Länger als zwei Wochen haben die Angehörigen der Insassen von Flug MH370 gehofft und gelitten - doch jetzt scheint es Gewissheit zu geben: Die Maschine der Malaysia Airlines ist westlich von Australien ins Meer gestürzt und es gibt keine Überlebenden. Trotzdem bleiben viele Umstände einer der größten Tragödien der modernen Luftfahrtgeschichte ungeklärt. Wir beantworten die drängendsten Fragen.

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Flug MH370 verschwand in der Nacht vom 8. auf den 9. März 2013 von den Radarschirmen. Nun scheint klar zu sein, dass die Maschine rund 2.500 Kilometer westlich vom australischen Perth in den Indischen Ozean gestürzt ist. Es handelt sich um eine der abgelegendsten Gegenden auf der Welt und eine der gefährlichsten Regionen auf den Weltmeeren. Sie liegt in den sogenannten "Roaring Forties", einem Gebiet jenseits des vierzigsten Breitengrades, wo starke Strömungen herrschen und ein kräftiger Westwind weht. Die Trümmer dürften wegen der Strömungen mittlerweile über hunderte Kilometer verteilt sein.

Hatten die Absturzopfer eine Überlebenschance?

"Vermutlich ist sogar in der Antarktis mehr los, dort gibt es immerhin Forschungsstationen", so Jan Steffen vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel gegenüber "Focus Online" zum Ort der Absturzstelle. Die Überlebenschancen der Passagiere dürften also bei Null liegen, selbst wenn jemand den Absturz selbst überlebt haben sollte. Kein Mensch könnte unter diesen Bedingungen im Ozean über zwei Wochen lebend überstehen.

"Bei einem Aufprall mit hoher Geschwindigkeit kann keiner überleben", meint auch der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Eine nächtliche Notwasserung ohne Funk hält er für sehr unwahrscheinlich. Auch die Fluggesellschaft Malaysia Airlines rechnet seit Montag nicht mehr mit Überlebenden. "Die Chancen gehen absolut gegen Null", sagte ein Experte des Maritime Rescue Coordination Centre in Bremen der Nachrichtenagentur dpa.

Wie lange ist die Suche noch sinnvoll?

Die Suche nach dem Wrack muss immer wieder wegen schlechten Wetters unterbrochen werden. Stürme mit Geschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometern fegen über das Suchgebiet im südlichen Indischen Ozean hinweg. Starker Regen und tief hängende Wolken behindern die Sicht. Die Suche ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit: Die Black Box eines verunglückten Flugzeugs sendet rund einen Monat lang die letzte Position der Maschine. Dann ist die Batterie am Ende. Das Signal dürfte daher bald erlöschen und es wird immer schwieriger, die Überreste von MH 370 noch zu finden. Wird die Black Box nicht gefunden, könnte sich die Bergung der Maschine über Monate oder gar Jahre hinziehen.

Sollten erste Trümmerteile bald gefunden werden, bergen Schiffe mit Kränen zunächst die auf der Wasseroberfläche treibenden Trümmer. Experten könnten dann die genaue Absturzstelle ermitteln, indem sie die Meeresströmung zurückverfolgen. Dort würden U-Boote die Suche in mehreren tausend Metern Meerestiefe fortsetzen, bis schließlich die restlichen Trümmer gefunden werden. Bei dem an Pfingsten 2009 im Atlantik abgestürzten Flug AF447 der Air France hatte es zwei Jahre gedauert, bis die letzten Trümmerteile geborgen werden konnten.

Warum ist die Black Box so wichtig?

Die Black Box ist das entscheidende Puzzleteil bei der Suche nach dem Unglücksflieger. Die US-Marine hat eine Spezialausrüstung zur Ortung des Flugschreibers in die Region geschickt, in der das vermisste Flugzeug vermutet wird. Die Auswertung der Daten, in der sich der Flugdatenschreiber und der Stimmenrekorder befinden, ist entscheidend für die Aufklärung des Absturzes. Darin wird neben den technischen Daten wie Flughöhe und Geschwindigkeit auch die Kommunikation im Cockpit aufgezeichnet.

