Die Energieversorger Eon und RWE rücken zusammen - auf Kosten der RWE-Tochter Innogy. Welche Folgen der überraschende Deal genau hat, ist noch nicht absehbar. Verbraucherschützer wollen möglichst viel Wettbewerb erhalten, auch im Interesse der Stromkunden.

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Zwei Riesen auf dem Energiemarkt ordnen ihre Geschäfte neu: Der Stromverkauf an die Kunden soll künftig ganz in die Hand von Eon kommen, während sich RWE auf die Produktion aus konventionellen und erneuerbaren Energien konzentrieren will. Das weckt Befürchtungen, die Preise könnten weiter steigen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie viele Kunden versorgen Eon und Innogy mit Strom und Gas?

Innogy hat in Deutschland 2017 rund 7,8 Millionen Kunden mit Strom und Gas versorgt, etwa 200.000 weniger als im Jahr zuvor.

Eon gibt die Zahl seiner Strom- und Gaskunden in Deutschland mit rund 6 Millionen an. In den Zahlen sind aber nicht nur private Abnehmer enthalten.

Zum Vergleich: In Deutschland gibt es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 41 Millionen Privathaushalte.

Welche Auswirkungen haben die Pläne auf die Verbraucher?

Negative Folgen erwarten Marktbeobachter zunächst nicht.

"Die Alternativen und der Wettbewerb sind groß genug", sagt beispielsweise der Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, Udo Sieverding.

Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, hatte bereits im vergangenen Jahr gesagt, dass im Geschäft mit Standardkunden "kein Anbieter mehr marktbeherrschend ist".

Eon hatte schon 2016 weniger Strom an Privat- und kleinere Geschäftskunden abgesetzt. Ein Grund dafür sei der starke Wettbewerb gewesen.

Auch Innogy macht den Wettbewerb für den Kundenrückgang verantwortlich. Jedoch mahnt der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, mit Blick auf die Preise auch eine genaue Prüfung der Aufteilung an.

Das Vergleichsportal Check24 erwartet vom Deal zwischen Eon und RWE eher keine Nachteile für die Endkunden. "Es gibt genügend günstige Alternativanbieter", sagt Geschäftsführer Oliver Bohr.

Deutschlandweit könnten Verbraucher im Durchschnitt unter 180 Versorgern auswählen, beim Gas seien es im Schnitt 129 Anbieter.

Welche Rolle spielen RWE und Eon bei der Stromerzeugung?

Sie ist nicht mehr ganz so mächtig wie einst. Die "Marktmacht bei der Erzeugung zerbröselt", sagt der Wettbewerbsrechtler Justus Haucap.

Laut der Monopolkommission - Beratungsgremium der Bundesregierung - ist der Marktanteil der vier großen Stromproduzenten RWE, Eon, EnBW und Vattenfall von 62 Prozent im Jahr 2014 auf 54 Prozent im Jahr 2016 gesunken.

RWE wird nach Einschätzung des Vorsitzenden der Kommission, Achim Wambach, als Anbieter wegen der angestrebten Versorgungssicherheit durch konventionelle und erneuerbare Energie aber an Gewicht gewinnen, wie er der "Rheinischen Post" sagte.

Eon soll die Stromnetze von Innogy übernehmen. Welche Folgen hat das?

Stromnetze werden regional als natürliches Monopol bezeichnet, weil ihr Betrieb sich - wie bei vielen anderen Infrastrukturen auch - in der Regel günstiger durch nur einen einzigen Anbieter als durch mehrere gewährleisten lässt.

Trotzdem können die jeweiligen Betreiber die Netzentgelte, die mehr als 20 Prozent des Strompreises ausmachen, nicht nach Gutdünken festsetzen. Die Netze werden von der Bundesnetzagentur reguliert.

Sie hat die staatlich garantierten Renditen für die Betreiber um gut zwei Milliarden Euro für die kommenden fünf Jahre gekürzt.

Dagegen sind rund 1100 Stadtwerke und andere Netzbetreiber vor Gericht gezogen. Eine Entscheidung soll noch im März fallen.

Welche Folgen hat die geplante Zerschlagung von Innogy für die Beschäftigten?

Der Energiekonzern Eon rechnet nach der Übernahme des Netz- und Vertriebsgeschäfts der RWE-Tochter Innogy mit dem Abbau von bis zu 5.000 Arbeitsplätzen.

Das seien weniger als 7 Prozent der insgesamt deutlich über 70.000 Stellen bei der dann erweiterten Eon, teilten Eon und RWE am Montagabend mit.

Gleichzeitig rechnet Eon damit, im kommenden Jahrzehnt Tausende neue Arbeitsplätze schaffen zu können. Die Gewerkschaften scheinen aber keine allzu großen Befürchtungen vor einen Jobabbau zu haben.

Verdi und IG BCE begrüßten die Pläne von Eon und RWE. Sie könnten "langfristig tarifgebundene Arbeitsplätze erhalten und sichern", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske.  © dpa

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