• Was mit einem Streit zwischen Fahrgästen in einem Reisebus begann, endet in einem Großeinsatz der Polizei. Stundenlang ist von einer mutmaßlichen Geiselnahme die Rede.
  • Am Mittwochmittag stellt die Polizei klar: Es hat keine Geiselnahme gegeben. Auch der Tathergang konnte rekonstruiert werden.
  • UPDATE 22. September, 16:50 Uhr: Der Verdächtige wurde in einer psychiatrischen Klinik untergebracht

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Nach dem Großeinsatz auf der Autobahn 9 wurde der Tatverdächtige mittlerweile in einer psychiatrischen Fachklinik untergebracht. Ein Ermittlungsrichter habe einen Unterbringungsbefehl erlassen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Es sei nicht auszuschließen, dass sich der Mann in einem psychischen Ausnahmezustand befinde. Gegen ihn wird wegen des Verdachts des versuchten Mordes ermittelt.

Der 30 Jahre alte Mann soll Fahrgäste eines Reisebusses mit dem Tod bedroht und womöglich sogar drei Busfahrer als Geiseln genommen haben - so war zumindest der zwischenzeitliche Stand.

Am Mittwochmittag stellte die Polizei aber in einer Pressemitteilung klar: Es ergaben sich bislang keine Hinweise, "welche auf eine Geiselnahme schließen lassen würden". Auch was genau in dem Bus passierte, in dem sich laut Polizei elf Passagiere und drei Busfahrer aus Serbien befanden, konnte demnach rekonstruiert werden.

Was über die mutmaßliche Geiselnahme auf der A9 bekannt ist

Der 30-jährige Tatverdächtige soll während Fahrt einen vor ihm sitzenden und schlafenden 20-Jährigen unvermittelt attackiert haben. Er habe den Fahrgast auf den Boden geschleudert und mehrmals mit den Füßen auf den Kopf getreten, berichtet die Polizei.

Einer weiteren 24-jährigen Frau soll der Mann zudem ins Gesicht geschlagen haben. Während der Tathandlung soll der 30-Jährige auch Todesdrohungen und weitere wirre Gedanken lautstark geäußert haben. Beide Attackierten erlitten nur leichte Verletzungen, der 20-Jährige war zwischenzeitlich in Behandlung in einem Krankenhaus.

Bus hält auf Standstreifen der A9

Aufgrund der Auseinandersetzung hielt der Bus auf dem Standstreifen der Autobahn 9. Die Fahrgäste verließen den Bus und verständigten die Polizei. Lediglich der Angreifer verblieb mit drei Busfahrern in dem Reisebus.

Weil Zeugen aussagten, dass der Tatverdächtige möglicherweise bewaffnet ist, ging die Polizei von einer Bedrohungslage aus. Nachdem die Busfahrer telefonisch kontaktiert werden konnten, verließen sie den Bus und der 30-Jährige wurde am Dienstagabend gegen 21:30 Uhr durch ein Spezialeinsatzkommando widerstandslos festgenommen.

Weder bei ihm noch im Bus wurde eine Waffe gefunden. Zudem erklärten die Busfahrer, dass sie freiwillig mit dem Tatverdächtigen in dem Reisebus geblieben waren - das heißt: keine Geiselnahme.

Ermittlungen laufen

Aufgrund der Tritte gegen den Kopf ermittelt nun die Kriminalpolizei. Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst Haftantrag wegen versuchten Totschlags gestellt. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, der Ermittlungsrichter habe dann auf den Vorwurf des versuchten Mordes entschieden. Denn das 20-Jährige Opfer soll geschlafen haben, als es angegriffen wurde - das könnte das Mordmerkmal "Heimtücke" erfüllen.

Ein psychiatrischer Sachverständiger habe mit dem Beschuldigten gesprochen und sei zu dem Schluss gekommen, dass eine verminderte Schuldfähigkeit nicht auszuschließen sei, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Diese wäre aber Voraussetzung für einen Haftbefehl. Zur Tat äußerte sich der 30-Jährige nicht, das Motiv ist weiter unklar.

Polizei sperrte Autobahn 9 in beide Fahrtrichtungen komplett

Die Reisegäste als auch die Busfahrer wurden durch Notfallseelsorger psychologisch betreut. Zudem wurden für die Reisegäste und die Busfahrer die Übernachtung in einem Hotel sowie die Weiterfahrt nach Belgrad mit einem Ersatzbus organisiert.

Die Polizei hatte bereits nach der Alarm-Meldung am späten Dienstagnachmittag die A9 zwischen den Anschlussstellen Hilpoltstein und Greding in beide Fahrtrichtungen komplett gesperrt. Es bildeten sich Staus.

Gegen 22:30 Uhr wurde die Strecke wieder freigegeben. Am späten Abend floss der Verkehr dann wieder. Auch die Bahnstrecke, die entlang der Autobahn verläuft, war zeitweise gesperrt. (dpa/lh/dh/mf)

Hinweis: Der Artikel wurde zuerst am 21. September um 22:21 Uhr veröffentlicht und später mehrmals aktualisiert.

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