Antiquitätenberatung live im TV bei "Bares für Rares" oder Kunst + Krempel hat einen wahren Hype ausgelöst. Da liegt die Frage nahe, ob sich nicht vielleicht auch im eigenen Keller, Speicher oder Garage ungeahnte Schätze verbergen. Doch wie lässt sich herausfinden, ob es sich beim Erbstück der Großeltern oder dem Fundstück vom Flohmarkt um einen Schatz oder wertlosen Trödel handelt?
Alte Objekte können nicht wie neu aussehen, jedoch trägt der Zustand maßgeblich zu deren Wert bei. Ist das Objekt vollständig, gibt es Gebrauchsspuren wie Flecken, gibt es Risse oder sind Teile abgesplittert?
Vorsicht bei laienhaft ausgeführten Reparaturen, diese können im Gegensatz zu professioneller Restaurierung preismindernd sein.
Das sieht auch ein Laie
Bei Porzellan ist eine leichte Lichtdurchlässigkeit ein Herausstellungsmerkmal; Markenzeichen und Hersteller (zum Beispiel Meißner Porzellan) sind wichtig für die zeitliche Zuordnung.
Bei Schmuck zeigt der Prägestempel den Feingehalt des Edelmetalls, Gravuren können auf das Herstellungsdatum hinweisen. Echter handgefertigter Antikschmuck zeichnet sich durch hochwertige Verarbeitung und Materialien aus; Edelsteine und Perlen sind passgenau eingefasst.
"Bares für Rares" - mitmachen und reich werden?
Benötigen Sie eine fachkundige Einschätzung, so wäre eine Möglichkeit, sich bei "Bares für Rares", "Kunst + Krempel" oder vergleichbaren Sendeformaten zu bewerben.
Während bei "Bares für Rares" eher der zu erzielende Preis im Vordergrund steht, ist es bei "Kunst + Krempel die kunsthistorische Einordnung. Wird man angenommen, prüft ein Team von mehreren Kunsthistorikern die angebotenen Objekte. Kommt man nicht zum Zuge, braucht es den Fachmann vor Ort.
Suche nach dem objektiven Fachmann
Was bei der Suche nach einem Fachmann zu beachten ist, erläutert die erfahrene Kunsthistorikerin und Kunstexpertin Ingrid Petersen, Inhaberin der Firma Antikcheck: "Es ist wichtig, sich einen objektiven Eindruck zu verschaffen, insofern sollte man sich an einen Fachmann wenden, der feststellen kann, ob es sich lohnt, ein Objekt genauer zu betrachten, und ob dieses einen gewissen Wert hat."
Natürlich kennten sich Händler auf ihrem jeweiligen Gebiet gut aus, aber sie hätten andere Interessen als ein unabhängiger Gutachter: Sachen an- und wieder verkaufen. "Daher ist ein Fachmann, der selbst nicht handelt, die bessere Wahl, um eine unabhängige Meinung zu bekommen."
Eine Ersteinschätzung - Das geht auch online!
Für eine erste Einschätzung gibt es spezielle Websites wie zum Beispiel: schaetze24.de oder antiquitaeten-check.de. Anhand von Fotos und Detailangaben kann man seine Objekte schätzen lassen und mit ähnlichen Objekten abgleichen.
Dazu Ingrid Petersen: "Manche Objekte kann man durchaus anhand von Fotos einschätzen, zum Beispiel Möbel. Bei Silber wird es schwierig, wenn etwa der Stempel auf dem Foto nicht zu sehen ist. Bei Gemälden geht es teilweise, jedoch nicht bei allen."
Infrage käme diese Online-Ersteinschätzung eher bei Einzelteilen, weniger bei einer Haushaltsauflösung, wenn zu viele verschiedene Dinge zusammenkommen. "Hochwertige Objekte muss man sich im Original anschauen, auch um festzustellen, wie viel restauriert wurde und was im Original erhalten ist."
Barock-Möbel - Antiquität oder nur auf alt getrimmt?
Eine antikes Möbelstück ist mindestens 100 Jahre alt. Darüber hinaus gibt es sehr viele Stilrichtungen mit ganz typischen Holzarten und Verzierungen.
Ingrid Petersen: "Man kann sich viele Informationen über das Internet besorgen, jedoch muss man diese auch einschätzen können. Manchmal stellt sich eben leider heraus, dass ein vermeintliches Barock-Möbelstück nicht aus dem 18. Jahrhundert stammt, sondern ein Möbelstück im Barockstil des 19. oder 20. Jahrhunderts ist."
Wertvolles Gemälde oder Reproduktion?
Eine Signatur des Malers, sofern vorhanden, erleichtert die Zuordnung. Für Gemälde gibt es Datenbanken wie Artnet oder Artprice. Das Problem dieser Datenbanken, so Petersen, ist allerdings, "dass diese nichts darüber aussagen, ob es sich immer um ein Originalgemälde handelt."
Onlinedatenbanken hätten den Nachteil, dass Preise und Informationen oft ohne Nachrecherche direkt aus Auktionskatalogen übernommen würden. "Auch hier muss man sich also auskennen und die Datenbanken richtig lesen können."
Vorsicht! - Hier lauern Stolpersteine
Für einen Laien ist es schwierig, zwischen seriösen und unseriösen Anbietern zu unterscheiden. "Für Kunstsammler gibt es genug Spezialisten, sie haben meist ihre Händler, mit denen sie zusammenarbeiten. Das Problem stellt sich für Laien, die vielleicht etwas geerbt haben und wissen möchten, was das Erbe wert ist, "sagt Petersen. Früher habe es vereidigte Gutachter für alle Bereiche gegeben. Heute müsse sich ein sachlich vereidigter IHK-Gutachter spezialisieren. "Räumt man also einen Speicher oder Keller, müsste man zig verschiedene Gutachter beauftragen."
So finden Sie einen seriösen Gutachter
Hilfreich bei der Suche nach einem Gutachter sind die Industrie- und Handelskammer oder Berufsverbände. Bei der IHK gibt es ein Sachverständigenverzeichnis für Kunst und Antiquitäten.
Kontakt zu örtlichen Händlern vermittelt der Kunsthändlerverband Deutschland e.V.. Auch Berufsverbände stehen mit Rat und Tat zur Seite:
- Verband Deutscher Kunsthistoriker e.V.
- Verband unabhängiger Kunstsachverständiger e.V.
- Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Kunstsachverständiger e.V.
- Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V.
Es ist von Vorteil, wenn ein Gutachter möglichst breit aufgestellt ist. Doch seriöse Gutachter zeichnen sich nicht zuletzt dadurch aus, dass sie im Zweifelsfall noch mal nachrecherchieren oder den Kontakt zu einem Spezialisten vermitteln. Denn auch Kunstkenner können nicht alles wissen.
Klar, ein Gutachter kostet Geld. Doch besser man investiert in eine Expertise als dass eine wertvolle Rarität unbeachtet auf dem Flohmarkt landet.
Verwendete Quellen:
- Interview mit Ingrid Petersen
- Internetseite des ZDF "Bares für Rares"
- Internetseite des BR "Kunst + Krempel"
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