass der Ehemann und ein Kind noch in dem Trümmerfeld sind", sagt der Polizeisprecher.
Ob die beiden Vermissten noch lebend geborgen werden können, ist am Abend völlig offen. Spezialisten bohren durch die zwei übereinanderliegenden Betondecken und suchen mit einer Endoskopkamera nach den Opfern. Auch die Spürhunde, die immer wieder durch den Schuttberg liefen, schlagen nicht an.
Spuren der Verwüstung
Rund um das Haus zeigen sich Spuren der Verwüstung. Auch die Fassade des direkten Nachbargebäudes ist stark demoliert, mindestens ein weiteres Haus ist ebenfalls beschädigt. Die Detonationswelle reichte noch 200 bis 300 Meter weit. 15 Anwohner müssen vorübergehend ihre Wohnungen verlassen.
Die Ursache der Explosion ist zunächst völlig unklar. In der Straße liegen Erdgasleitungen. Doch das Gebäude selbst war nach Angaben der Behörden überhaupt nicht direkt an das Gasnetz angeschlossen. Dennoch gehen die meisten Beobachter schnell von einer Gasexplosion aus. "Das sind alles Vermutungen, nichts ist gesichert", meint Martin. Die Kripo und das Bayerische Landeskriminalamt müssen nun die Ursache klären.
Zunächst steht ohnehin die Rettung der zwei Bewohner im Vordergrund. Wegen der anstrengenden Arbeit müssten die Helfer regelmäßig ausgetauscht werden, sagt der Pressesprecher. "Die müssen körperlich einiges leisten, aber auch psychisch." Neben zahlreichen Feuerwehrleuten sind auch eine Rettungshundestaffel, drei Rettungshubschrauber aus Deutschland und Österreich sowie ein Polizeihubschrauber vor Ort. Der Polizeihubschrauber fliegt immer wieder über die Trümmer, um eventuell Handys zu orten - ohne Erfolg.
Retter wollen nicht aufgeben
Sorgen machte den Einsatzkräften auch die Wettervorhersage. Fünf Stunden nach der Explosion beginnt es leicht zu regnen. Eine Vorhersage habe sogar Hagel angekündigt, meint Martin sorgenvoll. Der Hagel bleibt zwar zunächst aus, doch ab Mitternacht soll es stark regnen. Die Retter wollen aber auch dann weitermachen.
(dpa/fra) © dpa
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