Studien belegen, dass häufige Dienstreisen ein hohes gesundheitliches und auch soziales Risiko bergen. Doch wer sein Verhalten unterwegs anpasst, der kann die Gefahren zumindest minimieren.
An deutschen Flughäfen sind sie ein vertrautes Bild: Besonders bei den frühen Flügen sieht man stets eine Schar Geschäftsfrauen und -männer am Gate, bereit für den Abflug zur nächsten Dienstreise.
Was aufregend und wichtig klingt, ist auf Dauer jedoch vor allem eins – anstrengend und sogar gesundheitsschädigend. Das zeigt eine Studie, die im "Journal of Occupational and Environmental Medicine" veröffentlicht wurde.
Darin wurde untersucht, wie sich häufige Geschäftsreisen auf die körperliche und mentale Verfassung der Vielflieger auswirken.
Übergewicht, Bluthochdruck, schlechte Cholesterinwerte
Das ernüchternde Ergebnis: Wer 14 oder mehr Nächte pro Monat nicht in der eigenen Umgebung lebt, hat einen höheren Body-Mass-Index als ein Reisender, der nur bis zu sechs Nächte außer Haus schläft.
Wer mehr als 21 Tage unterwegs ist, zeigt deutliches Übergewicht, Bluthochdruck und schlechte Cholesterinwerte. Auch Schlafstörungen, Depressionen und Angstzustände seien bei Menschen, die häufig auf Dienstreise sind, stärker ausgeprägt.
Die Gründe dafür liegen teilweise auf der Hand: Wer unterwegs ist, ernährt sich häufig ungesund – vom dick belegten Brötchen beim Meeting über die schnelle Currywurst zwischen zwei Terminen bis zu den gesalzenen Erdnüsschen aus der Minibar.
Finden die Meetings in einer anderen Zeitzone statt, muss der Körper sich zudem an eine neue Zeit- und Klimazone akklimatisieren, was zu Lasten des Biorhythmus geht.
Schon eine großangelegte Studie der britischen University of Surrey in Großbritannien und der schwedischen Linnaeus University namens "Die dunkle Seite der Hypermobilität" stellte 2015 fest, dass ständiges Reisen Menschen schneller altern lässt, die Lebenserwartung senkt und depressiv und einsam machen kann.
Biorhythmus aus dem Takt
Sei der Biorhythmus aus dem Takt, so die Studie, könnten Schlafstörungen, Überreiztheit, Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen und Unruhe die Folgen sein. Zudem verdopple sich durch das viele Fliegen das Risiko einer Thrombose oder Lungenembolie.
Auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall sei erhöht. Durch die hohe Strahlenbelastung im Flugzeug steige zudem das Risiko, an Krebs zu erkranken.
Das Sozialleben leidet
Die Studie geht auch auf die sozialen Aspekte ein und hat die Auswirkungen vieler Geschäftsreisen auf Psyche und Sozialleben der Vielflieger untersucht.
Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass es Menschen, die beruflich viel unterwegs sind, schwerfällt, Beziehungen und Freundschaften dauerhaft aufrechtzuerhalten. Die Beziehung zu den eigenen Kindern leide unter der häufigen Abwesenheit und auch die Scheidungsrate sei erhöht.
Viele Vielflieger fühlten sich laut der Studie häufiger desorientiert, einsam und hätten ein erhöhtes Risiko dafür, Depressionen zu entwickeln.
Gerade bei längeren Dienstreisen sollte man darauf achten, mit den Lieben zu Hause im Kontakt zu bleiben und weiterhin Anteil an deren Alltag zu nehmen.
Das sind alarmierende Aspekte, doch noch immer stehen Dienstreisen bei Unternehmen hoch im Kurs. So nimmt die Zahl der Geschäftsreisen von Jahr zu Jahr zu, wie beispielsweise die Geschäftsreiseanalyse 2017 vom Verband Deutsches Reisemanagement e.V. zeigt.
Nicht immer aber ist der persönliche Kontakt vor Ort notwendig, manche Themen ließen sich auch per Videokonferenz besprechen.
So würden Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur körperlichen und psychischen Gesundheit seiner Mitarbeiter leisten.
Aber was kann der Mitarbeiter selbst tun?
Tipps gegen den Jetlag
Um dem Jetlag ein Schnippchen zu schlagen, hilft es, seine Reisezeiten bereits vor der Dienstreise leicht anzupassen. Wer gen Osten fliegt, sollte sich im Vorfeld ein bis zwei Stunden früher als üblich schlafen legen; wer nach Westen fliegt, der sollte mindestens eine Stunde später ins Bett gehen und dafür etwas länger schlafen.
Sobald man im Flieger sitzt, ist es ratsam, die Uhr auf die Zeit am Ankunftsort umzustellen. Geht es gen Osten, sollte man versuchen, unterwegs möglichst viel Schlaf zu bekommen; geht die Reise gen Westen, ist es dagegen besser, die Augen möglichst lange offen zu halten.
Am Ziel angekommen, hilft es, sich möglichst schnell dem Rhythmus der jeweiligen Destination anzupassen, was Schlafens- und Essenszeiten angeht. Wichtige Geschäftsmeetings im Westen sollten möglichst am Morgen, die im Osten möglichst am Abend stattfinden.
Die richtige Ernährung auf Dienstreise
Gerade auf langen Flügen sollte man viel trinken, aber keinen Alkohol. Dieser entzieht dem Körper Wasser und schwächt ihn somit. Auch vor Ort gilt: Zwischendurch so viel Wasser wie möglich trinken, den Kaffeekonsum in Grenzen halten und auf Alkohol weitestgehend verzichten.
Gerade wer nur für ein kurzes Business-Meeting unterwegs ist, kann sich für den Tag wunderbar ein gesundes Survival-Kit zusammenpacken, doch auch auf längeren Dienstreisen macht es Sinn, in der Hand- oder Aktentasche gesunde Snacks zu verstauen. Gut geeignet sind beispielsweise Obst, Trockenobst, ungesalzene Nüsse, Vollkornbrot und dergleichen.
Auch bei Essenseinladungen, gerade am späten Abend, sollte man auf gesunde Optionen setzten und schwere Mahlzeiten, die einem nachts schwer im Magen liegen, vermeiden.
In Bewegung bleiben
Die Bewegung kommt auf Dienstreisen meistens zu kurz, wenn man von Termin zu Termin hetzt und abends auf dem Hotelzimmer noch die Präsentation für den nächsten Tag vorbereitet. Doch schon kleine Verhaltensänderungen, wie etwa die Treppe statt den Aufzug zu wählen, können einen Unterschied machen.
Wenn das Hotel über einen Fitnessraum oder ein Schwimmbad verfügt, lohnt es sich, Zeit für eine Sporteinheit einzuplanen; doch auch gymnastische Übungen auf dem Hotelzimmer wirken Verspannungen entgegen. Wer mag, kann auch eine kleine Joggingrunde um das Hotel unternehmen und die nähere Umgebung erkunden. So lernt man sogar noch das Ziel der Reise ein wenig besser kennen.
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