Einmal den Jackpot knacken - das wär schon was, oder? Können wir die Chance auf die sechs Richtigen plus Superzahl nicht irgendwie erhöhen? Beim Ausfüllen eines Lottoscheins hilft uns die beste Strategie der Welt nichts, um den Jackpot zu knacken. Warum es aber sinnvoll ist, bestimmte Zahlen nicht zu tippen - und welche das sind.
Der große Traum vom Lottogewinn: Sich all die Dinge auszumalen, die man damit machen könnte - ist das nicht ein wunderbarer Zeitvertreib? Ab und zu gewinnt ja auch einer, warum also nicht diesmal ich? Lottospielern scheint die Hoffnung auf das viele Geld den Preis für den Tippschein wert zu sein. Mit Vernunft hat Lottospielen freilich wenig zu tun:
- Die gezogenen sechs Richtigen sind eine von knapp 14 Millionen Möglichkeiten (genauer: 13.983.816).
- Um den Jackpot zu knacken (sechs Richtige mit Superzahl) hat man eine von 140 Millionen Möglichkeiten (genauer 1:139.838.160).
Der Mathematiker Detlef Dürr, Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München, veranschaulicht das anhand eines Bildes: "Unterteilt man ein Fußballfeld in kleine Felder mit der Größe von einem Quadratzentimeter, würde das etwa zehn Millionen Felder ergeben - also sogar noch einmal deutlich weniger als die knapp 14 Millionen Möglichkeiten beim Lotto. Sie nummerieren die Felder durch und legen in eines ein Centstück. Nun soll ein Spieler erraten, in welchem der Felder der Cent liegt. Ein ziemlich lächerliches Spiel, oder?"
Und doch gehen viele beim Lottospielen mit Strategie vor. Ist das sinnvoll beziehungsweise logisch? Hier einige der häufigsten Fragen zum Lottospielen:
Ist die Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Zahl höher, wenn sie länger nicht gezogen wurde?
Tatsächlich orientieren sich laut dem Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB) viele Lottospieler daran, welche Zahl länger nicht gezogen wurde. Das sei der Grund dafür, warum die Lottogesellschaften diese Statistik immer noch als Service führen.
Aber ist das aus mathematischer Sicht eine sinnvolle Strategie? Nein. "Die Lottomaschine startet für jede Ziehung neu. Man sagt, die Ziehungen sind voneinander zufallsmäßig unabhängig. Bei der Drehung der Trommel durchlaufen die Kugeln einen chaotischen Prozess, sie purzeln fast sinnfrei durcheinander. Das verursacht das Löschen aller Erinnerung an die vergangene Ziehung", erläutert Dürr. Bei 49 Kugeln sei es durchaus typisch, dass eine Zahl länger nicht auftaucht.
Ist es aus mathematischer Sicht sinnvoller, immer die gleichen Lottozahlen zu tippen?
Dürr: "Nein, aus dem gerade beschriebenen Grunde. Bei jeder Ziehung sind die Karten neu gemischt."
Welche Zahl wurde bisher am häufigsten gezogen?
Laut Statistik ist es aktuell die 6, gefolgt von der 49. Kein Grund aber, sie deshalb auf dem Schein anzukreuzen: "Jede Zahl hat pro Ziehung dieselbe Chance", betont Dürr. Unglaublich, aber wahr: Die 13 wurde bisher am seltensten gezogen. (Stand: 19.5.2020)
Gibt es Lottozahlen, die man nicht tippen sollte?
Die Gewinnwahrscheinlichkeit an sich lässt sich mit keiner Tipp-Strategie erhöhen. Jedoch: Im Falle eines Gewinnes ist der Gewinnanteil höher, wenn man beliebte Zahlenkombinationen vermieden hat und sich somit den Gewinn nicht mit vielen anderen teilen muss. Liegt aber weniger im Jackpot, bedeuten sechs Richtige plus Zusatzzahl nicht unbedingt die erhoffte Million.
Offizielle Erhebungen, welche Zahlen Lottospieler besonders gerne und häufig tippen, gibt es nicht. Zumal viele Spielteilnehmer sich auf den sogenannten Quicktipp verlassen, bei dem der Zufallsgenerator die Zahlen bestimmt. Und doch lässt sich eine Tendenz ableiten, und zwar anhand der Quoten: "Immer wenn vermehrt Zahlen zwischen 1 und 12 gezogen werden, unter Umständen auch in Verbindung mit der 19, sind die Quoten beispielsweise für drei Richtige niedriger als sonst, weil es eben aufgrund der gezogenen Zahlen deutlich mehr Gewinne gibt", erklärt Clemens Buch, Pressesprecher des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB), auf Anfrage unserer Redaktion.
Wer sich also für den Fall eines Gewinns eine möglichst hohe Gewinnsumme sichern will, sollte bestimmte Kombinationen vermeiden:
- Zahlen, aus denen sich Geburtsdaten zusammensetzen lassen
- bestimmte Muster auf dem Lottoschein: Laut DLTB sind Drillinge (wie 9, 10, 11) äußerst beliebt, dabei oft zwei untereinander. Ebenfalls gängige Tippmuster sind diagonale oder horizontale Linien, Winkel, Kreuze, Rechtecke und andere Arten von geometrischen Formen.
"Es gab auch schon Kunden, die mit Tipps in Musteranordnung einen Heiratsantrag abgegeben oder zum Geburtstag gratuliert haben. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt", erzählt Buch.
Wurden meine Glückszahlen schon einmal getippt?
Das lässt sich mit einem Klick hier in Erfahrung bringen:
Beim Lotto-Histogramm lässt sich auch nachsehen, wie oft die eigene Lieblingszahl in welchem Jahr gezogen wurde.
Wie viel Geld gibt es für sechs Richtige plus Superzahl?
Die Quote in der ersten Gewinnklasse ist im Mittel: 7.327.011,30 Euro. Die Zahl basiert auf den Daten seit dem 4. Mai 2013. In der Gewinnklasse 2 (6 Richtige) ist die Quote 685.513,80 Euro.
Wie viel Geld bekomme ich für drei Richtige?
Die Chance für drei Richtige liegt bei 1:63. Im Schnitt gibt es dafür laut DLTB 10,50 Euro.
Ist Lotto aus Sicht des Mathematikers Irrsinn?
Dürr spielt zwar selbst kein Lotto, kann aber nachvollziehen, warum so viele Menschen es tun: "Es ist kein Irrsinn. Es ist untypisch zu gewinnen, aber es gibt eben Gewinner." Und er fügt hinzu: "Für viele Menschen ist die Hoffnung auf einen Gewinn eine Hoffnung auf etwas Gutes. Und Menschen brauchen solche Hoffnungen auf etwas Gutes."
Über die Experten:
- Prof. Dr. Detlef Dürr ist Mathematiker und theoretischer Physiker. Seit 1989 ist er am Institut für Mathematik an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig.
- Clemens Buch ist Pressesprecher des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB), Gemeinschaft der 16 selbstständigen Lotteriegesellschaften in den Bundesländern.
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