- "Was zum Teufel ist gerade passiert?", rief Alec Baldwin einem Bericht zufolge nach dem tödlichen Schuss am Filmset.
- Die Suche nach den Hintergründen dauert an - und offenbart immer mehr gefährliche Nachlässigkeiten.
Nach dem Tod von Kamerafrau Halyna Hutchins bei einem Filmdreh mit Hollywood-Star Alec Baldwin hat sich erstmals ein im Fokus stehender Regieassistent öffentlich geäußert. "Ich bin schockiert und traurig über ihren Tod", schrieb er in einer am Montag (Ortszeit) von der Boulevardzeitung "New York Post" veröffentlichten Erklärung. "Halyna Hutchins war nicht nur einer der talentiertesten Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, sondern auch eine Freundin."
Bei dem Vorfall während der Dreharbeiten zum Western "Rust" auf einer Filmranch in Santa Fe im Bundesstaat New Mexico waren am 21. Oktober Chef-Kamerafrau Hutchins (42) tödlich verletzt und Regisseur Joel Souza (48) an der Schulter getroffen worden.
Baldwin wollte wohl nur zeigen, wie er eine nicht geladene Waffe zieht und abdrückt
Details des Vorfalls veröffentlichte derweil die Zeitung "Los Angeles Times" nach Gesprächen mit gut einem Dutzend Crew-Mitgliedern. Nach dem Abfeuern des tödlichen Schusses rief Baldwin demnach aus: "Was zum Teufel ist gerade passiert?" Er hätte Kamerafrau und Regisseur eigentlich nur zeigen wollen, wie er in einer Szene eine nicht geladene Waffe ziehen und abdrücken würde. Das Projektil der scharfen Pistole durchschlug Hutchins' Körper und traf danach Souza an der Schulter. Einem Augenzeugen zufolge sagte Hutchins, als sie blutend auf dem Boden lag: "Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut."
Der "LA Times"-Recherche zufolge hatte es am Set schon zuvor Sorge über die Sicherheit und auch Skepsis gegenüber der relativ unerfahrenen Waffenmeisterin gegeben. Ein Mitglied der Filmcrew sagte der Zeitung, dass vor dem tödlichen Vorfall mindestens drei weitere Male Waffen mit Platzpatronen losgingen, obwohl sie eigentlich ungeladen hätten sein sollen. Auch dass es während Teilen der Produktion keinen Arzt am Set gab, sei Grund für Besorgnis gewesen.
Laut einem Polizeibericht war der Regieassistent derjenige, der Baldwin die Waffe überreichte, aus der der tödliche Schuss gefallen sein soll. Demnach rief er: "Kalte Waffe" (cold gun), als er Baldwin diese gab - um dem Schauspieler zu signalisieren, dass in der Pistole keine scharfe Munition sei. Dem Bericht zufolge räumte der Assistent in einer Befragung ein, er habe die Sicherheitsvorkehrungen nicht strikt befolgt und die Waffe nur unvollständig geprüft.
Anwältin des Regieassistenten: "Das ist nicht seine Verantwortung"
Die Anwältin des Regieassistenten sagte dem Sender Fox News jedoch, es sei nicht klar, dass dieser es tatsächlich gewesen sei, der Baldwin die Waffe direkt übergeben habe. Es sei auch nicht seine Aufgabe gewesen, diese zu überprüfen. "Das ist nicht seine Verantwortung." Die Waffenmeisterin habe die Pistole zum Set gebracht.
Die 24-Jährige hatte zuvor Vorwürfe der Nachlässigkeit am Set zurückgewiesen: Sie habe "keine Ahnung", wo die scharfe Munition hergekommen sei, ließ sie über ihre Anwälte mitteilen.
In der "New York Post" rief der Regieassistent nun die Filmbranche zum Umdenken auf: "Ich hoffe, dass diese Tragödie die Branche dazu veranlasst, ihre Werte und Praktiken zu überdenken, um sicherzustellen, dass niemand erneut durch den kreativen Prozess zu Schaden kommt." Was genau er damit meint, sagte er nicht. (dpa/fra)
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