Endlich schien es mit Familie Bubert aufwärts zu gehen. 1994 knackten Hans-Joachim und Petra Bubert den Lotto-Jackpot. Über Nacht besaßen sie acht Millionen Mark mehr. Die Schulden konnten bezahlt werden, die Existenz war gesichert, ebenso die Ausbildung der Kinder.
Doch dann kam alles ganz anders, als es sich die Familie vorgestellt hatte. Denn mit dem Millionensegen kamen die Neider, Bittsteller und Betrüger. Eine Situation, auf die die junge Familie mit zwei Kindern nicht vorbereitet war. Ein Interview mit Hans-Joachim Bubert.
Herr Bubert, wie war das 1994, als Sie acht Millionen Mark im Lotto gewonnen haben?
Hans-Joachim Bubert: Das war an einem Samstagabend. Ich war damals draußen beim Nachtangeln an unserem See und habe die Lottozahlen im Radio gehört. Als meine Zahlen nach und nach kamen, habe ich gedacht "Mensch, lieber Gott, du könntest uns doch auch mal was zu Gute kommen lassen!" - und dann wurden alle meine Zahlen gezogen. Wahnsinn! Ich bin von 377.000 Mark Gewinn ausgegangen und habe mich riesig gefreut. Damals hatte ich ja noch ein kleines Baugeschäft mit hohen Schulden. Da hätten wir endlich wieder Luft gehabt.
Vom Jackpot wussten Sie also zunächst nichts?
Hans-Joachim Bubert: Genau, ich hab's erst erfahren, als ich nach Hause kam und mit meiner Frau Petra gesprochen habe. Wir haben gedacht, dass es insgesamt zwei Millionen Mark sein werden. Dann haben wir von den acht Millionen gehört. Zufällig kam mein Vater vorbei. Dem haben wir überglücklich alles erzählt. Und dann ging es auch schon im Dorf rum. Eigentlich wollten wir es ja geheim halten, aber das ging dann ja nicht mehr.
Da kam ganz schön was auf Sie zu, wie hat der Gewinn Ihr Leben verändert?
Hans-Joachim Bubert: Das können Sie sich kaum vorstellen. Schon bald gab's Droh- und Bettelanrufe. Leute kamen vorbei und wollten uns beraten. Wir hatten keine ruhige Minute mehr.
Wie sind Sie zunächst mit dem Gewinn umgegangen?
Hans-Joachim Bubert: Eigentlich ganz bodenständig. Wegen der Steuern, die nach einem Jahr zu erwarten waren - zum Beispiel 70.000 Mark Vermögenssteuer - haben wir uns für Immobilien entschieden. Aber zuerst gab's zwei neue Autos, einen Audi A6 und einen Audi 80 Cabrio. Ja, und für meine Baufirma habe ich dann noch zwei VW-Transporter gekauft. Von Anfang an haben wir auch einiges verschenkt, insgesamt etwa drei Millionen Mark. Fünf Millionen haben wir behalten und investiert. Zum größeren Teil in Immobilien, sowie Aktien und den Rest zum Beispiel in mein Angelgeschäft mit einem 500 Quadratmeter großen Angelteich. Allein dafür haben wir 450.000 Mark ausgegeben. Einen Ponyhof und eine Kartbahn für die Kinder hatten wir auch einmal.
Was ist denn davon noch übrig, wenn ich fragen darf?
Hans-Joachim Bubert: Von den fünf Millionen Mark sind vielleicht noch drei Millionen da, allerdings in Immobilien - und die kriegt man ja nicht sofort verkauft, wenn man Geld braucht, und wahrscheinlich würden wir dann auch Verlust machen. Aber derzeit dürfen wir sowieso nichts verkaufen, weil unsere Konten und Immobilien gesperrt sind. Wir leben quasi von der Hand in den Mund.
Warum denn das?
Hans-Joachim Bubert: Das ist eine lange Geschichte, da haben wir echt Pech gehabt. Wir sind 2011 einem Betrüger aufgesessen, mit dem wir uns derzeit vor Gericht streiten.
Aber es lief ja schon vorher nicht alles so, wie Sie sich das vorgestellt hatten?
Hans-Joachim Bubert: Genau. Das lief alles aus dem Ruder. Mein Baugeschäft musste ich aufgeben, da gab's immer wieder Kunden, die wollten einfach nicht zahlen. Die waren der Meinung wir hätten doch schon genug Geld. Wir sind auch ein paar Mal auf Leute hereingefallen. Hinzu kamen hohe Verluste mit Aktien- und Immobiliengeschäften. Mit meinem Angelgeschäft, das wir 2001 eröffnet haben, lief das besser. Da haben wir gearbeitet und selbst Geld verdient. Das war schön. Bis 2008 war alles in Ordnung, dann hatten wir mit dem Angelsportverein Ärger und 70 Prozent Umsatzeinbußen. 2009 haben wir unser Buch über die Erfahrungen als Lotto-Millionär geschrieben: "Mit dem Geld kamen die Tränen: 8 Millionen im Lotto und kein bisschen Glück"
Das klingt bitter, bedauern Sie den plötzlichen Reichtum?
Hans-Joachim Bubert: Nein, das bedaure ich natürlich nicht! Ich freute mich schon, aber wir machten damals viele Fehler. Man ist ja nicht darauf vorbereitet, man weiß gar nicht, was da auf einen zukommt. Auch für meine Familie war es nicht leicht. Unsere beiden Kinder wurden zum Beispiel in der Schule gemobbt, die Lotto-Schweine wurden sie gerufen. Und unserer Ehe tat der Gewinn auch nicht besonders gut.
Was würden Sie denn heute anders machen?
Hans-Joachim Bubert: Heute würde ich nach einem Jackpotgewinn mit meiner Familie weit wegfahren und alles sacken lassen. Gemeinsam könnten wir dann in Ruhe überlegen, was wir mit dem Gewinn machen würden. Auf jeden Fall würde ich nichts abgeben. Am besten wäre es dann wohl sieben von den acht Millionen fest anzulegen, und von den Zinsen zu leben.
Warum würden Sie nichts mehr verschenken?
Hans-Joachim Bubert: Das ist ganz merkwürdig. Für die Leute ist man nur gut genug, wenn man was gibt. Wenn es dann aber nicht mehr so gut läuft, dann lassen sie einen fallen wie eine heiße Kartoffel.
Spielen Sie heute noch Lotto?
Hans-Joachim Bubert: Ja, klar! Ein paar Fünfer hatten wir seit damals schon. Und darüber haben wir uns auch gefreut.
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