Wer bei der Ernährung auf Bio-Pflanzenmilch statt auf Kuhmilch setzt, muss Abstriche machen: Pflanzenmilch enthält deutlich weniger Calcium - normalerweise. Dürfen Hersteller etwas zusetzen?

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Wer sich vegan ernährt oder eine Laktoseintoleranz besitzt, der greift gerne auf pflanzliche Milchalternativen zurück. Doch mit dem Verzicht von Kuhmilch geht ebenfalls eine hochwertige Quelle für Calcium verloren. Um die empfohlene Tagesmenge von 1.000 Milligramm Calcium für einen Erwachsenen zu erreichen, war es lange üblich, Bio-Pflanzenmilch mit Calcium aus der Rotalge zu verkaufen.

Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs setzte dem jedoch ein Ende, wie "Öko-Test" berichtet. So sieht die rechtliche Lage heute aus.

Keine Zusätze: Strenge Richtlinien für Bio-Produkte

Für Bio-Lebensmittel gelten strenge Richtlinien: Die seit Januar 2022 gültige EU-Öko-Verordnung sieht vor, dass lediglich 56 Zusatzstoffe in Bio-Produkten erlaubt sind – im Vergleich zu mehr als 300 Zusatzstoffen in konventionellen Lebensmitteln. Nach EU-Recht ist der Zusatz von Calciumcarbonat für Bio-Hersteller nicht zugelassen. Nur in Ausnahmefällen, wie etwa bei Babynahrung, dürften Produkte mit isolierten Mineralstoffen angereichert werden.

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Weiter heißt es in der Verordnung, dass "Algen und ihre Teile als ökologische oder biologische Produktion" gelten müssen, um als Bio eingestuft zu werden. Außerdem müssen die zugesetzten Mineralstoffe wie aus der Rotalge aus Gewässern stammen, die sich in "gutem ökologischen Zustand" befinden, oder durch "nachhaltige Praktiken" gesammelt werden.

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Ja oder nein: Ist zusätzliches Calcium in Bio-Pflanzenmilch erlaubt?

Ob zusätzliches Calcium in Bio-Pflanzenmilch nun erlaubt ist oder nicht, bewegt sich weiterhin in einer Grauzone. Zwar stellte der Europäische Gerichtshof fest, dass die Anreicherung von Bio-Pflanzenmilch mit Algenpulver ohne Bio-Zertifikat nicht erlaubt ist, urteilte jedoch ebenfalls, dass Bio-Hersteller "ihren Lebensmitteln nichts zusetzen [dürfen], was allein dem Zweck einer Anreicherung dient".

"In diesem Punkt ist das Urteil einfach nicht ganz klar und definiert nicht abschließend, unter welchen Voraussetzungen eine Anreicherung besteht und unter welchen nicht", erklärt Matthias Beuger von der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AÖL) gegenüber "Öko-Test".

Dass es sich bei dem "Einsatz der Alge nicht um einen isolierten Mineralstoff, sondern um eine natürliche Zutat landwirtschaftlichen Ursprungs" handelt, findet dagegen Susanne Rihm vom Bioland-Verband. Und auch Markus Keller, Mitgründer des Forschungsinstituts für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) spricht sich für eine Anreicherung der Bio-Pflanzenmilch mit Calcium aus: "Die Anreicherung von Pflanzenmilch mit Calcium ist in unseren Augen sehr sinnvoll, und wir empfehlen das ausdrücklich."  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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