Eine neue Challenge auf Social Media birgt vor allem für junge Nutzer große Gefahren. Bei der "Hot Chip Challenge" werden besonders scharfe Chips verspeist. Dies kann allerdings zu schweren gesundheitlichen Problemen führen.

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Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt vor Mutproben mit bestimmten Chips oder anderen extrem scharfen Lebensmitteln. Der übermäßige Verzehr von stark Gewürztem könne zu "ernsthaft gesundheitlichen Beeinträchtigungen" führen. "In der Vergangenheit wurden immer wieder Fälle bekannt, bei denen unerwünschte Wirkungen wie Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen und Bluthochdruck beobachtet wurden", teilte das Institut mit. Vor allem Kinder reagierten empfindlich auf scharfe Chili-Produkte.

Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor Mutproben mit scharfem Essen

Das BfR warnt insbesondere vor Scharf-Ess-Wettbewerben oder Mutproben, bei denen sehr scharfe Lebensmittel oder große Mengen an extrem scharfer Chilisoße und Chili-Extrakten gegessen würden. "In diesem Fall sind schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich, die unter Umständen lebensbedrohlich sein können."

Das Institut ging explizit auf die in sozialen Medien kursierende "Hot Chip Challenge" ein. Die Herausforderung besteht darin, besonders scharfe Maistortilla-Chips zu essen, die stark mit Carolina Reaper gewürzt sind, der angeblich schärfsten Chilisorte der Welt. Im Internet gibt es zahlreiche Videos von Menschen, die an der Mutprobe teilnehmen. Darunter sind viele Kinder und Jugendliche.

Notarzteinsatz wegen "Hot Chip Challenge"

"Der Verzehr führte vereinzelt bereits zu ärztlichen Noteinsätzen", hieß es vom BfR. Im August gab es in Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) einen medizinischen Großeinsatz, weil mehrere Fünftklässler von den scharfen Chips gegessen hatten. Ursache war auch hier die "Hot Chip Challenge", teilte die Polizei mit. Die scharfen Maistortilla-Chips seien erst ab 18 Jahren freigegeben, von zwei Schülern im Alter von neun und elf Jahren jedoch aus einem nahegelegenen Kiosk entwendet worden.

"Diese Chips sind scheinbar sehr, sehr stark gewürzt und extrem scharf", warnte die Schulleitung nach dem Vorfall auf ihrer Website. Der behandelnde Notarzt habe gesagt, dass der Verzehr besonders für Kinder sehr gefährlich sein könne. Wenn das Pulver der Chips in die Augen komme, könnten diese geschädigt werden. Glücklicherweise sei aber in diesem Fall nichts Schlimmes passiert. Die meisten Kinder seien mit dem Schrecken davongekommen. Einige wenige hätten wegen Magenschmerzen behandelt werden müssen. Nach Angaben der Polizei wurden auch Haut- und Atemwegsreizungen erstversorgt.

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Teenager aus den USA stirbt nach Verzehr eines scharfen Chips

Ein 14-Jähriger aus den USA musste die Challenge sogar mit seinem Leben bezahlen. Dort gibt es zusätzlich die "One Chip Challenge" Hier wird von einer Firma ein einzelner Chip verkauft, der besonders stark mit der Carolina Reaper gewürzt ist. Der Junge aus Massachusetts aß den Chip in der Schule und wurde daraufhin ohnmächtig, heißt es beim SWR. "Zu Hause fiel er erneut in Ohnmacht und starb schließlich in der Notaufnahme – wenige Stunden später", geht es weiter. Die Herstellerfirma des Chips, Paqui, nahm anschließend den Chip vom Markt.

Der scharf brennende Geschmack wird dem Bundesinstitut zufolge durch Inhaltsstoffe der Chili aus der Gruppe sogenannter Capsaicinoide verursacht. Dazu zählt auch der Scharfstoff Capsaicin, der auch in der Carolina Reaper enthalten ist. Die Stoffe würden von zahlreichen Paprika-Arten – zu denen auch die Chilis gehören – gebildet, um Fressfeinde davon abzuhalten, die Früchte zu essen. Das Institut geht davon aus, dass ein Erwachsener maximal fünf Milligramm Capsaicin pro Kilogramm Körpergewicht ohne Probleme zu sich nehmen kann.

Paqui Chip
Die "One Chip Challenge" des amerikanischen Herstellers Paqui wurde nach dem Tod eines Jugendlichen vom Markt genommen. © picture alliance/AP/Steve LeBlanc

Gesundheitliche Folgen durch zu scharfes Essen

Wer Capsaicin in hohen Mengen zu sich nimmt, muss zum Beispiel eine Bluthochdruckkrise befürchten, wie das BfR warnt. Das heißt: Der Blutdruck steigt innerhalb kurzer Zeit stark an, was im schlimmsten Fall lebensbedrohlich wird. Die Schärfe kann außerdem starke Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen und Atemnot verursachen. Kinder und Jugendliche reagieren dabei empfindlicher auf Capsaicin als Erwachsene, so das BfR.

Die Verbraucherzentrale des Saarlandes macht auf ein weiteres Risiko aufmerksam: Wer sich mit Resten von Chili-Pulver an den Händen in die Augen fasst, muss dort mit starken Reizungen rechnen.

Gut zu wissen: Gegen das starke Brennen im Mund durch Capsaicin hilft Wasser nicht. Da der Stoff aber fettlöslich ist, können Milch und Milchprodukte das Brennen lindern, wie das Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg schreibt. Auch stärkehaltige Lebensmittel wie Reis oder Brot können – in Kombination mit Speiseölen oder -fetten – der Schärfe etwas entgegensetzen.

Das BfR empfiehlt, Produkte mit Gehalten von mehr als 100 Milligramm Capsaicin pro Kilogramm Lebensmittel zu kennzeichnen und die Verpackungen mit kindersicheren Verschlüssen zu versehen.

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