Der Rücken schmerzt, der Bauch rebelliert, aber beim Facharzt ist als Kassenpatient kein Termin zu bekommen? Es gibt wenig, was mich so sehr auf die Palme bringt. Zum Glück gibt es Wege, um vielleicht doch noch einen Termin zu ergattern.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Von Haus aus bin ich ein eher gelassen. Aber es gibt eine sichere Methode, um mich in ein wutschnaubendes Rumpelstilzchen zu verwandeln: der Versuch, einen Vorsorgetermin beim Hautarzt zu buchen. Es ist kein Geheimnis, dass Hautärzte wesentlich mehr Geld mit privat bezahlten Schönheitsbehandlungen verdienen können als mit dem, was die Krankenkassen ihnen für das Absuchen meiner Hautoberfläche überweisen. Trotzdem ist es empörend, dass es kaum möglich ist, für diese sinnvolle Vorsorge einen Termin zu bekommen.

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Meine Empörung wird auch nicht dadurch gemildert, dass es mir im vergangenen Sommer nach vielen vergeblichen Anläufen endlich gelungen war, einen Termin zu ergattern – für Januar. Als der große Tag gekommen war, lag ich dann mit Corona flach. Pech gehabt, zurück auf Los.

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Nun ist so ein Vorsorgetermin keine große Sache. Da kommt es nicht auf ein paar Monate an. Aber was, wenn ich wirklich krank wäre? Was würde ich tun angesichts der Terminflaute bei Fachärzten? Die Frage treibt viele Menschen um. Beim Kaffeetrinken mit Freundinnen werden Telefonnummern von Ärzten weitergereicht, bei denen man angeblich schnell einen Termin bekommt - nach dem Motto: Tausche Hautarzt gegen Urologen.

Bei "Finanztest" haben wir uns die Sache systematisch angesehen. Das erfreuliche Ergebnis: Bei akuten Beschwerden gibt es fünf mögliche Wege zu einem zeitnahen Facharzttermin.

1. Servicenummer 116 117

Wenn Sie sich aus diesem Text hier nur eine Sache merken, dann sollte es diese Nummer sein: 116 117. Das ist die Servicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung und es ist die erste Anlaufstelle bei der Suche nach einem Facharzttermin.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben den gesetzlichen Auftrag, in dringenden Fällen Facharzttermine in erreichbarer Nähe zu vermitteln – und häufig funktioniert das auch. Meist brauchen Sie dafür eine Überweisung vom Hausarzt – oder einem anderen Arzt - mit einem sogenannten Dringlichkeitscode. Er bescheinigt, dass Ihr Fall tatsächlich keinen Aufschub duldet.

Keine Überweisung brauchen Sie für Besuche bei Kinder-, Haus- und Augenärzten, bei Gynäkologen und für eine psychotherapeutische Sprechstunde.

Gut zu wissen: Die Servicestellen helfen auch, um einen Haus- oder Kinderarzt zu finden, der Sie auf Dauer aufnimmt – ein wertvoller Service, denn viele Praxen nehmen keine neuen Patientinnen und Patienten an.

2. Bereitschaftsarzt

Ist der Hausarzt nicht greifbar, können Sie sich mit akuten Beschwerden an den zuständigen Bereitschaftsarzt wenden. Auch hier kommt wieder die magische 116 117 ins Spiel: Auf der Webseite 116117.de finden Sie den diensthabenden Bereitschaftsarzt für Ihre Region.

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3. Akutsprechstunde

Einen Versuch wert ist häufig die Akutsprechstunde, die einige Fachrichtungen anbieten müssen, etwa notorisch ausgebuchte Spezialisten wie Neurologen, Hautärzte, Orthopäden, Urologen, HNO-Ärzte und Psychiater. Nicht auf der Liste stehen etwa Kardiologen, bei denen es ebenfalls seit Jahren Engpässe gibt. Hier hilft wieder die 116 117 weiter.

4. Terminvermittlungsportale

In Städten, in denen mehrere Ärztinnen und Ärzte jeder Fachrichtung erreichbar sind, können Kassenpatienten Arztportale wie Doctolib, Jameda oder Clickdoc nutzen, um nach freien Terminen zu suchen. Manche Mediziner haben über die Portale eine Warteliste freigeschaltet, die man aktivieren kann. Auf diese Weise kann man mit Glück kurzfristig einen Termin bekommen, weil jemand anderes absagt.

5. Schnellerer Facharzttermin dank Krankenkasse

Knapp drei Dutzend Krankenkassen bieten ihren Versicherten Hilfe bei der Arztterminsuche an. Ob Ihre Kasse dabei ist, erfahren Sie im Krankenkassenvergleich von "Finanztest" oder direkt bei Ihrer Krankenkasse. Die Service-Angebote funktionieren von Kasse zu Kasse unterschiedlich – manche verlangen eine Überweisung, andere nicht. Einige vermitteln nicht selbst, sondern bieten grundsätzlich an, die Wartezeit bei bestehenden Terminen zu verkürzen.

Es ist also nicht hoffnungslos, bei akutem Bedarf einen Facharzttermin zu bekommen. In sehr dringenden Fällen hilft der ärztliche Bereitschaftsdienst weiter oder im Notfall die Rettungsstelle. Mein Problem, einen Termin für die Hautkrebsvorsorge zu ergattern, ist damit allerdings immer noch nicht gelöst. Sieht so aus, als würde ich mich noch mal ärgern müssen.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

Verwendete Quellen

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