Die Internet-Nutzer in Deutschland fühlen sich so stark wie niemals zuvor von Cyberangriffen und Desinformationskampagnen bedroht. Das geht aus dem aktuellen Sicherheitsindex der Initiative "Deutschland sicher im Netz" (DsiN) hervor, der am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde. Auf einer Skala von null bis hundert fiel der Bedrohungs-Gesamtindex, der die digitale Sicherheitslage für Verbraucher abbildet, mit 55,7 Punkten auf den schlechtesten Wert seit der erstmaligen Erfassung im Jahr 2014.
Im vergangenen Jahr lag der Wert noch bei 57,2, das Jahr davor bei 59,8. Das bisher beste subjektive Schutzniveau wurde 2016 mit 65,4 Punkten gemessen. Mit dem Index versuchen die Forscher auf Basis einer repräsentativen Befragung, die subjektive Bedrohung mit dem tatsächlichen Schutzniveau der Verbraucher zusammenzubringen. Mit dem aktuellen Wert von 55,7 Punkten ist der Index nur noch 5,7 Punkte vom Kipppunkt 50 entfernt, bei dem die Unsicherheitsfaktoren die Sicherheitsfaktoren übersteigen.
Für die Berechnung der DsiN-Index-Zahlen wurden 2000 Verbraucher und Verbraucherinnen über 16 Jahren in einer repräsentativen Onlineumfrage befragt. Die Verbraucherstudie erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Kantar.
Mehr Erfahrungen mit Phishing-Versuchen
Die Sicherheitseinschätzungen beruhen auf konkreten persönlichen Erfahrungen. So haben Phishing-Versuche - also betrügerische E-Mails oder Nachrichten mit Links oder Aufforderungen zur Eingabe von sensiblen Daten - im vergangenen Jahr um 4,8 Prozent zugenommen.
Schwerpunktthema der Kantar-Studie war in diesem Jahr die Künstliche Intelligenz. Knapp 21 Prozent der Befragten sehen KI überwiegend als Chance, 31,5 Prozent dagegen eher als Risiko. Dabei ist der Mehrheit der Befragten klar, dass sie um das Thema KI nicht herumkommen. 67,7 Prozent gehen davon aus, dass KI zukünftig unverzichtbar ist. 77,2 Prozent wünschen sich der Umfrage zufolge mehr Aufklärung und Hilfestellung, um KI selbstbestimmt und sicher zu nutzen.
Die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher wissen eigentlich, wie man sich im Netz gut schützen kann. So wissen 99,2 Prozent, dass man starke Passwörter verwenden sollte. Auch die Umsetzung in das eigene Sicherheitsverhalten im Alltag mach laut DsiN Fortschritte: 80,6 Prozent verwenden sichere Zahlungssysteme, 80,2 Prozent schützen ihre Logins tatsächlich mit starken Passwörtern. Bei der Notwendigkeit, seine Betriebssysteme und Apps mit Sicherheits-Updates aktuell zu halten, klafft ebenfalls noch eine Lücke zwischen dem Wissen (98,8 Prozent) und der Umsetzung in der Praxis (80,2 Prozent). © dpa
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