Prag - Der tschechische Atomphysiker und frühere Dissident Frantisek Janouch ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 92 Jahren in Stockholm, wie die Stiftung Charta 77 in Prag mitteilte.
Janouch hatte die Stiftung 1978 im schwedischen Exil gegründet, um Dissidenten und ihre Familien in der früheren Tschechoslowakei (CSSR) finanziell und moralisch zu unterstützen. Die Charta 77 war eine Bürgerinitiative, welche die Einhaltung der Menschenrechte in dem damals sozialistischen Land einforderte. Zu ihren Begründern zählte der Dramatiker und spätere erste freigewählte Präsident Vaclav Havel.
Nach der demokratischen Wende von 1989 verlegte Janouch die Stiftung Charta 77 von Stockholm nach Prag. Sie gehörte zu den Vorreitern beim Aufbau des neuen zivilgesellschaftlichen Sektors. Die Stiftung hilft bis heute unter anderem Menschen mit Behinderungen. Zudem ist sie an der Verleihung des Vaclav-Havel-Menschenrechtspreises des Europarats beteiligt.
Janouch wurde am 22. September 1931 in Lysa nad Labem bei Prag geboren. Er studierte Physik in der damaligen Sowjetunion. Zwei Jahre nach dem Warschauer-Pakt-Einmarsch in die CSSR vom August 1968 verlor er aus politischen Gründen seine Arbeit. Später wurde ihm die Ausreise in den Westen erlaubt. Janouch hinterlässt unter anderem seine Tochter, die Schriftstellerin Katerina Janouch. © dpa
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