Frauen bezahlen beim Kauf von "weiblichen" Drogerieartikeln wie Rasierklingen, Deos oder Parfüms fast immer mehr als Männer. Das belegt auch eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
Blaue Rasierer kosten 3,89 Euro, das exakt gleiche "Frauenprodukt" in Pink kostet 4,49 Euro. Dieses Beispiel stammt aus der Studie "Preisdifferenzierung nach Geschlecht in Deutschland" der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
Die Studie untersucht gezielt Geschlechts-Unterschiede beim Preis von Produkten und Dienstleistungen in Deutschland. Bei etwa 50 Prozent der untersuchten Angebote müssen Frauen mehr bezahlen als männliche Verbraucher.
Dieser Mehrpreis wird als "Pink Tax" bzw. "rosa Steuer" bezeichnet. Es handelt sich dabei nicht um eine echte Steuer, sondern um eine geschlechtsspezifische Preisdifferenzierung. Der Begriff bezieht sich auf die Farbe Pink, in der häufig "Frauenprodukte" angeboten werden.
Preisunterschiede bei Dienstleistungen
Einen Aufpreis müssen Frauen vor allem beim Friseur hinnehmen. Der Studie nach kostet ein Damen-Kurzhaarschnitt in 89 Prozent der untersuchten Friseur-Salons mehr als ein Herren-Kurzhaarschnitt. Oft ist er sogar doppelt so teuer.
Auch bei der Textilreinigung müssen Frauen mehr bezahlen: 32 Prozent der Wäschereien verlangen für die Reinigung einer Damen-Bluse weitaus mehr als für die eines Herren-Hemdes.
Preisunterschiede bei Waren
Bei Waren, wie etwa Pflegeprodukten, gehen Preisunterschiede meistens zulasten der Verbraucherinnen. Hier zahlen Frauen bei 2,3 Prozent der untersuchten Produkte mehr als Männer.
Die Preis-Unterschiede beginnen bereits bei Kinderartikeln und ziehen sich bis zu Waren für jede Altersklasse.
"Gender-Pricing" und Gleichstellung
Rasiert ein blauer Rasierer schlechter als ein rosafarbener? Preisunterschiede, die sich nicht an der Leistung eines Produktes oder einer Dienstleistung festmachen lassen, sondern am Geschlecht der potenziellen Käufer, sind nicht mit der Forderung nach Gleichstellung vereinbar.
Argumentiert wird oft mit Marktmechanismen: Wenn Frauen gerne mehr Geld für Mode und Kosmetika ausgeben, stiegen entsprechend auch die Preise. Das seien eben die Gesetze von Angebot und Nachfrage.
Doch bei der Diskussion geht es nur auf den ersten Blick um den teureren Rasierer. Auf den zweiten Blick macht sie deutlich, wie sehr auch die Konsumenten an den vom Markt verstärkten "Unterschieden" zwischen Mann und Frau festhalten. (dag/dpa)
Verwendete Quellen:
- Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Studie "Preisdifferenzierung nach Geschlecht in Deutschland"
- BR.de: Pink Tax und Gender Pricing
- Verbraucherzentrale Hamburg: Pink Tax: Frauen zahlen mehr
- dpa
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