Manche Äpfel glänzen und fühlen sich leicht speckig an. Denn: Eine Wachsschicht umhüllt und schützt den Apfel. In den meisten Fällen ist sie ganz natürlich - doch manche Obstbauern helfen künstlich nach.
Manchen ist die glänzende Schicht um Äpfel womöglich noch nie aufgefallen. Andere schrubben das Obst emsig mit der Spülbürste ab, bevor sie überhaupt in Erwägung ziehen, es zu essen.
Ja, es stimmt tatsächlich: "Äpfel mit einer sehr glatten Schale - etwa der Sorte Jonagold - haben eine natürliche Wachsschicht", erklärt Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik. Die Schicht schütze den Apfel vor Insekten und Austrocknen, was wiederum seine Haltbarkeit erhöht.
Bei einem Apfel der Sorte Boskop – der eine sehr raue Schale – hat, falle dieser Schutzmechanismus beispielsweise weg. Das gilt auch für Sorten wie Elstar und Cox Orange.
Wachsschicht nicht immer natürlich
Tatsächlich liegen in unseren heimischen Supermärkten aber auch Äpfel, deren Wachsschicht nicht natürlich ist. Obstbauern im Ausland helfen hier künstlich nach, was aber als gesundheitlich genauso unbedenklich gilt wie die natürliche Wachsschicht.
Künstliches Wachs klebe vor allem an Apfelsorten aus Übersee, etwa den USA und Australien, sowie Italien und Frankreich, heißt es vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL).
"Die Äpfel werden nach der Ernte gewaschen und gebürstet, wobei ein Teil der natürlichen Wachsschicht verloren geht. Um den langen Transport zu überstehen, eine monatelange Lagerung zu ermöglichen und um den Äpfeln einen besonderen Glanz zu verleihen - so wird argumentiert - werden diese Äpfel nach der Aufbereitung gewachst", erklärt das BZL.
Tatsächlich spiele der Glanz eines Apfels eine wichtige Rolle für seine erfolgreiche Vermarktung. Notwendig ist die Behandlung nach Einschätzung des BZL aber nicht: "Dass Äpfel auch ohne künstlichen Wachsüberzug erfolgreich mehrere Monate gelagert werden können, zeigt unter anderem das Beispiel Deutschland, wo Äpfel nicht gewachst werden."
Erlaubt sind für die Oberflächenbehandlung im Ausland Bienenwachs, Candelillawachs, Carnaubawachs und Schellack, die alle natürlichen Ursprungs sind. Eine vorgeschriebene Höchstmenge gibt es laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) lediglich beim Carnaubawachs (200 mg pro Kilo).
Apfel gründlich waschen
Welche Äpfel im Ausland künstlich gewachst wurden, können Verbraucher beim Kauf erkennen: Entsprechende Äpfel müssen als "gewachst" gekennzeichnet sein.
Sie kommen im Handel aber eher selten vor: Die Supermarktkette REWE hat sie beispielsweise gar nicht im Sortiment, bei EDEKA ist die Sorte Ambrosius - je nach Herkunft - die einzige Ausnahme, heißt es dort auf Anfrage unserer Redaktion.
Nur mit Wasser lässt sich das künstliche Wachs nicht entfernen. Nach Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (ESFA) ist es gesundheitlich zwar unbedenklich. Aus Morlos Sicht gehört künstliches Wachs dennoch nicht auf einen Apfel: "Immer mehr Menschen vertragen Lebensmittel nicht oder nur noch in kleinen Mengen. Ich würde daher immer raten, möglichst wenige Produkte mit einer umfangreichen Zutatenliste zu kaufen."
Beim Obst setze sie selbst auf saisonale und regionale Produkte und empfiehlt: "Wer die Schale – auch die künstlich gewachste – mitessen möchte, sollte den Apfel vor dem Verzehr immer gründlich unter fließendem Wasser waschen und trockenreiben."
Verwendete Quellen:
- Interview mit Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik
- Auskünfte von: Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL), Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, EDEKA, REWE
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