Im Terrorprozess gegen die mutmaßliche "Reichsbürger"-Gruppe werden weiter Zeugen zu den persönlichen Verhältnissen der neun Angeklagten vernommen. Die Tatvorwürfe selbst werden dabei noch ausgeklammert. Nach Heinrich XIII. Prinz Reuß, dem Hauptangeklagten, steht derzeit Rüdiger von Pescatore im Mittelpunkt, der den militärischen Arm der Bewegung geleitet haben soll. Am Donnerstag, dem achten Verhandlungstag, sagte ein Beamter des Bundeskriminalamts zu Dokumenten aus, die bei einer Hausdurchsuchung auf oder im Schreibtisch des Gästezimmers gefunden worden waren.

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Unter anderem ging es um ein Schaubild namens "The Great Awakening Map", das der Beamte dem verschwörungsmythologischen Spektrum zuordnete. Die Verteidiger wiesen darauf hin, dass nicht erwiesen ist, dass die Grafik der Weltanschauung ihres Mandanten entspricht. Es ging auch um die Frage, ob ein handschriftlicher Code eine Waffenbezeichnung ist, ein Passwort oder ein Autokennzeichen. Am Dienstag war festgestellt worden, dass der Ex-Militär bis 1996 Teil eines Fallschirmjägerbataillons der Bundeswehr war und er zuletzt seinen Lebensmittelpunkt in Brasilien hatte.

In Frankfurt wird neun Angeklagten vorgeworfen, Mitglieder einer terroristischen Vereinigung gewesen zu sein beziehungsweise diese unterstützt zu haben. Es soll ein bewaffneter Umsturz geplant gewesen sein. Dabei hätten die Angeklagten bewusst Tote in Kauf genommen, meint die Anklage. In Grundzügen sollen sie schon Strukturen für eine eigene Staatsordnung ausgearbeitet haben. Bis zum Urteil gilt für die Angeklagten die Unschuldsvermutung. Mit zwei weiteren Verfahren in München und Stuttgart müssen sich insgesamt 26 mutmaßliche Verschwörer in dem Komplex verantworten.

Laut Bundesanwaltschaft hatte die Gruppe Zugriff auf ein massives Waffenarsenal, bestehend aus rund 380 Schusswaffen, beinahe 350 Hieb- und Stichwaffen und fast 500 weiteren Waffen- sowie mindestens 148 000 Munitionsteilen. Wiederholt wurde der Anklage zufolge militärisches Personal rekrutiert.  © dpa

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