Unsere Essgewohnheiten haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert, wie aus einer neuen Studie hervorgeht. Sie zeigt auch, dass vor allem junge Menschen Druck verspüren, sich gesund zu ernähren. Doch kaum einer von ihnen hat das Gefühl, diesem Druck gerecht zu werden.
Wie viele Kalorien hat dieses Gericht? Wo wurde es hergestellt und schadet es womöglich dem Klima? Bekomme ich davon vielleicht schlechte Haut? Fragen wie diese beschäftigen viele Menschen, vor allem jüngere. Ihnen fällt es schwer, unbeschwert zu essen. Das zeigt eine Studie, die Nestlé gemeinsam mit dem rheingold Institut durchgeführt hat.
Zur Studie
- Für die Studie wurden psychologische Gruppen- und Tiefeninterviews geführt sowie eine Online-Befragung von 2.040 Bundesbürgerinnen und Bürgern im Frühjahr 2024 durchgeführt. Die Teilnehmenden bilden einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung im Alter von 16 bis 84 Jahren ab.
Laut der Untersuchung haben sich Gewohnheiten in den vergangenen Jahren stark verändert. Bei vielen sei die eigene Ernährung mehr in den Fokus gerückt, heißt es in einer Mitteilung zur Studie. Koch- und Essgewohnheiten hätten sich – unter anderem bedingt durch einige Krisen – geändert.
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Großteil ist unzufrieden mit eigener Ernährung
Immer mehr Menschen hinterfragen, welche Lebensmittel sie zu sich nehmen, so die Beobachtung der Studie. "Die Menschen wollen den Idealen von Gesundheitsoptimierung und Mäßigung gerecht werden und moralischen Anforderungen hinsichtlich Tierwohl oder Klimaschutz genügen", heißt es darin. Fast drei Viertel aller Befragten (72 Prozent) denken, dass sie sich gesünder ernähren sollten. Knapp die Hälfte (47 Prozent) glaubt, häufiger mehr zu essen als gut für sie.
"Das Thema Ernährung hat heute eine beinahe brutale Komplexität erreicht, die viele völlig überfordert."
53 Prozent aller Befragten gaben an, sich viel mit der eigenen Ernährung zu beschäftigen. Im Jahr 2018 waren es noch 37 Prozent. Das Thema Ernährung habe eine "beinahe brutale Komplexität erreicht, die viele völlig überfordert", wird Thomas Ellrott, Arzt und Leiter des Insituts für Ernährungspychologie an der Georg-August-Universität Göttingen zitiert. Während es früher "nur" um satt werden und gut schmecken gegangen sei, sei Ernährung heute mit allem verwoben: "Gesundheit, Schönheit, Selbstoptimierung, Klima, Moral, Gruppenzugehörigkeit, sozialen Medien … Um all das beim Essen gleichzeitig zu optimieren, reicht ein Gehirn nicht aus."
89 Prozent der Befragten gaben an, mit ihrer Ernährung unzufrieden zu sein. Unter anderem sind sie der Meinung, zu wenig zu trinken, zu viel zu essen, oder sich nicht gesund genug zu ernähren.
Generation Z im Ernährungsdilemma
In Bezug auf Ernährung beobachten die Studienautoren außerdem eine gewisse Scham – vor allem bei jüngeren Menschen. Durch soziale Medien wie TikTok, Instagram oder YouTube leben Influencer gesunde Ernährung vor, was den Druck auf die eigene Lebensweise erhöhen kann. Für einige ist es auch selbstverständlich, sich beim Kochen zu filmen und Bilder des Essens mit anderen zu teilen.
Generation Z
- Die Generation Z, abgekürzt auch Gen Z genannt, beinhaltet die Jahrgänge 1996 bis 2010. In der Studie werden alle 16- bis 27-Jährigen, die befragt wurden, darunter verstanden.
Die Generation Z verfolgt unter anderem deshalb hohe Ideale – an denen sie häufig scheitert. 31 Prozent der Gen Z schämen sich hin und wieder für die Art und Weise, wie sie essen, so die Studie. Gerade einmal 4 Prozent unter ihnen gab an, nichts an ihrer Ernährung auszusetzen zu haben.
Viele fürchten hingegen die Folgen von schlechter Ernährung:
- unreine Haut (52 Prozent)
- Leistungsschwäche und Trägheit (53 Prozent)
- früher Tod (38 Prozent)
Auch Umwelt und Tierwohl spielen bei der Gen Z eine Rolle. Knapp ein Drittel der Befragten (30 Prozent) äußerte Bedenken, etwas zu essen, das nicht gut für andere Lebewesen oder die Umwelt ist.
Doch was hindert die Gen Z daran, sich so zu ernähren, wie sie gerne möchte? Der entscheidende Faktor ist die Zeit. Dieser Aussage stimmten bei der Generation Z beinahe doppelt so viele (61 Prozent) zu wie in der Gesamtbevölkerung. Auch verfallen manche immer wieder in alte Gewohnheiten und snacken zwischendurch oder greifen dann doch beherzt zum Schokoriegel.
Günstiger Preis ist besonders wichtig bei der Kaufentscheidung
Was am Ende im Einkaufswagen landet, entscheidet vor allem der Preis. Bei 58 Prozent der Befragten ist er das entscheidende Kaufkriterium. Erst danach folgen Saisonalität (40 Prozent), Regionalität (44 Prozent) und Naturbelassenheit (36 Prozent). Im Jahr 2018 waren diese Faktoren noch mehr Menschen wichtig.
Die Studie macht auch deutlich, dass weniger Menschen ihre wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut einschätzen. Während 2018 noch 65 Prozent der Befragten dieser Meinung waren, schätzt 2024 nicht einmal die Hälfe von ihnen (42 Prozent) ihre Lage positiv ein.
Verwendete Quellen
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