Im westafrikanischen Nigeria hat eine bewaffnete Gruppe Polizeiangaben zufolge eine weitere Schule überfallen und 15 Kinder entführt. Erst am Donnerstag waren 287 Mädchen und Jungen aus ihrer Schule im Nordwesten des Landes verschleppt worden. Nun seien am Samstagmorgen erneut schwer bewaffnete Täter in das Wohnheim einer Schule eingedrungen, sagte Polizeisprecher Ahmad Rufa’i am Sonntag. Auch eine Frau aus dem Dorf Gidan Bakuso im Bundesstaat Sokoto, in dem sich die Schule befindet, befinde sich unter den Opfern, so der Sprecher.
Kein Mobilnetz: Polizei erfährt Stunden später von Entführung
Die Polizei habe erst Stunden später von der Entführung erfahren, da das Dorf in einer sehr entlegenen Gegend läge, in der es kein Mobilnetz oder gepflasterte Straßen gebe, sagte der Sprecher. Das Dorf sei daher nicht mit Autos, sondern nur mit Motorrädern zugänglich.
Seit 2014 haben die islamistische Terrormiliz Boko Haram sowie kriminelle Gruppen zahlreiche Frauen und Kinder im Norden des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas mit rund 220 Millionen Einwohnern entführt. Dabei ging es entweder um die Erpressung von Lösegeld, Zwangsrekrutierung in bewaffnete Gruppen oder sexuelle Gewalt.
Entführungen stark angestiegen
In den vergangenen Monaten sind Entführungen stark angestiegen, vor allem im Bundesstaat Kaduna und anderen Teilen des Nordwestens. Nach Angaben der Wirtschafts- und Sicherheitsberatungsfirma SB Morgen sind aufgrund Nigerias kriselnder Wirtschaft, steigender Inflation und hoher Arbeitslosigkeit Lösegeldzahlungen zum Hauptgrund für Entführungen geworden.
Ende Februar war es bereits im nordöstlichen Bundesstaat Borno zu einer Massenentführung von Binnenvertriebenen gekommen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden dabei mehr als 200 Menschen verschleppt.
Faki Mahamat: Sofortige Freilassung gefordert
Nach der Massenentführung am Donnerstag aus einer Grund- und Mittelschule in der Ortschaft Kuriga im nordwestlichen Bundesstaat Kaduna ist Vizepräsident Kashim Shettima am Samstag in das Dorf gereist, um sich mit Vertretern lokaler Behörden und den Eltern der Opfer zu beraten. Präsident Bola Tinubu hatte Sicherheits- sowie Geheimdienste angewiesen, nach den verschleppten Schülern zu fahnden.
Auch der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, forderte am Sonntag die "sofortige und bedingungslose Freilassung" der entführten Kinder. In der Vergangenheit haben Sicherheitskräfte aber nur selten Entführungsopfer befreien können.
Vor fast genau zehn Jahren, im April 2014, sorgte die Entführung von 276 Schülerinnen aus ihrem Internat in der Stadt Chibok für weltweites Entsetzen. Sie waren von Kämpfern der Boko Haram verschleppt worden. Viele der Mädchen sind noch immer vermisst. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.