Gefühlt vergeht kaum ein Tag, ohne dass irgendetwas teurer wird. Seit Monaten frisst sich die Inflation spürbar in den Geldbeutel. Höchste Zeit, gegenzusteuern und den steigenden Kosten den Kampf anzusagen. Ich habe es ausprobiert.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Gestern ist es schon wieder passiert: Im Mail-Eingang lag die Ankündigung einer Preiserhöhung. "Liebe Kundin" – "leider" – "unsere Kosten steigen". So oder so ähnlich lauten die Schreiben, die derzeit eintrudeln. Diesmal war es mein Kabelanbieter, vor drei Wochen das Fitnessstudio, und vom Preis für meinen Lieblingskäse will ich erst gar nicht anfangen. Die vielen kleinen und großen Erhöhungen summieren sich zu einem deutlich spürbaren Minus in der Haushaltskasse.

Mehr zum Thema Verbraucher

Zwar ist die Inflationsrate aus den ganz großen Schlagzeilen verschwunden, weil sie ein wenig niedriger liegt als im Winter. Doch eine durchschnittliche Preissteigerung von 7,2 Prozent im April ist immer noch eine verdammt schlechte Nachricht. Das heißt, dass jemand, der vor einem Jahr 1.000 Euro im Monat zahlen musste für alles, was er oder sie so braucht – Miete, Benzin, Strom, Lebensmittel, Handyvertrag und so weiter – jetzt 1.072 Euro berappen muss, durchschnittlich betrachtet.

Sonderkündigungsrecht nutzen

Einfach nur ärgern hilft nicht. Also habe ich mir kurzerhand meine Fixkosten vorgenommen und alle Posten auf Sparmöglichkeiten abgeklopft. Beflügelt hat mich die Erkenntnis, dass ich bei einigen Anbietern ein Sonderkündigungsrecht habe, wenn sie den Preis während der festen Vertragslaufzeit erhöhen. Bei Strom- und Gasanbietern ist das sogar gesetzlich vorgeschrieben, doch auch in manchen Handy- und DSL-Verträgen gibt es solche Klauseln.

Ich sage Ihnen: Mit der Aussicht, nicht alles hinnehmen zu müssen, bin ich sogar bereit, das Kleingedruckte zu lesen. Gleich bei meinem ersten Versuch – dem Kabelvertrag, der 5 Euro teurer werden soll – schleicht sich Ernüchterung ein: So einfach kann ich nicht außer der Reihe kündigen. Also merke ich mir für alle Fälle das reguläre Kündigungsdatum im November vor und hoffe, dass ich dann eine günstigere Lösung finde.

Damit ich nicht gleich frustriert aufgebe, kommt als Nächstes ein einfacher Fall: Strom. Da ich noch im Grundversorgungstarif bin, habe ich eine Kündigungsfrist von zwei Wochen, sogar ohne vorherige Preiserhöhung. Das trifft sich gut, sind die Strompreise doch deutlich gesunken. Wenn ich mit meinem Stromverbrauch von 3.000 Kilowattstunden pro Jahr zu einem gut bewerteten Anbieter mit zwölf Monaten Preisgarantie wechsele, spare ich 24 Euro im Monat. Das reicht für ziemlich viel Lieblingskäse.

Gas-Preise nähern sich wieder Niveau vor Ukraine-Krieg

Beim Gas wäre noch mehr zu holen, die Tarife nähern sich wieder dem Niveau vor dem Ukraine-Krieg – aber auch hier nur, wenn eine kurze Kündigungsfrist gilt. Allen, die vor ein paar Monaten einen Zwölf-Monats-Vertrag mit Preisgarantie abgeschlossen haben, bleibt nichts übrig als den Preisen beim Sinken zuzusehen. Immerhin gibt es die Hoffnung, dass die günstigen Tarife noch verfügbar sind, wenn der eigene Vertrag ausläuft.

Und weil ich gerade dabei bin, werfe ich einen Blick auf die Handyverträge der ganzen Familie. Da gab es – anders als beim Kabelvertrag – zwar keine Preiserhöhungen, aber vor allem bei alten Verträgen kann sich ein Tarifwechsel lohnen. Und sei es nur für mehr Datenvolumen fürs gleiche Geld.

Zum Schluss schaue ich mir noch meine Liste mit meinen Versicherungen an. Eigentlich ist da nicht viel zu holen, ich habe neulich erst aufgeräumt und unnötige Policen gekündigt. Pro-Tipp: Der Finanztest-Versicherungscheck ist da eine große Hilfe.

Einen Treffer lande ich aber doch: Obwohl ich schon längst kündigen wollte, zahle ich 9 Euro im Monat für eine Zahnreinigungs-Versicherung. Das lohnt sich aber nur, wenn die gesetzliche Krankenkasse nichts zur Zahnreinigung dazugibt – und wenn man sehr diszipliniert, zweimal im Jahr zur Zahnreinigung geht. Also weg damit, die Kündigung geht jetzt endlich raus.

Lesen Sie auch: Vorbild für Deutschland? Wie europäische Nachbarn der Inflation begegnen

Fazit: Ganz reingeholt habe ich die Preissteigerung des letzten Jahres nicht, aber immerhin ein bisschen gespart. Das Gute ist: Wenn man bei den monatlichen Fixkosten spart, hat man jeden Monat was davon. Jetzt bloß nicht alles gleich wieder ausgeben – auch wenn die Versuchung groß ist, denn mein Lieblingskäse ist diese Woche endlich wieder ein bisschen billiger geworden.

Über die Expertin: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "So arbeitet die Redaktion" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen. Unsere Berichterstattung findet in Übereinstimmung mit der Journalism Trust Initiative statt.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.