Gut eine Woche nach der Notlandung eines Swiss-Flugzeugs in Graz, die ein Crew-Mitglied das Leben kostete, gibt es erste Hinweise auf die Ursache des Unglücks. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Ein "bisher unbekanntes Fehlerbild" an einem Triebwerk soll die Maschine der Swiss vergangene Woche zur Notlandung im österreichischen Graz gezwungen haben. Das berichtet die Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA unter Berufung auf eine firmeninterne Mitteilung der Schweizer Fluggesellschaft.
Eine Sprecherin der Swiss hat der Nachrichtenagentur den Inhalt des Memos bestätigt. Demnach heißt es darin auch, der Motor des Flugzeugs habe "plötzlich und unerwartet versagt".
Hersteller soll Unglücks-Triebwerk untersuchen
Das betroffene Triebwerk wird der Sprecherin zufolge nun in Graz demontiert und in die USA gebracht, wo der Hersteller Pratt & Whitney gemeinsam mit den Behörden weitere Untersuchungen anstellen soll. "Dies kann noch einige Zeit in Anspruch nehmen", so die Swiss-Sprecherin.
Schutzausrüstung der Crew wird untersucht
Untersucht wird aber wohl auch die Schutzausrüstung der Crew, die diese im Fall einer Rauchentwicklung verwendet. Das berichtete das Luftfahrtmagazin "Austrian Wings" unter Berufung auf die Schweizer Zeitung "Zürcher Unterländer". Demnach stünde dem Kabinenpersonal Protective Breathing Equipment (PBE) zur Verfügung, also sogenannte Fluchthauben, die über den Kopf gezogen werden. Bereits vor einem Jahr hätte die Swiss festgestellt, dass das PBE teilweise fehlerhaft ist und ausgetauscht werden müsste. Weil es in den Swiss-Flugzeugen aber knapp 1.000 solcher Masken gibt, werde der Austausch einige Zeit dauern. Welche Ausrüstung bei dem betroffenen Flug verwendet wurde, war vorerst unklar.
Ein Flugbegleiter der Unglücksmaschine war am Montagabend in einer Klinik verstorben. "Wir sind alle zutiefst schockiert über den Tod unseres geschätzten Kollegen", teilte Swiss-Chef Jens Fehlinger daraufhin mit. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen des jungen Mannes, deren Schmerz unermesslich sein muss."
Verstorbenes Crew-Mitglied wird obduziert
Die zuständigen österreichischen Behörden haben angeordnet, dass der Leichnam des 23 Jahre alten Verstorbenen gerichtsmedizinisch obduziert wird. Unabhängig davon hat die Staatsanwaltschaft Graz bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das berichtet die österreichische Nachrichtenagentur APA. Im Raum stehe der Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung.
Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der APA bestätigte, wurde ein Flug-Sachverständiger bestellt. Er soll herausfinden, warum der Flug abgebrochen werden musste. Die strafrechtliche Beurteilung des Vorfalls werde wesentlich von seinem Gutachten abhängen, so die Behörde.
Über 70 Passagiere verletzt
Der Airbus A220-300 war am 23. Dezember von Bukarest nach Zürich unterwegs. Aufgrund der Triebwerksprobleme hatte sich Rauch in Kabine und Cockpit verbreitet. Die Maschine musste notlanden. Die Insassen und die Crew mussten nach der problemlosen Landung auf der Piste die Maschine über Notfallrutschen verlassen. Der Flughafen Graz war mehrere Stunden gesperrt.
Zwölf der 74 Passagiere sowie zwei Mitglieder der Besatzung wurden in ein Krankenhaus gebracht. Fast alle konnten die Klinik inzwischen wieder verlassen – bis auf den nun verstorbenen Mitarbeiter, der auf einer Intensivstation behandelt worden war. (dpa/APA/bearbeitet von cgo/mcf/aks)
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