Pragsdorfs Bürgermeister Ralf Opitz hat sich entsetzt über die Entscheidung des Landgerichts Neubrandenburg gezeigt, den angeklagten Jugendlichen im Fall um den getöteten Joel aus der Untersuchungshaft zu entlassen. "Ich kann das nicht verstehen", sagte Opitz am Freitag. Er habe von der Entlassung von einem Bürger erfahren, der Kontakt zur Familie von Joel habe. Die Staatsanwaltschaft prüft derweil nach eigenen Angaben, "gegen die Entscheidung über die Aufhebung des Haftbefehls" Beschwerde einzulegen.
Im vergangenen September soll der damals 14-Jährige in Pragsdorf bei Neubrandenburg Joel geschlagen und erstochen haben. Der Jugendliche muss sich deshalb vor dem Landgericht Neubrandenburg wegen Totschlags verantworten. Ihm droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hatte der Angeklagte zum Prozessauftakt am Dienstag geschwiegen.
Die Kammer habe nach Prüfung des Haftbefehls keinen Haftgrund mehr erkannt, hatte ein Sprecher des Landgerichts Neubrandenburg am Donnerstagabend gesagt. "Der Haftgrund war die Wiederholungsgefahr." Das Gericht ist nach Aussage des Sprechers jederzeit verpflichtet, während des Verfahrens zu prüfen, ob Gründe für eine Untersuchungshaft bestehen. Diese seien nach der Vernehmung von Zeugen am zweiten Prozesstag am Donnerstag nicht mehr festgestellt worden. Mit der Schuldfrage habe die Entscheidung nichts zu tun.
Nachdem der Jugendliche verdächtigt wurde, war die Familie des Angeklagten aus Pragsdorf weggezogen. Wo die Familie nun lebt, ist nicht bekannt. Auch Pragsdorfs Bürgermeister Opitz sagte, er wisse es nicht. "Und das ist auch gut so." Durch die Entscheidung des Landgerichts, den Jugendlichen wieder freizulassen, werde das Sicherheitsgefühl in dem Dorf nicht gesteigert, so Opitz. "Man kann nicht in seinen Kopf reingucken, was da vorgeht." Es sei eine 24-Stunden-Überwachung nötig, um sicherzustellen, dass keine Wiederholungsgefahr bestehe, sagte er.
Der Fall um den getöteten Joel hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. In dem Prozess fanden bislang zwei Verhandlungstage statt. Für den 27. Februar ist der nächste Termin angesetzt. Danach sind bis Ende März noch vier weitere Termine vorgesehen. Dann könnte es auch ein Urteil geben.
Im Zusammenhang mit dem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft außerdem gegen den 17 Jahre alten Bruder des Angeklagten. "Die Ermittlungen dauern an", teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit.
© dpa
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