- Valérie Bacot wurde von ihrem Ehemann Jahrzehnte lang misshandelt und gepeinigt.
- Schlussendlich sieht die Frau keinen anderen Ausweg mehr als ihren Peiniger zu ermorden.
- Nun wurde Bacot zu einer Haftstrafe verurteilt - ins Gefängnis muss die Frau aber nicht mehr.
In einem Aufsehen erregenden Prozess ist die Französin Valérie Bacot wegen der Tötung ihres gewalttätigen Ehemanns zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt worden. Davon wurden drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt, wie die Nachrichtenagentur AFP am Freitagabend aus dem Gericht in der südburgundischen Kleinstadt Chalon-sur-Saône berichtete. Da sie bereits ein Jahr in Untersuchungshaft verbracht habe, müsse die Mutter von vier Kindern nicht ins Gefängnis zurückkehren.
Bacot wurde über Jahrzehnte hinweg von ihrem Ehemann misshandelt. Er soll sie wiederholt vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen haben. Der Fall sorgte in Frankreich für Aufsehen.
In einer Internet-Petition forderten - Stand Freitagabend - weit über 700.000 Menschen Freiheit für die Frau, die lange gequält wurde. Das Urteil blieb hinter der Forderung der Anklage zurück, die für eine Haftstrafe von fünf Jahren plädiert hatte, davon vier auf Bewährung. Die Verteidigung forderte Freispruch.
Bacots Leidensweg begann im Alter von 12 Jahren
"Dieser Prozess ist ein großer Schritt für mich, um vielleicht ein Kapitel zu beenden und eine schwierige Situation zu überstehen", sagte Bacot laut Nachrichtensender BFMTV. Die Angeklagte habe einen Schwächeanfall erlitten, als der Staatsanwalt sein Plädoyer vorgetragen habe, so der Sender.
Ihren Leidensweg beschrieb die nach Medienangaben 40-jährige Frau im kürzlich erschienenen Buch "Tout le monde savait" (was übersetzt auf Deutsch heißt: Alle wussten es).
Bereits als zwölf Jahre altes Mädchen habe der damalige Liebhaber ihrer Mutter sie vergewaltigt. Er wurde verurteilt und kam ins Gefängnis, kehrte dann aber wieder in die Familie zurück.
Mit 17 wurde sie schwanger und sah sich - von der eigenen Mutter verstoßen - gezwungen, ihren 25 Jahre älteren Peiniger zu heiraten. Letztlich habe sie ihn - auch zum Schutz einer ihrer Töchter, die sie als von ihm gefährdet ansah - mit einem Schuss ins Genick getötet. (br/dpa)
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