Im Prozess gegen einen Oberarzt der Berliner Charité wegen des Todes zweier schwerstkranker Patienten hat die Verteidigung einen Freispruch beantragt. Das Verhalten ihres Mandanten sei nicht die Ursache für den Tod der jeweils 73 Jahre alten schwerstkranken Menschen gewesen, sagte Rechtsanwältin Ria Halbritter am Freitag vor dem Landgericht Berlin. Beide Patienten hätten sich in einer "aktiven Sterbephase" befunden. In so einer Situation sei es erlaubt, auf eine palliative Therapie umzustellen.

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Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen am Donnerstag wegen Mordes in zwei Fällen eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Mediziner gefordert.

Das Gericht will am frühen Nachmittag (ab 14.00 Uhr) zu dem weiteren Verlauf des Verfahrens eine Entscheidung treffen. Möglich ist die Verkündung eines Urteils. Es könnte allerdings auch sein, dass das Gericht einem sogenannten Hilfsbeweisantrag der Verteidigung nachgeht und es noch dauert, bis ein Urteil gesprochen wird.

Der Oberarzt sitzt seit Mai 2023 in Untersuchungshaft. Von der Charité war er im August 2022 freigestellt worden. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat der Facharzt für Innere Medizin in den Jahren 2021 und 2022 die beiden Patienten auf einer kardiologischen Intensivstation jeweils mit einem überdosierten Narkosemittel getötet. In ihrer Anklage ging die Staatsanwaltschaft von Mord aus.

Das Landgericht bewertete den Fall jedoch bei der Eröffnung des Verfahrens anders und wies darauf hin, dass jeweils lediglich ein hinreichender Tatverdacht wegen Totschlags bestehe. Nicht auszuschließen sei, dass der Arzt aus Mitleid gehandelt habe, hieß es.  © dpa

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