Der Verbrauch von Plastiktüten geht zurück, aber sie erfreuen sich immer noch großer Beliebheit: Dünne Hemdchenbeutel aus Plastik für Obst oder Gemüse hängen bei Supermärkten noch immer aus - und werden rege genutzt. Doch es gibt Alternativen.
Aldi verlangt künftig einen Cent pro Stück, Real will sie bis Ende 2020 abschaffen, Rewe nahm sie kürzlich probehalber für einen Tag aus dem Sortiment: Die dünnen Knoten- oder Hemdchenbeutel für Obst und Gemüse werden zum Auslaufmodell. Deutsche Verbraucher können sich trotzdem nur schwer von ihnen trennen.
Während der Verbrauch herkömmlicher Plastiktüten zurückgeht, wurden im vergangenen Jahr in Deutschland über drei Milliarden der dünnen Tüten verbraucht. Der Verbrauch der dünnwandigen Plastiktüten entsprach 2018 im Schnitt 37 Stück pro Verbraucher. Zwar waren es 2017 noch 39,5 Tüten pro Kopf gewesen - in den beiden Jahren davor allerdings jeweils nur 36 Stück, wie aus einer Antwort des Umweltministeriums auf eine Anfrage der FDP-Umweltpolitikerin Judith Skudelny hervorgeht.
Von EU-Richtlinie ausgenommen
Die sehr dünnen Beutel sind unter anderem aus hygienischen Gründen von einer EU-Richtlinie ausgenommen, die den Plastiktütenverbrauch senken soll. Sie sind auch nicht Teil einer Vereinbarung zwischen dem deutschen Handel und dem Umweltministerium. Es gibt sie meist kostenlos in den Obst- und Gemüseabteilungen im Supermarkt.
Da viele Händler mittlerweile Geld für normale Kunststoff-Tragetaschen verlangen, ersetzen einige Verbraucher offenbar diese durch die Hemdchenbeutel.
Das soll sich ändern. Alternativen zum Knotenbeutel gibt es einige:
- Mehrwegfrischenetze: Die meisten großen Supermärkte bieten mittlerweile Frischenetze an oder planen es zumindest. Bei Penny kosten zum Beispiel zwei Netze 49 Cent, bei Rewe sind es 1,49 Euro. Die hellen Netze aus Polyester oder Baumwolle haben meist einen Tunnelzug und können problemlos mit mehreren Kilogramm losem Obst und Gemüse gefüllt werden. Größe und Tragfähigkeit der Netze unterscheiden sich dabei leicht. Beim Abwiegen der Ware wird das Netzgewicht abgezogen, wer im Markt selbst abwiegen muss, findet auf den markteigenen Netzen ein Feld für das Etikett zum Aufkleben. Die Netze sind waschbar und wiederverwendbar, sie können also immer wieder mit in den Markt gebracht werden. Sie sind außerdem lebensmittelecht, Geschmack und Geruch der Ware werden also nicht beeinträchtigt.
- Papiertüten: Umweltfreundlicher als die dünnen Beutel aus Plastik sind Papiertüten für Obst und Gemüse allemal, besonders in Biomärkten liegen sie als Alternative in verschiedenen Größen aus. Allerdings ist bei den Papiertüten ebenso wie bei Beuteln aus Stoff wichtig, dass sie mehrmals benutzt werden. Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass sie wegen ihres Herstellungsaufwands andernfalls nicht besser für die Umwelt sind als Plastiktüten.
- Loser Transport: Viele lose Gemüse- und Obstsorten können auch gänzlich ohne Tüte transportiert werden, weil sie von Natur aus eine robuste Schale haben. Dazu gehören etwa Zitrusfrüchte und Bananen, aber auch Avocados und Zucchini. Viele Märkte sparen außerdem mittlerweile die Verpackung, weil sie das sogenannte Natural Branding anwenden, also Etikettangaben per Laser direkt auf die Schale drucken lassen.
- Alternativen an der Frischetheke: Dünne Plastikbeutelchen werden aus Hygienegründen auch an der Fleisch- oder Käsetheke benutzt. Einige Märkte akzeptieren mittlerweile auch mitgebrachte Dosen. Diese müssen sauber sein und auf einem bereitgestellten Hygienetablett über die Theke gereicht werden. Dann kann die frische Ware direkt dort drin verstaut werden. Rewe kündigte an, die dünnen Beutel für Obst und Gemüse am Mittwoch - dem Tag der Umwelt - in den ostdeutschen Märkten aus dem Sortiment zu nehmen. Nach Angaben des Unternehmens beteiligen sich in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen insgesamt 570 Rewe- und 140 Nahkauf-Märkte.
Nach dem Testtag solle intern ausgewertet werden, wie die Aktion bei den Kunden ankommt und ob es eine Wiederholung oder eine Ausweitung des Tests auf andere Vertriebsregionen geben soll, sagte eine Sprecherin AFP. Ziel sei es insgesamt, die Kunden für Mehrwegalternativen zu sensibilisieren, etwa die weißen Frischenetze, teilte Rewe mit. Bei Bananen oder Zitrusfrüchten sei die natürliche Schale robust genug - extra Tüten seien gar nicht nötig. (dar/afp)
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