Das System TPL-25 der US-Marine kann die Black Box in bis zu 6.000 Meter Tiefe aufspüren. Der Detektor verfügt über ein hochsensibles Unterwassermikrofon, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Sollte also wirklich ein Trümmerfeld von Flug MH370 entdeckt worden sein, bedeute das einen "deutlichen Vorteil" bei der Suche nach der Black Box, so das Pentagon weiter.

Wie teuer ist die Suche?

Die Suche nach den Überresten von Flug MH370 dürfte als eine der teuersten Suchaktionen in die Geschichte der Luftfahrt eingehen. Bislang sind 13 Länder mit insgesamt 28 Flugzeugen, sechs Hubschraubern und 19 Schiffen an der Suche beteiligt. Alleine die USA sollen bereits zwischen 2,5 und vier Millionen Dollar für die Rettungsaktion ausgegeben haben. Einen hohen zweistelligen, vielleicht sogar dreistelligen Millionenbetrag dürfte die Suchaktion am Ende gekostet haben.

Die Kosten der Suchaktion teilen Versicherer und Staaten untereinander auf, wobei die Staaten den Großteil der Rechnung übernehmen. "Sobald das Wrack gefunden ist und die Untersuchung des Unglücks beginnt, zahlen aber meist nur noch die Staaten", sagte Thomas Friesacher, Luftfahrtexperte von Aeroxpert, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Welche Theorien gibt es zum Unfallhergang?

Chris Goodfellow, Flugkapitän von Air Canada mit über 20.000 Flugstunden, schließt in seiner aus der Perspektive eines Flugkapitäns geschriebenen Analyse des Fluges, dass es einen Brand an Bord gegeben haben muss. Die Crew sei vom Rauch betäubt worden, das Flugzeug mit Autopilot weitergeflogen und schließlich irgendwo im Südindischen Ozean abgestürzt. Laut seinem Beitrag bei Google+ hätten die Piloten in dieser Gefahrenlage alles richtig gemacht und noch versucht, einen nahe gelegenen Flughafen zu erreichen. Die Piloten von MH370 seien für ihn "Helden", so Goodfellow.

Ermittler verfolgen auch weiter die Suizid-Theorie, wie der britische "Telegraph" schreibt. Demnach könnte einer der Piloten oder ein technisch versierter Insasse die Boeing 777 ins Verderben gelenkt haben. Vermutlich habe jemand mit technischen Fähigkeiten das Flugzeug vom Kurs abgebracht - eben jemand, der "das Wissen darüber hatte, was zu tun war". Erst im November 2013 hatte auf diese Weise ein Pilot in Namibia 33 Menschen mit in den Tod gerissen. Laut Auswertung des Flugschreibers hatte er den Co-Piloten aus dem Cockpit gesperrt und anschließend das Flugzeug auf Kollisionskurs programmiert.

Nachdem die schnell geäußerten Befürchtungen eines Terroranschlags - genährt durch mehrere Passagiere mit falschen Papieren an Bord - schnell ausgeschlossen werden konnten, steht auch der Verdacht von Spätfolgen nach einem früheren Unfall des Flugzeugs weiter im Raum. Die zwölf Jahre alte Boeing hatte vor zwei Jahren einen Unfall in Shanghai. Allerdings würde diese Theorie nicht erklären, warum das Flugzeug Kurs auf die jetzt vermutete Absturzstelle genommen haben könnte.

All diese Theorien sind bislang nicht seriös überprüfbar: Erst wenn die Black Box gefunden ist, wird endlich Gewissheit über den Absturz von MH370 herrschen. Zu wünschen wäre den Angehörigen der Opfer, dass dies nicht wie bei Flug AF447 Jahre dauert.

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