- Eine schwangere Frau in Texas fährt mit ihrem Auto auf einer Spur, die Fahrzeugen mit mehreren Insassen vorbehalten ist.
- Sie bekommt einen Strafzettel, weil sie alleine im Auto sitzt. Doch Brandy Bottone will nicht zahlen.
- Sie beruft sich auf die Konsequenzen aus dem Abtreibungsurteil des Supreme Courts.
Brandy Bottone, eine 32-Jährige aus Plano, Texas, hat der Debatte um das Abtreibungsurteil des Supreme Courts einen ganz neuen Aspekt hinzugefügt. Wie "The Dallas Morning News" berichtet, war Bottone am 29. Juni auf dem Central Expressway in Plano unterwegs, als sie von einem Officer des Dallas County Sheriff's Department angehalten wurde.
Der Vorwurf: Sie habe die HOV-Spur (high-occupancy vehicle lane) benutzt, die für Fahrzeuge mit mindestens einem Beifahrer vorgesehen ist, obwohl sie allein im Auto saß. Als der Polizist sie auf die Regel hinwies und einen Strafzettel über 215 US-Dollar ausstellte, bestand Bottone darauf, einen Beifahrer an Bord zu haben. Schließlich sei sie in der 34. Schwangerschaftswoche und ihr ungeborenes Baby gelte nach aktueller Rechtsprechung als Person.
Nach gekipptem "Roe v. Wade"-Urteil: Wann beginnt das menschliche Leben?
Der Oberste Gerichtshof der USA hatte vor knapp drei Wochen den Weg für strengere Abtreibungsgesetze freigemacht - bis hin zu kompletten Verboten in einzelnen US-Staaten. Damit ist das aktuelle Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten nach fast einem halben Jahrhundert Geschichte.
Es gibt in den USA kein landesweites Gesetz, das Schwangerschaftsabbrüche erlaubt oder verbietet. Abtreibungen sind aber mindestens bis zur Lebensfähigkeit des Fötus erlaubt - heute etwa bis zur 24. Woche. Dies stellte bisher ein Urteil des Obersten US-Gerichts von 1973 sicher, das als "Roe v. Wade" bekannt ist. Ein weiteres Urteil von 1992, "Planned Parenthood v. Casey", bestärkte die Rechtsprechung und passte sie etwas an. Der Supreme Court hat diese Entscheidungen jetzt am 24. Juni gekippt.
Bottone will ihren Strafzettel nicht bezahlen
Auf dieses Urteil berief sich Bottone gegenüber dem Officer. Dieser bestand jedoch darauf, dass die Regel für die HOV-Spur "zwei Personen außerhalb des Körpers" vorsehe. Rein rechtlich erkennt das texanische Strafgesetz einen Fötus zwar als lebende Person an. Im Verkehrsrecht findet sich hierzu allerdings keine Regel.
Bottone will für ihre Sichtweise kämpfen. "Dieser Strafzettel hat mich auf 180 gebracht. Wie soll so etwas gerecht sein? Nach dem neuen Gesetz ist das ein menschliches Leben", sagte sie gegenüber den "Dallas Morning News": "Ich weiß, dass das vermutlich auf taube Ohren stoßen wird. Aber für mich als Frau war das ein Schock." (hub)
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