Im Juli 2023 verschwindet der zweijährige Émile aus Südfrankreich. Neun Monate später - am Karsamstag - die traurige Gewissheit: Der Junge ist tot. Doch gelöst ist der Fall damit noch nicht. Ein Überblick über den Ermittlungsstand.

Mehr Panorama-News

Was wir wissen

Das Verschwinden

Der zweijährige Émile war am 8. Juli 2023, dem ersten Tag der französischen Sommerferien, verschwunden, während er bei seinen Großeltern in dem kleinen Dörfchen nördlich von Digne-les-Bains zu Besuch war. Nachbarn hatten ihn zuletzt am späten Nachmittag gesehen, wie er alleine eine Straße in Haut-Vernet entlanggelaufen war.

Die Suche

Eine riesige Suchaktion mit dutzenden Polizisten, Soldaten, Spürhunden, einem Hubschrauber und Drohnen blieb damals ergebnislos. Die Suche wurde nach einigen Tagen eingestellt.

Die Ermittlungen

Die Ermittlungen gingen über die Monate weiter. Am Donnerstag vor Ostern war die Polizei in den Weiler zurückgekehrt und hatte die Gegend abgesperrt. Eine Gruppe von 17 Leuten, darunter Familienmitglieder, Nachbarn und Zeugen, sollten die letzten Momente vor dem Verschwinden des Kindes nachvollziehen. Drohnen zeichneten die Nachstellung auf.

Diese Fotomontage zeigt den verstorbenen Emile auf einem Smartphone und den Ortseingang von Le Haut-Vernet, wo der Junge im Sommer verschwand. © picture alliance / abaca/Durand Thibaut/ABACA

Der Fund

Am Karsamstag (30. März) fand eine Wanderin nach Polizeiangaben Knochen eines Kindes, darunter ein Schädel. Gentests hätten zu der Schlussfolgerung geführt, "dass es die Knochen des Kindes Émile" seien, erklärte Staatsanwalt Jean-Luc Blachon am Sonntag.

Der Fundort befindet sich laut Polizei in "einem Gebiet mitten in der Natur, das steil und nicht immer leicht zugänglich ist" und seit dem Verschwinden Émiles mehrfach durchsucht worden sei.

Am Dienstagabend wurde bekannt, dass die Polizei in Haut-Vernet eigenen Angaben zufolge mehrere Kleidungsstücke von Émile gefunden hat: ein T-Shirt, seine Schuhe und seine Unterhose.

Was wir nicht wissen

Die Todesursache

Die Ermittler haben nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch keine Hinweise auf Émiles Todesursache gefunden. Am Schädel des Jungen seien keine Hinweise auf vor dem Tod erfolgte Verletzungen gefunden worden, sagte Staatsanwalt Blachon.

Festgestellte Spuren könnten indes nach dem Tod von Tieren verursacht worden sein. Der Zustand der gefundenen Schädelknochen und Zähne des Kleinkinds ermögliche keine Rückschlüsse darauf, wie es zu Tode gekommen sei. Unter den möglichen Todesursachen - "Sturz, Totschlag oder Mord" - könne bisher keiner eine größere Wahrscheinlichkeit als einer anderen zugemessen werden.

Gendarmeriesprecherin Marie-Laure Pezant äußerte gegenüber dem Sender "France Info" gar Zweifel, ob es je eine Antwort geben wird auf die Frage, woran Émile starb. "Wir haben einen Teil der Knochen, wir werden vielleicht nicht alle Elemente haben, um die Todesumstände zu bestimmen", sagte sie.

Der Ablauf

Die Ermittler schließen bislang weder einen Unfall noch eine Entführung aus. Mithilfe von Anthropologen versuchen sie nun zu bestimmen, ob sich die Knochen seit dem Verschwinden des Kindes am Fundort befanden oder "ob sie von einer menschlichen Person, einem Tier" oder gar "den Wetterbedingungen" dorthin gebracht wurden, wie Gendarmeriesprecherin Pezant sagte. "Wenn Sie eine Leiche abgelegt haben, haben Sie Elemente im Boden, die erkennen lassen, dass die Leiche eine gewisse Zeit auf diesem Boden gelegen hat", erklärte sie.

Auch weitere Suchaktionen führt die Polizei durch. Dafür wurde das Dörfchen mit 25 Bewohnern mit einer Straßensperre von der Außenwelt abgeriegelt.

Noch bis kommenden Sonntag soll Ortsfremden der Zugang verwehrt bleiben. Es müsse verhindert werden, dass Wanderer und andere Menschen den Fundort "verschmutzen", sagte der Kommandeur der Gendarmeriegruppe Alpes-de-Haute-Provence, Pierre-Yves Bardy, auf einer Pressekonferenz. Es werde mit internationaler Expertise in dem Bereich gearbeitet. (afp/dpa/mcf)

"Nicht loslassen": Wanderer wird spektakulär an Felsenwand gerettet

Beim Wandern stürzte ein Mann bei San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien 18 Meter weit eine Klippe hinunter. Der Wanderer klammerte sich an den Felsen und konnte in einer dramatischen Rettungsaktion per Helikopter in Sicherheit gebracht werden.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © picture alliance / abaca/Durand Thibaut/ABACA