- Ein Altarbild in einer Sauerländer Kirche sorgt für Gesprächsstoff.
- Selbst der Pfarrer musste sich erstmal daran gewöhnen.
Die Gottesmutter trägt Jeans und Rollkragenpullover statt Heiligenschein: Das neue Altarbild des Künstlers Thomas Jessen in einer Kirche im Sauerland bricht mit Sehgewohnheiten.
Das großformatige Gemälde in der St.-Clemens-Kirche polarisiere dabei durchaus, berichtete Pfarrer Markus Leber der Deutschen Presse-Agentur. "Genauso viele, wie jetzt Applaus rufen, sagen 'Wie kann man nur so was da aufhängen'", sagte der katholische Geistliche des Pastoralverbundes Kirchspiel Drolshagen (NRW).
"Für viele ist das Bild eine Herausforderung. Auch ich musste es mir erst mal aneignen." In den vergangenen zehn Jahren ist die Kirche umfassend renoviert worden. Am Pfingstmontag wurde der neue Altarraum feierlich geweiht. Das Gemälde habe seither für reichlich Gesprächsstoff gesorgt, sagte Leber.
Figuren wirken wie Gemeindemitglieder oder Handwerker
Gestaltet wurde das Altarbild für den Kirchenraum aus den 1960er Jahren vom Künstler Thomas Jessen aus Eslohe. Sein Gemälde zeigt im Zentrum Gottesmutter Maria auf einer Klappleiter stehend. Die fotorealistisch gemalten, lebensgroßen Figuren wirken dabei auf den ersten Blick eher wie Gemeindemitglieder oder Handwerker, die dabei sind, den im Hintergrund erkennbaren Altarraum neu zu gestalten.
Der Sauerländer Jessen, der zahlreiche Auftragsarbeiten für Gotteshäuser ausgeführt hat, greift auf dem 5 mal 4,50 Meter großen Bild zudem das biblische Motiv des heiligen Gürtels auf, den Maria dem ungläubigen Thomas als Beweis ihrer Himmelfahrt überreicht. Ebenfalls abgebildet ist die heilige Veronika mit dem Schweißtuch.
"Wir tragen viele idealisierte Bilder von den Heiligen mit uns. Dies ist anders, Thomas ist hier kein makelloser Jüngling, sondern ein schon etwas älterer, etwas welk gewordener Mann", sagte Leber. Auch die Himmelskönigin Maria sei hier "eine Frau aus Fleisch und Blut, eine von uns". Kirchenkunst habe immer auch Neues gewagt: "Es muss doch immer wieder versucht werden, die alte Botschaft neu zu sprechen", so Leber. (dpa/mbo)
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