Reich bleibt reich und arm bleibt arm, lautete einer der Sprüche, die meine Großmutter gern zitierte. Was daran stimmt: Wer wenig Geld hat, ist in Gefahr, in einen Teufelskreis aus Kreditraten und immer höheren Zinsen zu geraten. Deshalb ist es wichtig, Schulden abzubauen – hier kommen vier Schritte, die dabei helfen.
Es gibt einige grundlegende Prinzipien, die für alle Aspekte unseres finanziellen Alltags gelten. Eines besagt: Viele kleine Schritte führen zu einem großen Ziel. Im Kontext von Geld bedeutet das: Kleinere Beträge addieren sich über die Zeit zu einer erheblichen Summe. Wenn Sie die Zinsen auf Ihrem Konto nicht abheben, wächst Ihr Guthaben im Laufe der Zeit schneller, da Sie auch Zinsen auf die bereits angesammelten Zinsen erhalten.
Das Gleiche gilt jedoch auch in umgekehrter Richtung: Wenn Sie einen Kredit aufnehmen, um alltägliche Ausgaben zu decken, einen Urlaub zu finanzieren oder eine Autoreparatur zu bezahlen, belasten die Zinsen des Kredits zusätzlich Ihr Einkommen – und das wird umso gravierender, je höher der Zinssatz ist.
Besonders in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten kann es schnell passieren, dass am Ende des Monats ein Minus auf dem Konto steht. Viele Menschen greifen dann auf den Dispokredit zurück, um bis zum nächsten Gehalt zu überbrücken. Für ein paar Tage bis zum Monatsende mag das unproblematisch sein. Doch danach sollten Sie versuchen, den Dispo so schnell wie möglich auszugleichen. Am Ende des Monats oder Quartals werden die Zinsen für den Dispokredit abgebucht, was Ihr Konto weiter ins Minus drückt und erneut Zinsen verursacht – ein echter Teufelskreis.
Zusätzlich ist zu beachten: Die Überziehungszinsen variieren je nach Bank und können oft extrem hoch sein. Sie liegen im Durchschnitt bei knapp zwölf Prozent, bei einigen Kontomodellen sogar noch deutlich höher. Das summiert sich schnell.
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Deshalb gilt: Wenn Sie ohne Dispokredit nicht über die Runden kommen, sollten Sie nach einer günstigeren Lösung suchen. Ein Rahmenkredit – auch als Abrufkredit bekannt – könnte eine bessere Option sein. Der Vorteil: Er bietet dieselbe Flexibilität wie ein Dispokredit, jedoch sind die Zinsen in der Regel deutlich niedriger. Die Stiftung Warentest hat 15 verschiedene Angebote verglichen. Aber Vorsicht: Ein Rahmenkredit ist ebenfalls keine Lösung für dauerhafte Geldprobleme.
Sie sind nicht im Dispo, haben aber einen oder mehrere Ratenkredite oder "Buy now, pay later"-Kredite über Dienste wie Paypal oder Klarna, die monatlich Zinsen kosten? Auch das kann auf Dauer teuer werden. Daher sollten Sie einen Plan entwickeln, um diese Kredite zurückzuzahlen. Ihr Kontostand wird es Ihnen danken – und Ihre Nerven auch.
Erster Schritt: Alle Kredite auflisten
Der erste Schritt besteht darin, eine Liste aller Ihrer Kredite zu erstellen – sowohl von großen als auch kleinen Schulden. Es ist wichtig, dass diese Liste vollständig ist: Dispokredit, Kreditkarte (sofern Sie den Saldo nicht jeden Monat vollständig begleichen), Autokredit, Ratenkredite und "Buy now, pay later"-Kredite.
Die einzige Ausnahme ist ein Immobilienkredit: Da er dazu dient, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, die einen dauerhaften Wert haben, gehört er nicht auf diese Liste.
Zweiter Schritt: Kredite sortieren
Experten raten dazu, zuerst die Schulden mit dem höchsten Zinssatz abzubauen, da diese die größten Kosten verursachen. Sortieren Sie also Ihre Schulden nach Priorität! Dies wird als Schneeball-Methode bezeichnet. Alternativ können Sie auch mit den kleinsten Beträgen beginnen. Diese Methode gilt als motivierend, da man schneller Fortschritte sieht.
Welche Methode auch immer für Sie ansprechender ist: Wählen Sie eine der beiden Strategien aus und bleiben Sie dabei. Um die Rückzahlung zu gewährleisten, ist es sinnvoll, Ihre Einnahmen und Ausgaben genau zu prüfen. Gibt es Ausgaben, die Sie reduzieren können, etwa unnötige Abos oder Versicherungen?
Dritter Schritt: Rückzahlung planen
Nun liegen alle Kredite nach Priorität sortiert vor Ihnen. Damit können Sie einen Plan machen: Was zahlen Sie zuerst ab? Was ist wann fällig? Welche Beträge können Sie eventuell über das absolut Notwendige hinaus aufbringen? Halten Sie alles schriftlich fest und holen Sie den Plan einmal pro Woche hervor, um zu überprüfen, ob Sie noch auf Ihrem Weg sind.
Vierter Schritt: Die Situation ehrlich betrachten
Wenn die Rückzahlung Ihrer Kredite ernsthafte Probleme bereitet und Sie Schwierigkeiten haben, Rechnungen zu begleichen, sollten alle Alarmglocken läuten. So schwer es auch sein mag: Handeln Sie aktiv! Wer Schulden hat und diese nicht begleichen kann, läuft Gefahr, in eine Schamfalle zu geraten und alles daranzusetzen, dass die prekäre Situation nicht auffällt. Dabei ist jetzt Transparenz das Wichtigste. Informieren Sie Ihre Gläubiger schriftlich per E-Mail oder Post. Dokumentieren Sie den Schriftverkehr, damit er nachvollziehbar bleibt. Seien Sie ehrlich!
Damit können Ihre Gläubiger besser umgehen als mit völliger Funkstille von Ihrer Seite. Daraufhin können Sie eventuell Ratenzahlungen anbieten, selbst wenn diese gering sind. Auch für die Gläubiger handelt es sich um offene Fälle, die sie gern abschließen möchten.
In manchen Fällen könnten auch Familie oder Freunde helfen – insbesondere bei neuen Schulden vor der Einschaltung eines Inkassobüros oder Anwalts. Die Stiftung Warentest gibt kostenlos Tipps, wie Sie auf Inkasso- und Anwaltspost reagieren können.
Eine Schuldnerberatung kann ebenfalls hilfreich sein. Nutzen Sie das Wissen von Experten – oft gibt es dort kostenlose individuelle Unterstützung beim Entwickeln einer Strategie zur Schuldenreduzierung.
Was Sie nicht tun sollten: Auf unrealistische Versprechungen wie "Schuldenfrei in einem Jahr" oder "Soforthilfe" hereinfallen. Hinter solchen Angeboten stecken oft Kredithaie, die ihren verzweifelten Kunden weit überhöhte Zinsen abnehmen. Auch Kredite "ohne Schufa", Vorauszahlungen für Vermittlungen oder Bedingungen sind meist unseriös.
Über die Autorin
- Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
- Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
Verwendete Quellen
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