- Videoaufnahmen aus einer Tiersammelstelle in Nordrhein-Westfalen zeigen Tierquälerei in etlichen Fällen.
- Besonders pikant: Das betroffene Unternehmen rühmte sich auf seiner Webseite für seinen "respektvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren".
- Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Schläge auf den Kopf und auf die Hufe einer auf dem Boden liegenden Kuh, ein Kalb wird am Ohr durch den Stall geschleift. Es sind schockierende Videoaufnahmen, die die Tierrechtsorganisation "Soko Tierschutz" von Mai bis Juli aufgenommen und die das ARD-Magazin "Fakt" am Dienstagabend gezeigt hat. Demnach besteht sogar der Verdacht von Tierversuchen.
Die Tierquälerei ereignete sich offenbar in einer Sammelstelle im nordrhein-westfälischen Kreis Unna, sie soll nun ein Nachspiel haben: Die Polizei habe mehrere Standorte des betroffenen Unternehmens durchsucht, berichtet "Focus Online".
Der Fleischhändler zeigte sich "schockiert": Die Bilder stammten aus einer Tiersammelstelle, "die zu unserem Unternehmen gehört". Sie stellten "schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz" dar. Das teilte das Familienunternehmen in Werne mit, gegen das die Staatsanwaltschaft in Dortmund bereits ermittelt.
Aber: Die Verstöße seien von zwei Mitarbeitern begangen worden, denen man "mit sofortiger Wirkung" gekündigt habe.
Fleischerei rühmte sich "für respektvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren"
"Wir, die Unternehmensführung und unsere Angestellten, sind über die Aufnahmen schockiert", hieß es in der Stellungnahme vom Mittwoch. "Die Aufnahmen sind uns erst seit gestern bekannt." Das Unternehmen betonte, man werde die Behörden bei der vollständigen Aufklärung der Sachverhalte umfassend unterstützen.
Tierschutzverstöße würden keinesfalls geduldet und seien in den fast 100 Jahren des Firmenbestehens nicht vorgekommen. Zu dem Unternehmen gehören eine Schlachterei und eine Metzgerei. Auf deren Webseite war bis zur Aufdeckung des Skandals unter der Überschrift "Achtung vor Tieren" zu lesen, dass die Fleischprodukte "nicht durch die Qual der Tiere" entstehen würden. Die Fleischerei "steht für respektvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren".
Viehsammelstelle bereits am vergangenen Freitag geschlossen
Die Viehsammelstelle war vom Kreis Unna in Abstimmung mit dem Landeslandwirtschaftsministerium bereits am vergangenen Freitag geschlossen worden. Anlass waren Hinweise von "Soko Tierschutz", die einen "begründeten Verdacht auf massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz" nahelegten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Betrieb, nachdem die Organisation Strafanzeige gestellt und Videomaterial geliefert hatte. In der vergangenen Woche waren Durchsuchungen "an mehreren Standorten" erfolgt.
Der Beitrag von "Fakt" hatte nun weitere Wellen geschlagen. Demnach wurden kranke, nicht transportfähige Pferde und Kühe gequält und von der Sammelstelle an Schlachtbetriebe geliefert.
Aus Sicht der Tierschützer erinnere der Fall im Kreis Unna "auf fatale Weise" an die Skandale in anderen Schlachthöfen, die sich ebenfalls auf die illegale Schlachtung kranker und verletzter Milchkühe spezialisiert haben. Andere Unternehmen hätten das "grausame Geschäftsmodell" auch nach Gerichtsverhandlungen weiterbetrieben. "Jetzt zeigt sich, dass die lächerlichen Strafen in den Tierschutzprozessen null abschrecken", wird der Sprecher von "Soko Tierschutz", Friedrich Mülln, in einer Pressemitteilung zitiert. Er spricht von einem "Großversagen von Politik und Justiz". (dpa/mf)
Grausamer TikTok-Trend: Stachelrochen kitzeln
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.