Der "Black Friday" steht ins Haus und mit ihm viele Menschen in den Startlöchern für Sonderangebote und Rabatte. Wieso man Waren vorab besser nicht in den Einkaufswagen legen sollte, bei welchen Produkten das Sparpotenzial am größten ist und wie man falsche Schnäppchen enttarnt, verraten zwei Experten.

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Viele Anbieter locken am Black-Friday (24. November) und den Tagen davor mit hohen Rabatten und Sonderangeboten. 25 Prozent günstiger hier, 30 Prozent Rabatt dort und "Kauf zwei, zahl eins" beim nächsten Anbieter.

Aber wie viel lässt sich wirklich sparen? So viel vorab: Es kommt drauf an. "Man kann schon breitflächig Schnapper machen. Aber die Ersparnis ist über viele Sparten hinweg betrachtet häufig gar nicht so groß, wie man es aufgrund von Werbung glaubt", sagt Konsumforscherin Anja Achtziger. Während das Sparpotenzial im Elektronikbereich recht groß sei, könne man in anderen Bereichen gar nicht so viel sparen.

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Diese Produkte haben Sparpotenzial

Das bestätigt auch Florian Kriegel, Preisexperte beim Vergleichsportal "idealo". Im letzten Jahr habe die durchschnittliche Ersparnis über 100 Kategorien hinweg nur bei rund sechs Prozent gelegen. "Trotzdem können Verbraucher und Verbraucherinnen sparen", betont Kriegel. 63 Prozent der etwa 10.000 untersuchten Produkte seien im vergangenen Jahr am "Black Friday" günstiger als im Monat davor gewesen.

"Jeder zehnte Artikel war sogar um 20 Prozent oder mehr reduziert", so Kriegel. Besonders groß sei das Sparpotenzial bei E-Bikes (11 Prozent), Fernsehern (14 Prozent) und Kinderwagen (13 Prozent) gewesen. "Auch Laufschuhe waren um bis zu 13 Prozent reduziert", sagt der Experte.

"Man sollte Spontankäufe vermeiden, vor allem, wenn man sowieso dazu neigt, zu viel Geld für Dinge auszugeben, die man nicht wirklich braucht."

Konsumforscherin Anja Achtziger über den "Black Friday"

Achtziger fasst zusammen: "Wenn man seit Monaten plant, etwas zu kaufen, ist jetzt ein guter Zeitpunkt." Besonders, wer sich schon im Voraus informiert habe, erkenne nun die wahren Schnäppchen. "Es gibt nämlich auch Scheinangebote, bei denen die Preisreduzierung schon lange einkalkuliert ist", erinnert sie. Bei solchen "Mondpreisen" sei das Produkt, wenn es auf den Markt kommt, relativ teuer und es sei bereits einkalkuliert, es irgendwann stark zu rabattieren.

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Schnäppchen gibt es schon im Vorfeld

Wichtig sei es bei der Kaufentscheidung stets, den gesamten Prozess zu verlangsamen und die Hektik des "Black Friday" herauszunehmen. "Man sollte Spontankäufe vermeiden, vor allem, wenn man sowieso dazu neigt, zu viel Geld für Dinge auszugeben, die man nicht wirklich braucht", rät die Expertin. Man solle sich schon im Vorfeld des "Black Friday" überlegen, was man kaufen möchte und ob man es wirklich braucht. "Dazu gehört auch die Frage: Was spricht dagegen, dass man es braucht", so Achtziger.

"Der ganze November ist inzwischen Schnäppchenmonat."

Preisexperte Florian Kriegel

Laut Preisexperte Kriegel kann man außerdem auch lange vor dem eigentlichen Aktionstag schon Schnäppchen machen. "Der ganze November ist inzwischen Schnäppchenmonat", weiß er. Laut Daten der Studie seien 61 der 100 untersuchten Kategorien sogar an mindestens einem Tag im November günstiger gewesen als am Black Friday selbst. "Es lohnt sich also, schon früher die Augen offen zu halten", meint er. Wichtig dabei sei es, vor dem Kauf Preise zu vergleichen.

Das rät auch Achtziger: "So kann man erkennen, ob das vermeintliche Schnäppchen tatsächlich eines ist, oder ob man das Produkt nicht sowieso auch noch billiger gebraucht irgendwo erstehen kann."

Produkte nicht vorab in den Warenkorb legen

Davon, ein Produkt vorab bereits in den Warenkorb zu legen, rät die Forscherin klar ab. "Zum einen ist es damit im Geiste schon gekauft. Zum anderen verrät man den Algorithmen damit, an welchem Produkt man Interesse hat", erklärt sie. Werde sogenannte "dynamische Preisgestaltung" genutzt, bekomme man unter Umständen deshalb nicht den besten Preis angezeigt.

Am besten sei es daher, Cookies im Browser zu löschen und eine klassische Einkaufsliste zu schreiben. "Wenn man diese dann abarbeitet, wird man eher bei verschiedenen Anbietern den Preis des Produkts vergleichen und bekommt dann eher den billigsten Preis", sagt sie.

Kriegel rät, sich über die Entwicklung des Preises zu informieren, um so zu erkennen, auf welchem Niveau sich der Preis aktuell befindet. "So bekommt man schnell ein Gefühl dafür, ob aktuell generell ein guter Kaufzeitpunkt ist oder das Produkt zu einer anderen Zeit tendenziell günstiger ist", sagt er.

Für das Shopping im November rät Kriegel, möglichst flexibel zu sein – mit Blick auf den Kaufzeitpunkt, aber auch bei der Produktwahl. "In der 'Black Friday'-Zeit sind meist einzelne Produkte beziehungsweise Modellvarianten reduziert. Wer also bei Farbe und Ausstattung flexibel ist oder sich offen für andere, vergleichbare Produkte zeigt, erhöht die Chance, ein gutes Schnäppchen zu machen", erklärt er.

Achtziger erinnert außerdem daran, sich nicht in den "Black-Friday-Kollektivrausch" zu begeben, sondern sich selbst immer kritisch zu fragen: Was brauche ich wirklich? "Sonst kauft man am Ende Dinge, die man gar nicht braucht – und hat dann überhaupt nichts gespart, sondern Geld ausgegeben", sagt sie.

Über die Gesprächspartner

  • Prof. Dr. Anja Achtziger ist Professorin am Lehrstuhl Sozial- und Wirtschaftspsychologie an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen am Bodensee.
  • Florian Kriegel ist Preisexperte beim Preisvergleichsportal "idealo".
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