Das hochgiftige Nervengift Nowitschok ist offenbar in einem Parfüm-Flakon zu den beiden britischen Opfern gelangt. Das sagte der Bruder des männlichen Gift-Opfers nun der BBC.

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Der Mann sagte dem Bericht zufolge, sein Bruder habe ihm erzählt, dass er das Parfüm-Fläschchen irgendwo aufgelesen habe und anschließend krank geworden sei.

Die Polizei wollte die Angaben zunächst nicht bestätigen. Am Freitag hatten die Ermittler bekannt gegeben, dass sich das Gift in einer "kleinen Flasche" befunden habe, die im Haus des Opfers in Amesbury gefunden wurde.

Der 45 Jahre alte Brite und seine Freundin waren dort einer "hohen Dosis" des Nervengifts ausgesetzt. Die Frau starb am 8. Juli an den Folgen der Vergiftung. Es wird wegen Mordes ermittelt.

Das männliche Opfer ist noch im Krankenhaus und inzwischen außer Lebensgefahr. Er konnte mittlerweile von der Polizei befragt werden.

Weitere Gegenstände könnten kontaminiert sein

Die britische Polizei hält es für möglich, dass neben der kleinen Flasche weitere Gegenstände aus dem Haus mit dem Nervengift kontaminiert sein könnten.

Ausgeschlossen werden könne auch nicht, dass es weitere noch unentdeckte Behälter mit Nowitschok oder kontaminierte Orte gäbe. Die Suche danach könne noch Monate dauern, sagte ein Polizeisprecher am Samstag.

Nun soll nach Angaben von Scotland Yard festgestellt werden, ob das Gift aus derselben Quelle stammt wie die Substanz, mit der der russische Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter Julia im März in Salisbury vergiftet worden waren.

Die beiden waren vor vier Monaten bewusstlos auf einer Parkbank im benachbarten Salisbury entdeckt worden. Sie entkamen nur knapp dem Tod und leben inzwischen an einem geheimen Ort.

Die Ermittler halten es für wahrscheinlich, dass die beiden Fälle in Zusammenhang stehen. Auf Einladung der britischen Behörden sollen in dieser Woche Experten der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) nach Großbritannien kommen, um Proben zu sammeln.

Trump soll Putin auf Vorfall ansprechen

London bezichtigt Moskau, Drahtzieher des Anschlags auf die Skripals gewesen zu sein. Sollte sich eine Verbindung zwischen den beiden Fällen nachweisen lassen, würde das die Spannungen zwischen London und Moskau weiter erhöhen.

Die britische Premierministerin Theresa May hatte US-Präsident Donald Trump in dieser Woche gebeten, das Thema bei seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Montag in Helsinki anzusprechen. Ungewiss ist, ob Trump der Aufforderung folgen wird.

Die nationale Gesundheitsbehörde in England hatte die Bevölkerung in Amesbury und dem nahen Salisbury erst vor wenigen Tagen aufgefordert, keine unbekannten Gegenstände vom Boden aufzuheben.

Die Polizei hatte sechs Areale in Amesbury und im 13 Kilometer entfernten Salisbury abgesperrt, in denen sich das Paar kurz vor den ersten Symptomen aufhielt.

Dazu zählen eine Apotheke, eine Kirche und das Wohnhaus des 45-Jährigen. Das Hostel, in dem seine Freundin lebte, wurde evakuiert. (ff/jwo/dpa/afp)

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